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Eine Stadt im Ausnahmezustand
Wie sich Brüssel auf den Trump-Besuch vorbereitet

Beim Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in Brüssel werden auch Demonstrationen erwartet. An die 70 verschiedene Gruppierungen werden sich unter dem Motto "Trump not welcome" in der belgischen Hauptstadt versammeln. Für die Sicherheit sorgen mindestens 2.000 Polizisten.

Von Felicitas Boeselager | 24.05.2017
    US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania bei der Ankunft in Rom
    US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania bei der Ankunft in Rom - anschließend reisen die beiden nach Brüssel. (dpa-picture-alliance/Andrew Medichini)
    Vor der amerikanischen Botschaft in Brüssel verlangt ein Soldat von einer jungen Frau, die Fotos zu löschen, die sie gerade von der Botschaft geschossen hat. Sonst gibt es für die Handvoll Soldaten dort noch nicht viel zu tun. Sie stehen in der Sonne und beobachten Passanten. Ab morgen übernachtet hier US-Präsident Donald Trump. Von außen sieht alles noch sehr gelassen aus. Doch das dürfte sich schon in wenigen Stunden verändern.
    Zwei U-Bahn-Stationen weiter, mitten im Europa-Viertel herrscht auch noch keine große Aufregung. Ein britischer Mitarbeiter der EU-Institutionen findet, dass Trump jedes Recht hat zu kommen, auch wenn er selbst nicht hinter seiner Politik steht. Eine deutsche Mitarbeiterin hat ganz pragmatische Sorgen und wundert sich über seinen Besuch:
    "Ich find's natürlich ärgerlich, dass dann Brüssel verkehrstechnisch mal wieder total lahmgelegt ist und ich bin überrascht, dass er überhaupt kommt, weil ich denke, dass er bevor er Präsident geworden ist, nicht mal wusste, wo Belgien überhaupt liegt."
    Und ein anderer begrüßt Trumps Besuch, denn auch, wenn er den Präsidenten nicht unterstützt, so findet er doch, dass man ihm zu hören solle, sonst liefe man gegen eine Mauer.
    Demonstrationen unter dem Motto "Trump not welcome"
    So sieht das aber nicht jeder hier in Brüssel. Als bekannt wurde, dass Trump nach Belgien kommen wird, riefen acht Studenten aus Gent und Brüssel auf Facebook zu einer Gegenveranstaltung auf. Zwei Tage später folgten ihrer Seite über 7.000 Menschen. Unter dem Motto "Trump not welcome" haben sie für heute Abend zu einer Demonstration aufgerufen.
    Die Veranstalter rechnen mit mehreren tausend Teilnehmern. Nachdem die Studenten von dem großen Andrang überwältigt wurden, haben sie Unterstützung von erfahreneren Demonstranten bekommen. Zum Beispiel mit einer Friedensbewegung, die traditionell bei Nato-Gipfeln demonstriert. Einer von ihnen ist Ludo de Brabander:
    "Das ist das Schöne, dass es ein Bündnis gibt mit Frauenbewegungen, mit anti-rassistischen Bewegungen, mit Gewerkschaften - ganz, ganz bunte Versammlung von Organisationen und ich glaube es wird auch sehr bunt aussehen."
    "Für uns ist er ein Symbol"
    Fast 70 verschiedene Gruppierungen versammeln sich unter dem Motto "Trump not welcome", jede mit ihren eigenen Themen. Für Brabander liegt das maßgeblich an Trump, bei einem normalen Nato-Gipfel ließen sich weniger Menschen mobilisieren:
    "Weil Trump ein Symbol ist, es gibt in Europa viele Trumps. Für uns ist er ein Symbol, sein rechtspopulistisches Denken."
    Zu der Demonstration werden auch Mitglieder des Schwarzen Blocks erwartet. Damit alles friedlich abläuft arbeiten die Organisatoren sehr eng mit der Polizei zusammen. Die Sicherheitsbehörden bereiten diese Tage vor, seit sie wissen, dass der Nato-Gipfel stattfindet. Der Polizist Harald Meyer unterstützt mit seinen Kollegen aus Lüttich die Brüsseler Sicherheitsbehörden:
    "Mindestens 2.000 Polizisten, um die Sicherheit von Donald Trump und die der Demonstranten zu gewährleisten. Die normale Bevölkerung hat natürlich auch Anrechte, jeden Tag normal ihr Leben weiter zu führen, dann die ganze Vorbereitungs- und Planungsarbeit, die ist auch riesig, also eine Riesen-Maschine ist da in Gang."
    Eine Riesen-Maschine, mit der die Brüsseler aber nach sämtlichen EU-Gipfeln schon viel Erfahrung haben. Kaum einer wundert sich hier über zugeschweißte Gulli-Deckel und Sniper auf dem Dach.