Grippeviren sind hoch infektiös, aber für sich genommen richten sie erst einmal gar nicht so viel Schaden an. Dr. Amanda Jamieson vom Max F. Perutz Laboratorium der Universität Wien.
"Die Grippe macht die Menschen aber empfindlich für bakterielle Infektionen besonders in der Lunge. Und diese Infektionen können sich dann ausbreiten, eine Blutvergiftung auslösen und letztlich zum Tod führen. Wir wollten herausfinden, wie die Grippe den Bakterien den Weg bahnt."
Noch an ihrer alten Arbeitsstätte, der amerikanischen Yale University, hat Amanda Jamieson Mäuse erst über die Nase mit Grippeviren und einige Tage später direkt in die Blutbahn mit Listerien infiziert. Diese Bakterien haben gerade wieder für Schlagzeilen gesorgt. Mit Listerien belasteter Rohmilchkäse hat zum Tod von sechs Menschen in Österreich und Deutschland geführt. Listerien treten normalerweise nicht im Rahmen einer Grippe auf. Die Forscher in Yale haben sie aber in ihren Experimenten verwendet, weil die Immunantwort der Mäuse auf eine Listerieninfektion genau bekannt ist. Jamieson:
"Wir haben den Mäusen nur eine kleine Menge Bakterien ins Blut gegeben. Sie hatten keine Probleme, mit ihnen fertig zu werden, sie blieben völlig gesund. Aber wenn wir die Mäuse zuerst mit der Grippe infizierten, fanden wir riesige Mengen von Bakterien."
Besonders in der Milz und der Leber stieg die Zahl der Bakterien um den Faktor 100.000 an. Letztlich schafften es die Mäuse aber, beide Erreger, sowohl die Grippeviren als auch die Listerien, erfolgreich abzuwehren. Trotzdem, das Experiment von Amanda Jamieson belegt: Die Grippeinfektion erlaubt es den Listerien irgendwie, das normale Abwehrsystem zu überwinden. Doch warum ist das so? Die Forscher in Yale untersuchten viele Faktoren. So finden sich im Blut der Grippemäuse weniger Botenstoffe, die das Abwehrsystem auf die Bakterien aufmerksam machen und entsprechend werden sie auch von weniger Immunzellen attackiert. Letztlich entscheidend sind offenbar Stresshormone, wie das Cortison.
"Wir glauben, wenn wenige Grippeviren über längere Zeit im Körper sind, oder viele in einer kurzen Zeit, dass dann die Lunge geschädigt wird, und das löst eine Stressantwort aus. Die Stresshormone dämpfen dann die Immunreaktion. Es ist nämlich eine schwierige Balance, auf der einen Seite braucht man das Immunsystem, um die Infektion zu bekämpfen. Auf der anderen Seite kann der Körper auch zu viel des Guten tun. Dann wird eine überschießende Entzündung selbst lebensgefährlich. In diesem Fall braucht man die Stresshormone, um zu überleben."
Wenn die Immunzellen die Grippeviren ungebremst angreifen, dann können sie über das Ziel hinausschießen und nicht nur die Erreger abtöten, sondern auch das Lungengewebe, dass sie eigentlich schützen sollen. Das ist nicht nur eine theoretische Möglichkeit Amanda Jamieson hat auch mit Mäusen gearbeitet, die keine Stresshormone bilden können. Als diese mit Grippeviren und Bakterien infiziert wurden, arbeitete ihr Immunsystem auf Hochtouren. Aber es half ihnen letztlich nichts.
"Sie konnten die Bakterien kontrollieren, aber sie entwickelten eine wirklich starke Entzündungsreaktion in der Lunge und wurden sehr sehr krank und wir mussten sie töten, weil sie so krank wurden."
Die Abschwächung der Immunantwort ist also der Preis, den der Körper für eine erfolgreiche Bekämpfung der Grippeviren bezahlen muss. Damit eröffnet sich aber gleichzeitig Bakterien in der Umgebung die Chance, ihrerseits eine Infektion zu etablieren. Diese zweite Infektion kann dann zu einer schweren Lungenentzündung oder einer Blutvergiftung führen und tödlich enden. Die Erkenntnisse vom Amanda Jamieson helfen den Ärzten leider nicht direkt weiter. Sie wissen jetzt zwar, warum Grippepatienten so häufig auch mit Bakterien zu kämpfen haben, aber sie dürfen nicht einfach das Immunsystem der Kranken stimulieren.
"Das zeigt, wie kompliziert das Ganze ist. Die Ärzte müssen nicht nur das Virus loswerden, sie müssen sich auch um die Bakterien kümmern und die Entzündungsreaktion. Die Behandlung der Grippe ist eine sehr komplizierte Sache."
