Ein polnischer Dichter ringt mit der Bürokratie

Die unbegrabenen Schuhe von Stutthof

Alte Schuhereste auf einem Erdhaufen außerhalb des Museums des ehemaligen KZs Stutthof.
Auf dem Gelände außerhalb des Museums des ehemaligen KZs Stutthof finden sich noch heute hastig vergrabene Schuhe. © Deutschlandradio / David Zane Mairowitz
Von Malgorzata Zerwe und David Zane Mairowitz · 20.07.2018
Das KZ Stutthof in der Nähe von Danzig sollte die Kriegsmaschine der Nazis mit Zwangsarbeitern versorgen. Ungefähr 110.000 Gefangene vegetierten in dem Lager. Einer von ihnen war der Großvater von Grzegorz Kwiatkowski.
Schon deshalb ist die KZ-Gedenkstätte für den Dichter und Musiker der psychedelischen Band Trupa Trupa ein besonderer Ort. Umso mehr seit 2015: Da stieß Kwiatkowski auf dem Gelände außerhalb des Stutthof-Museums auf Hunderte hastig vergrabener Schuhe. Sie waren unter andrem aus Auschwitz angeliefert worden. Die Häftlinge von Stutthof mussten sie reparieren, anschließend sollten die Schuhe "heim ins Reich gehen".
Ganz offensichtlich blieb die letzte Ladung in Stutthof stecken. Irgendwer hat sie eilig verbuddelt. Kwiatkowski war nicht der Erste, dem die Schuhe auffielen. Aber der Erste, der sie im Museum ausgestellt sehen will.
Die Diskussion, die seitdem hin und her geht, zeigt die Misere eines idealistischen jungen Dichters aus Polen, der mit dem Kopf gegen eine taube bürokratische Mauer rennt.
Produktion: Dlf 2018