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Einzelhandel
Konkurrenz für Marks & Spencer

Das britische Unternehmen Marks & Spencer arbeitet an einer Trendwende im Einzelhandel. Vor allem die Konkurrenz aus dem Online-Handel bereitet dem Unternehmen Schwierigkeiten. Auf dem Heimatmarkt setzen M & S aber auch die deutschen Wettbewerber Aldi und Lidl zu.

Von Friedbert Meurer | 09.07.2019
Fußgänger vor einer Filiale des britischen Einzelhändlers Marks and Spencer
Fußgänger vor einer Filiale des britischen Einzelhändlers Marks and Spencer (Andy Rain/dpa)
Die automatische Lautsprecheransage ruft "Kasse Nummer fünf" auf. Der Kunde vorne in der Schlange schreitet zur Kasse fünf und legt seine Einkäufe vor. Er hat hier im Londoner Westen im "Marks & Spencer Simply Food" eingekauft, eine vergleichsweise junge Erfindung des traditionsreichen britischen Einzelhändlers. "Einfach Lebensmittel", "simply food", ist ein gehobenes Einkaufserlebnis mit frischen Sandwichs, Gemüse-Wraps oder Sausage Rolls, den britischen Würstchen im Blätterteigmantel.
Marks & Spencer will mit der Zeit gehen und sein leicht biederes Image aufpolieren, meinte Vorstandschef Steve Rowe schon im letzten Jahr. "Wenn Sie etwas länger zurückschauen, Marks & Spencer hat da Kunden verloren. Wir haben die Jungen nicht angesprochen. Jetzt wenden wir uns an junge Familien, die unsere Filialen entdecken sollen."
Einzelhandel im Online-Wandel
Der Lebensmittel-Einzelhandel steckt auch in Großbritannien im Umbruch. Dazu gehört auch, dass immerhin schon sechs Prozent der Lebensmittel online bestellt werden, doppelt so viel wie in Deutschland. Marks & Spencer will für umgerechnet 850 Millionen Euro fünfzig Prozent der Anteile des Lebensmittel-Onlinehändlers Ocado erwerben und dann zum Hauptlieferanten werden. Eingepackt werden die Lebensmittel bei Ocado vollautomatisch in gigantischen, futuristisch wirkenden Hallen. Dann werden sie mit eigenen Lieferwagen den Kunden nach Hause gebracht.
Umgekehrt schließt Marks & Spencer Filialen in den High Streets, den Haupteinkaufsstraßen. Die Gewinnmargen werden immer geringer. Schuld daran sind die beiden deutschen Discounter Aldi und Lidl, die zusammen jetzt auf 15 Prozent Marktanteil im Vereinigten Königreich kommen. "Liddle", wie die Briten sagen, will alleine in London 40 neue Läden eröffnen, unter anderem nahe der Oxford Street. Die Discounter greifen damit jetzt auch in den Innenstädten an.
Belastung durch den Brexit
Waitrose, eine andere Supermarktkette, und Marks & Spencer investieren umso mehr in die Online-Zukunft. Waitrose wollte in drei Jahren ein Drittel des Umsatzes mit dem Verkauf von Lebensmitteln im Internet erzielen - ein wohl zu ehrgeiziges Ziel. Marks & Spencer zieht zwar online mit, will aber auch neue Filialen eröffnen, nur an besseren Standorten als bisher.
Und die nächste Herausforderung steht vor der Tür: Am 31. Oktober droht Großbritannien, ohne Vertrag die EU zu verlassen. Der Einzelhandel warnt, aber die Politik fordert die Supermarktketten auf, die Vorräte aufzustocken. Das Problem ist nur: zum 31. Oktober werden die Lagerhallen ohnehin schon voll sein mit Waren für Halloween und das dann folgende Weihnachtsgeschäft.