Die Bauern haben's probiert auf 20 ha Anbaufläche zunächst. Es gab natürlich die üblichen Schwierigkeiten mit Unkraut und wie sähe ich die aus und wie werden die gereinigt, aber es lief doch so gut, dass wir ermuntert wurden, weiter zu machen und das hat sich sehr erfreulich, sehr schnell entwickelt und heute, also im letzten Jahr 2003 haben wir dann auf 240 ha ökologische Sojabohnen, Vertragsanbau, angebaut..
Die Bauern waren schnell zu begeistern. Denn in der fruchtbaren Oberrheinebene, zwischen Schwarzwald und Vogesen, hat der Ackerbau Tradition. Viehzucht und somit der Anbau von Futtermitteln wie Klee oder Erbsen, die den Boden für anspruchsvollere Arten vorbereiten und anreichern, gibt es eher selten. Martin Miersch:
Und da kommt dann die Sojabohne ins Spiel und kommt gerade recht. Die Sojabohne hat auch einen sehr guten Vorfruchtwert, das heißt, die hinterlässt einen sehr garen, krümeligen Boden, sie bringt über ihre Symbiose mit den Knöllchenbakterien Stickstoff in den Boden und ist so eben für den vieharm wirtschaftenden Biolandwirt von besonderem Vorteil. Eben weil er keine Futterleguminosen anbauen kann, sondern die Leguminose Soja.
Doch Sojaanbau ist nicht ganz einfach. Die Wärme, die die Pflanze braucht, um sich gut zu entwickeln, ist das eine. Des weiteren braucht man einen Boden, der für den Sommer viel Wasser halten kann, die Lößlehmböden am Oberrhein sind ideal dafür. Das andere ist eine große Anfälligkeit für Unkraut, denn bis die Saat keimt, vergeht einige Zeit und die Felder liegen offen.
Unkraut macht Arbeit, Striegel und Hacke und spätere Rückstandskontrollen verteuern die Bio-Produkte am Ende. Doch die Mühe lohnt, betont Sojaexperte Martin Miersch. Zum einen ist da die Rückverfolgbarkeit des Produkts vom Regal bis zum Feld - ein Aspekt, der für viele Kunden immer wichtiger wird. Zum anderen kann die Lifefood GmbH durch entsprechende Kontakte die besten Bio-Sojabohnen mit dem höchsten Eiweißgehalt beziehen und aussähen lassen. Das sichert die Qualität des Endprodukts Tofu und den Bauern ihr Auskommen:
Und die Verkaufserlöse sind ganz ansehnlich, wir haben unseren Bauern in den letzten Jahren zwischen 56 und 58 Eurocent pro Kilogramm Tofusojabohnen gezahlt. Zu Vergleich: Der Weltmarktpreis für Sojabohnen lag in dieser Zeit bei 25 bis 30 Eurocent/Kilo. Und damit ist für die Bauern, trotz hoher Aufwendung, Saatgut oder Unkrautregulierung hochrentabel. Das hat auch dieses starke Flächenwachstum gezeigt, es ist rentabel, sonst würden es die Bauern nicht machen.
Zwischen 40 und 60 Prozent des Bedarfs deckt die Firma durch Eigenanbau in Deutschland ab, der Rest wird aus fairem Handel aus Brasilien als Bioware dazugekauft. Sojabohnen werden übrigens auch in anderen Bundesländern, zum Beispiel in Hessen oder Thüringen konventionell angebaut - doch in der Regel ist der Eiweißgehalt mit 35 Prozent zu niedrig, also ungeeignet für die Tofuproduktion, die einen Gehalt von etwa 45 Prozent Rohprotein braucht, um eine gute Qualität zu liefern. Der Bio-Sojaanbau läuft gut. So gut, dass die Firma auch andere europäische Länder zum Anbau anregen wollte. Doch Versuche in Österreich oder Ungarn, Frankreich oder Italien schlugen bisher fehl - der Roheiweißanteil reicht nicht aus. Der Oberrhein ist zur Zeit das beste Anbaugebiet für Bio-Soja, doch es mangelt an Kapazitäten, beklagt Martin Miersch:
Und zum heimischen Anbau lässt sich sagen, dass wir momentan eigentlich Bauern bräuchten, die umstellen auf ökologischen Landbau, wir haben momentan die Grenze dessen, was man vernünftigerweise in der Fruchtfolge machen kann, tatsächlich erreicht. Mit andern Worten: nahezu alle Biobetriebe am Oberrhein bauen auch Sojabohnen für unsere Firma an und momentan fehlt es schlicht an neuen Betrieben um weiter zu wachsen.
Ein Aspekt, der vielleicht nicht nur Bauern, sondern auch Landwirtschaftsministerien zu denken geben sollte. Denn Bio-Produkte aus Tofu, wie Bratlinge oder Sojawürstchen, finden langsam aber sicher ihren Weg aus dem Bioladen in die Regale von ganz normalen Supermärkten.