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Einzelhandel
Stellenabbau bei Media Markt und Saturn

Media Markt und Saturn verkaufen Elektronik vom Smartphone bis zur Waschmaschine, doch sie leiden unter der Konkurrenz des Online-Handels. Die Muttergesellschaft Ceconomy streicht deshalb Stellen, unter anderem in der Zentrale in Ingolstadt.

Von Mischa Ehrhardt | 30.04.2019
Die Firmenzentrale von Media Markt in Berlin-Moabit
Die Beschäftigten von Media Markt und Saturn müssen sich auf Stellenstreichungen einstellen (imago stock&people)
Wo es nach guten Willensbekundungen noch immer nicht rund läuft, sollen Apelle zum Handeln helfen.
"Wir haben unser enormes bislang Potenzial nicht voll ausgeschöpft, deshalb müssen wir handeln und die Ceconomy-Gruppe für die Zukunft aufstellen. Sie werden ähnliche Aussagen von uns schon einmal gehört haben. Für uns ist es aber besonders wichtig, diesen Anspruch zu erfüllen und in den nächsten Monaten vom Reden ins Handeln zu kommen".
Sagt Ceconomy-Chef Jörn Werner – denn es lägen noch eine Menge Hausaufgaben vor ihm und der Belegschaft von Ceconomy. Deutlich schlankere Strukturen sollen es nun richten.
Rotstift beim Personal
Der Rotstift aber wird vor allem beim Personal von Mediamarkt und Saturn angesetzt. Ferran Reverter, Chef von Mediamarkt-Saturn in Deutschland sprach von schwierigen Entscheidungen, bei denen es um Menschen und Arbeitsplätze gehe.
Doch nur so könne man die Quellen für weiteres Wachstum freilegen und wieder konkurrenzfähiger werden. Vor allem die Konkurrenz von Online-Riesen wie Amazon und co hat den Elektronikketten mit ihren großen Filialen in den Innenstädten das Leben schwer gemacht.
"Wir sehen, dass das Unternehmen im Grunde den ganzen Online-Handel mehr oder weniger verschlafen hat und zu sehr auf die altbewährten Strukturen gesetzt hat - auf große Läden, das Ganze immer doppelt vorgehalten – und nicht schnell genug sich auf den wandelnden Wettbewerb eingestellt".
Sagt der Aktienhändler Stefan Scharfetter von der Baader Bank. Unter anderem die Verwaltungszentrale in Ingolstadt von Mediamarkt-Saturn wird es wohl treffen - dort arbeiten bislang gut 3.000 Beschäftigte; aber auch in der Konzernzentrale der Muttergesellschaft Ceconomy in Düsseldorf sollen Doppelaufgaben abgeschafft werden.
Sozialplan soll ausgehandelt werden
Mit den Vertretern der Arbeitnehmer will die Geschäftsleitung in den kommenden Wochen und Monaten nun einen Sozialplan verhandeln. Genaue Zahlen nannten die Manager heute zwar nicht, sprachen aber von einer mittleren dreistelligen Zahl von Arbeitsplätzen, die wegfallen sollen. Über Stellenstreichungen, die auch das Management betreffen und eine schlankere und effizientere Konzernstruktur sollen die Kosten um rund 20 Prozent oder zwischen 110 und 130 Millionen Euro pro Jahr sinken. Das harte Umlenken ist nötig, weil das alte Management offenbar die Weichen falsch gestellt hat. Ceconomy musste im vergangenen Jahr mehrmals seine Gewinnprognosen senken.
Sanierer an der Spitze
Deswegen musste der ehemalige Vorstandsvorsitzende im vergangenen Herbst seinen Hut nehmen, seit 1. März hat Jörn Werner das Ruder bei Ceconomy übernommen. Stefan Scharfetter:
"Deswegen ist jetzt auch ein Sanierer an der Spitze des Unternehmens, auch ist ja dann gesund geschrumpft worden – also man macht es von der Spitze nach unten. Ich denke, viel Zeit bleibt nicht, aber, die ersten Aussagen sind ja doch relativ hoffnungsvoll, die das neue Management jetzt getroffen hat".
Vor rund zwei Jahren entstand die Muttergesellschaft der beiden Elektronikketten aus einer Abspaltung aus dem Metro-Handelskonzern. Ziel und Idee waren es, dass sich beide Einheiten eigenständig besser entwickeln könnten. Zumindest im Fall Ceconomy hat sich das bisher nicht bewahrheitet. Seither hat sich der Börsenwert des Unternehmens in etwa halbiert. Die Prognosen für dieses Jahr will das Unternehmen trotz steigender Kosten für den Konzernumbau erreichen.