"Die Grippe macht die Menschen aber empfindlich für bakterielle Infektionen besonders in der Lunge. Und diese Infektionen können sich dann ausbreiten, eine Blutvergiftung auslösen und letztlich zum Tod führen. Wir wollten herausfinden, wie die Grippe den Bakterien den Weg bahnt."
Noch an ihrer alten Arbeitsstätte, der amerikanischen Yale University, hat Amanda Jamieson Mäuse erst über die Nase mit Grippeviren und einige Tage später direkt in die Blutbahn mit Listerien infiziert. Diese Bakterien haben gerade wieder für Schlagzeilen gesorgt. Mit Listerien belasteter Rohmilchkäse hat zum Tod von sechs Menschen in Österreich und Deutschland geführt. Listerien treten normalerweise nicht im Rahmen einer Grippe auf. Die Forscher in Yale haben sie aber in ihren Experimenten verwendet, weil die Immunantwort der Mäuse auf eine Listerieninfektion genau bekannt ist. Jamieson:
"Wir haben den Mäusen nur eine kleine Menge Bakterien ins Blut gegeben. Sie hatten keine Probleme, mit ihnen fertig zu werden, sie blieben völlig gesund. Aber wenn wir die Mäuse zuerst mit der Grippe infizierten, fanden wir riesige Mengen von Bakterien."
Besonders in der Milz und der Leber stieg die Zahl der Bakterien um den Faktor 100.000 an. Letztlich schafften es die Mäuse aber, beide Erreger, sowohl die Grippeviren als auch die Listerien, erfolgreich abzuwehren. Trotzdem, das Experiment von Amanda Jamieson belegt: Die Grippeinfektion erlaubt es den Listerien irgendwie, das normale Abwehrsystem zu überwinden. Doch warum ist das so? Die Forscher in Yale untersuchten viele Faktoren. So finden sich im Blut der Grippemäuse weniger Botenstoffe, die das Abwehrsystem auf die Bakterien aufmerksam machen und entsprechend werden sie auch von weniger Immunzellen attackiert. Letztlich entscheidend sind offenbar Stresshormone, wie das Cortison.
"Wir glauben, wenn wenige Grippeviren über längere Zeit im Körper sind, oder viele in einer kurzen Zeit, dass dann die Lunge geschädigt wird, und das löst eine Stressantwort aus. Die Stresshormone dämpfen dann die Immunreaktion. Es ist nämlich eine schwierige Balance, auf der einen Seite braucht man das Immunsystem, um die Infektion zu bekämpfen. Auf der anderen Seite kann der Körper auch zu viel des Guten tun. Dann wird eine überschießende Entzündung selbst lebensgefährlich. In diesem Fall braucht man die Stresshormone, um zu überleben."
Wenn die Immunzellen die Grippeviren ungebremst angreifen, dann können sie über das Ziel hinausschießen und nicht nur die Erreger abtöten, sondern auch das Lungengewebe, dass sie eigentlich schützen sollen. Das ist nicht nur eine theoretische Möglichkeit Amanda Jamieson hat auch mit Mäusen gearbeitet, die keine Stresshormone bilden können. Als diese mit Grippeviren und Bakterien infiziert wurden, arbeitete ihr Immunsystem auf Hochtouren. Aber es half ihnen letztlich nichts.
"Sie konnten die Bakterien kontrollieren, aber sie entwickelten eine wirklich starke Entzündungsreaktion in der Lunge und wurden sehr sehr krank und wir mussten sie töten, weil sie so krank wurden."
Die Abschwächung der Immunantwort ist also der Preis, den der Körper für eine erfolgreiche Bekämpfung der Grippeviren bezahlen muss. Damit eröffnet sich aber gleichzeitig Bakterien in der Umgebung die Chance, ihrerseits eine Infektion zu etablieren. Diese zweite Infektion kann dann zu einer schweren Lungenentzündung oder einer Blutvergiftung führen und tödlich enden. Die Erkenntnisse vom Amanda Jamieson helfen den Ärzten leider nicht direkt weiter. Sie wissen jetzt zwar, warum Grippepatienten so häufig auch mit Bakterien zu kämpfen haben, aber sie dürfen nicht einfach das Immunsystem der Kranken stimulieren.
"Das zeigt, wie kompliziert das Ganze ist. Die Ärzte müssen nicht nur das Virus loswerden, sie müssen sich auch um die Bakterien kümmern und die Entzündungsreaktion. Die Behandlung der Grippe ist eine sehr komplizierte Sache."