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Frauenfußball
Eine Liga, die Geld verdient

Vor der Saison haben die Vereine in der Women’s Super League personell stark aufgerüstet: Stars aus aller Welt sind in die englische Liga gewechselt. Wirtschaftlich erscheint trotz Corona-Pandemie ein Silberstreif am Horizont. Denn die Premier League und zwei Investoren wollen in die WSL einsteigen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 03.10.2020
Alex Morgan und ihre Mitspielerinnen bei einer Gymnastikübung
Auf dem Sprung: US-Starspielerin Alex Morgan (Zweite von links) wechselte zu Tottenham nach England (Tess Derry/imago)
Sportlich ist die Women’s Super League derzeit unerreicht. Die besten Spielerinnen der Welt spielen in der Liga. Alleine der Wechsel von Superstar Alex Morgan zu Tottenham sorgte weltweit für Aufsehen. Sie war nach Sam Mewis, Rose Lavelle, Tobin Heath und Christen Press die fünfte US-Nationalspielerin, die vor dieser Saison in die Women’s Super League WSL gewechselt ist.
"Beste Liga der Welt"
Nach der Meinung der englischen Ex-Nationalspielerin Lianne Sanderson wird gerade ein Machtwechsel im globalen Frauenfußball vollzogen. Die Angreiferin hat neben Stationen in Spanien und Zypern lange Zeit in den USA gespielt. Deren Liga galt bisher als die beste der Welt. Bei Sky Sport News sagte sie:
"Ich habe lange genug in den USA gespielt, um zu wissen, wie es laufen muss, was die Unterschiede sind und was sich geändert hat. Jetzt kommen die Spielerinnen aus den USA, um in der Women’s Super League zu spielen. Für mich ist die WSL jetzt die beste Liga der Welt. Die Liga übernimmt diesen Titel, und das ist gut so."
Auch die englischen Stars Lucy Bronze und Alex Greenwood wechseln vom Champions League Sieger Olympique Lyon auf die Insel zurück. Dazu der Rekordtransfer der Schwedin Pernille Harder zu Chelsea.
Pernille Harder gibt ein Fernsehinterview.
Pernille Harder (hier bei der dänischen Nationalmannschaft) ist vom VfL Wolfsburg zum FC Chelsea gewechselt. (Gonzales Photo/Dejan Obretkovic/imago)
Solche Wechsel sorgen für internationales Medieninteresse. Die Partien der englischen Frauenliga werden jetzt auch in Nordamerika und Skandinavien übertragen.
Auch wirtschaftlich geht es bergauf: Laut einer Sprecherin des englischen Verbandes FA gibt es ein beträchtliches kommerzielles Interesse in vielen Bereichen, zum Beispiel beim Sponsoring und Medienrechten.
Noch hat der englische Fußball-Verband das Sagen und finanziert die Liga jährlich mit 7,8 Millionen Euro. Die FA würde diese Ausgabe aber gerne verringern. Liga-Direktorin Kelly Simmons wird bei SkySportnews so zitiert:
"Es ist noch sehr früh. Der Verband hat erklärt, dass er die WSL nicht langfristig leiten will, aber wir haben mitgeholfen, sie zu gründen und haben in sie investiert. Es befindet sich noch in einer Entwicklungsphase und wir haben Zeit, um langfristig über die verschiedenen Optionen nachzudenken.
Zwei Unternehmen sollen interessiert sein
Medienberichten zufolge sind die Unternehmen CVC und Bridgepoint in Verhandlungen um eine Beteiligung. Beide haben sich schon im Sport engagiert, in der Formel 1 und in der Moto GP. Das Finanzunternehmen CVC räumt auf Deutschlandfunk-Anfrage ein, dass es derzeit mehrere laufende Verhandlungen zu Investitionen im Sport gibt.
Bridgepoint will die Berichte in den englischen Medien nicht kommentieren. Danach strebt das Unternehmen eine hohe Minderheitsbeteiligung an einer Firma an, die kommerziellen Rechte der Liga vermarkten soll – ähnlich, wie die DFL im deutschen Männerfußball. Danielle Sharkey von der internationalen Anwaltskanzlei Charles Russel Speechlys, die unter anderem Kunden bei solchen Inventments berät, kommentiert das Investoreninteresse so:
"Das ist auf den Erfolg der englischen Frauen-Fußballnationalmanscht bei der Weltmeisterschaft 2019 zurückzuführen. Deren Vorstellung und die verstärkten Marketing-Bemühungen des englischen Verbandes und der Women’s Super League führten dazu, dass die Investmentfirmen das Potential im Frauenfußball im Vergleich zum Männerfußball entdeckt haben."
Erste Entscheidung gegen die Premier League
Neben den möglichen Investoren hat auch die Premier League Interesse an der Frauen-Liga. Nach ersten Gesprächen haben sich die Vereine der Women’s Super League dagegen ausgesprochen. Sie fürchten, hinter den Männerklubs nur die zweite Geige zu spielen. Premier League-Chef Richard Scudamore will die Gespräche jedoch weiterführen.
Spielszene: Arsenal-Spielerin flankt, Tottenham-Spielerin läuft nebenher.
North London Derby in der WSL: Arsenal gegen Tottenham (Tess Derry/imago)
Wirtschaftlich ist die WSL auf einem aufsteigenden Ast. Im Frühjahr schloss das Finanzunternehmen Barclays einen Drei-Jahresvertrag für das Namenssponsoring der Liga ab.
"Wir unterstützen die Women’s Super League, die stetig wächst. Ihre Fanattraktivität wächst immer weiter. Das läuft hervorragend", sagt Barclays-Boss Jes Staley. Dieser Deal passt genau zu der Theorie von Anwältin Danielle Sharkey zur Wertigkeit der Investments:
"Der Frauensport bietet Raum für Initiative und innovative Aktivierungsstrategien. Es gibt keine Beschränkungen durch jahrelange Verträge. Dadurch besteht die Möglichkeit, die Rechte kreativer zu aktivieren."
Bisher zwei Sponsoren für die Liga
Denn Barclays hat nicht nur das Namensrecht erworben. Auf der Unternehmens-Website werden Höhepunkte der Spiele gezeigt, mit Verlinkungen zu einzelnen Partien und Spielerinnenstatistiken. Beim flexiblen Sponsoring sieht Sharkey Vorteile im Vergleich zu den Männer-Ligen. Dort sind Medien- und Namensrechte sowie das Sponsoring in starren Paketen und langfristig vergeben.
Aktuell hat die FA mit der Versicherung Vitality einen Dreijahresvertrag als Namensgeber für den Pokalwettbewerb der Frauen abgeschlossen. Mit jedem Sponsor dürfte auch das Interesse von Investoren steigen.