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Eishockey
USA drohen mit WM-Boykott

Am 31. März beginnt in den USA die Eishockey-Weltmeisterschaft der Frauen - möglicherweise jedoch ohne die Titelverteidigerinnen. Die Amerikanerinnen boykottieren das Turnier. Sie fühlen sich vom amerikanischen Verband diskriminiert.

Von Jürgen Kalwa | 23.03.2017
    Das US-Team bei der WM 2015 in Schweden. In diesem Jahr könnte das Turnier ohne die Amerikanerinnen stattfinden.
    Das US-Team bei der WM 2015 in Schweden. In diesem Jahr könnte das Turnier ohne die Amerikanerinnen stattfinden. (imago )
    Die Entscheidung kam erst in der Verlängerung. Da staubte Alexandra Carpenter den Puck ab und schob ihn ins Netz. "Sudden Death" für Kanada. Und für die USA der dritte Weltmeistertitel in Folge.
    "There's a loose puck. It's loose in front. They score. Alex Carpenter has won it for the the United States."
    Knapp 6000 Zuschauer in der ausverkauften Eishalle von Kamloops in der kanadischen Provinz British Columbia waren enttäuscht.
    "Once again, team USA has come to Canada and has won the Women’s World Hockey Championship."
    Doch jeder weiß: Der Erfolg der Amerikanerinnen kommt nicht von ungefähr. Carpenter zum Beispiel ist die Tochter eines ehemaligen NHL-Profis:
    "It's pretty unbelievable. It's what I dreamed of as a kid, you know."
    Sie hatte als junges Mädchen davon geträumt. Und trotzdem will sie bei der am 31. März beginnenden WM den hart erkämpften Titel nicht verteidigen. Sie und ihre Mannschaftskolleginnen boykottieren das Turnier, das in einem Vorort von Detroit stattfindet.
    Verband unter Druck
    Der Grund: Die Spielerinnen wollen Druck auf den Verband ausüben, der sie seit Jahren als Sportler dritter, wenn nicht vierter Klasse behandelt. Geld erhalten sie nur sechs Monate in der Zeit vor den Olympischen Spielen. Und dann nur 1000 Dollar im Monat. Die Männer bekommen mehr. Und werden schon als junge Spieler ganz anders gefördert. Der Verband sieht angesichts solcher Eckdaten ziemlich schlecht aus, unter anderem auch im Vergleich mit den Kanadierinnen, aber will notfalls ein Ersatzteam aus Streikbrecherinnen nominieren.
    Der Kampf vor allem im Mannschaftssport um eine faire Behandlung trifft in den USA auf viel Sympathie.
    Das ließ sich bereits im letzten Jahr feststellen, als die Fußballerinnen vor den Olympischen Spielen aus ähnlichen Gründen einen Streik androhten. US-Soccer konnte dies nur durch einen Gang vor Gericht abbiegen. Die Spielerinnen haben eine Art Tarifvertrag, der eine Klausel enthält, wonach sie vor Ablauf der Vereinbarung nicht in den Ausstand treten können.
    Verhandlungen ziehen sich hin
    Verhandlungen über eine neue Absprache ziehen sich seitdem hin. Die Argumente der Fußballerinnen: Sie gehören zu den besten der Welt, füllen Stadien und erzielen hohe Einschaltquoten. Die Männer werden trotzdem besser bezahlt. Besonders krass ist der Unterschied bei den Cheftrainern. Jürgen Klinsmann verdiente 3,2 Millionen Dollar pro Jahr. Die Frauen-Nationaltrainerin muss sich mit einem Zehntel davon zufrieden geben. Warum? Angeblich weil die Männer aus den Töpfen der FIFA mehr Prämiengeld mit nach Hause bringen, obwohl sie regelmäßig im Achtelfinale des WM-Turniers rausfliegen.
    Mittelfeldspielerin Megan Rapinoe sieht Handlungsbedarf.
    "Wir wollen das ans Licht bringen. Nicht nur wegen uns. Sondern für die Frauen im Fußball. Frauen im Sport. Und Frauen ganz generell."
    Derzeit warten beide Seiten auf das Urteil der Behörde, die den Diskriminierungsvorwurf offiziell untersucht. Sie wird in den nächsten Wochen erwartet.