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"Einsteins Jahrhundertwerk"
Die Relativitätstheorie bildhaft erklärt

In seinem Buch "Einsteins Jahrhundertwerk" führt Thomas Bührke seine Leser durch bildhafte Beschreibungen an Einsteins Gedankenwelt heran. Er zeigt dabei, dass die allgemeine Relativitätstheorie keineswegs nur dem Gehirn eines genialen Einzelgängers entsprang und nur wenigen Spezialisten zugänglich ist.

Von Michael Lange | 18.10.2015
    Fotos und Dokumente im Albert-Einstein-Archiv der Hebräischen Universität von Jerusalem
    Fotos und Dokumente im Albert-Einstein-Archiv der Hebräischen Universität von Jerusalem (picture alliance / dpa / Abir Sultan)
    Die Relativitätstheorie ist allgemein bekannt als Werk des genialen Geistes von Albert Einstein. Dabei weiß kaum jemand mit Begriffen wie Relativität oder Krümmung des Raumes etwas anzufangen. Der Physiker Thomas Bührke öffnet die Tür einen Spalt weit, sodass Nichtphysiker einen Blick auf diese fremde Welt riskieren können.
    So erklärt er nachvollziehbar, wie Albert Einstein ausgehend von Newtons Physik diese überwindet. Unsere Alltagswelt, wie Newton sie beschreibt, macht er zu einem Spezialfall einer umfassenderen Physik, mit der sich das ganze Universum beschreiben und berechnen lässt. Die Zeit ist nicht mehr linear, und der Raum kein festes Koordinatensystem. Die Schwerkraft, wie wir sie kennen, wird von einer unbekannten Kraft, die uns am Boden hält, zu einer Eigenschaft von Raum und Zeit. Materie krümmt den Raum und zwingt so den Mond in seine Umlaufbahn. Es sind also keine unsichtbaren Kraftlinien, die den Mond am Himmel halten, sondern der Raum um die Erde ist so eingedellt wie ein Gummituch. Und der Mond läuft in einer Art Mulde um die Erde.
    Ständiger Zweifel
    Durch bildhafte Beschreibungen führt Thomas Bührke seine Leser an Einsteins Gedankenwelt heran. Er zeigt, dass die allgemeine Relativitätstheorie keineswegs nur dem Gehirn eines genialen Einzelgängers entsprang und nur wenigen Spezialisten zugänglich ist. Viele Zeitgenossen Einsteins suchten nach Erklärungen für unverstandene Zusammenhänge, und erlebten dabei weit mehr Enttäuschungen und Rückschläge als Durchbrüche. Ständiger Zweifel stellte die Erkenntnisse Einsteins und seiner Mitstreiter immer wieder infrage. Ständig suchten Physiker nach Gedankenexperimenten oder Beobachtungen, die die neue Theorie bestätigten oder widerlegten.
    Thomas Bührke wählt eine einfache Sprache und scheut sich nicht, abstrakte Gedanken immer wieder neu und anders zu erklären. Dabei spart er auch mathematische Hintergründe nicht aus. Eindeutig stellt er Information über Unterhaltung, und nicht jeder Satz ist einfach zu verstehen. Beim Lesen muss der Laie immer wieder zurückblättern. Wer aber Freude an abstraktem Denken hat, und die Relativitätstheorie und deren Auswirkungen auf Wissenschaft und Kunst verstehen will, erfährt viel Neues und wird zumindest einiges besser verstehen. Über anderes muss man halt staunen und hinweglesen.
    Thomas Bührke: "Einsteins Jahrhundertwerk. Die Geschichte einer Formel." dtv premium Verlag, 280 Seiten, 16,90 Euro, ISBN: 978-3423260527.