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Eishockey in den USA
NHL: Vier-Punkte-Plan gegen Machtmissbrauch

Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL steht in den Negativ-Schlagzeilen. Es geht um physischen und psychischen Machtmissbrauch von Trainern - und auch um Rassismus. Mit Bill Peters von den Calgary Flames ist ein Trainer zurückgetreten. Nun verlor überraschend Jim Montgomery seinen Posten in Dallas.

Von Heiko Oldörp | 10.12.2019
Kampf um den Puck am 19.12.2003 im Wellblechpalast des Berliner Sportforums.
Eishockey: Kampf um den Puck (Zentralbild/dpa/picture-alliance )
Die Spekulationen waren groß, als bekannt wurde, dass sich die Dallas-Stars überraschend von Trainer Jim Montgomery getrennt hatten. Denn sportlich lief es bei den Texanern zuletzt gut. Dallas steht auf einem Playoff-Platz. Schnell war zu hören, dass die Entscheidung keine sportlichen Gründe hatte. Als Manager Jim Nill auf einer eiligst einberufenen Pressekonferenz dann vor die Medien trat, sprach er zwölf Minuten lang - sagte aber wenig Substanzielles. Und der Grund für die Trennung blieb offen.
"Ich wurde am Wochenende über einen Vorfall informiert. Nachdem wir Informationen gesammelt und die Sache untersucht haben, kam heraus, dass es sich um unprofessionelles Verhalten handelte, das nicht mit den Werten unseres Vereins vereinbar ist. Deshalb haben wir Jim Montgomery sofort von seinen Aufgaben entbunden."
Nill betonte, dass die Trennung nichts mit aktuellen oder ehemaligen Spielern des Vereins zu tun habe. Es ist also davon auszugehen, dass Montgomery Spieler nicht beleidigt, schikaniert oder missbraucht hatte.
Vereine sind verpflichtet, Fehltritte sofort zu melden
Seine Entlassung sei, teilten Experten des kanadischen Senders TSN mit, auch keine Folge des neuen Vier-Punkte-Plans. Diesen hatte die NHL am Montag auf ihrer Vorstandssitzung im Zuge der jüngsten Entwicklungen um den mittlerweile zurückgetretenen Calgary-Flames-Trainer Bill Peters beschlossen.
Peters hatte in der Saison 2009/10 als Trainer des Zweitliga-Teams Rockford IceHogs den in Nigeria geborenen Spieler Akim Aliu rassistisch beleidigt. Für die Liga sei dieser Vorfall überraschend gekommen, sagte NHL-Commissioner Gary Bettman.
Um Rassismus und auch Machtmissbrauch künftig zu verhindern, sind die Vereine nun dazu verpflichtet, Fehltritte sofort der NHL zu melden. Sollte dies nicht erfolgen, so Bettman, drohen harte Sanktionen. Zudem sollen Trainer, Manager sowie deren Assistenten verpflichtet werden, einmal im Jahr an einem Lehrgang teilnehmen, bei dem Experten unter anderem Themen wie Inklusion, Diversität und Menschenführung vermitteln. Und die NHL will eine Hotline einführen, auf der Spieler, Trainer oder Vereinsangehörige anonym Verstöße melden können.
Es tut sich also was. Doch es muss noch mehr kommen. Vor allem in den Nachwuchsligen. Denn dort, betonte Ex-Profi Dan Carcillo gegenüber dem Deutschlandfunk, seien die Missbrauchs-Zahlen um ein Vielfaches höher.