Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Elektromobilität
Emil lädt an der Bus-Haltestelle

Induktionsschleifen laden Batterien kabellos auf. Was bei elektrischen Zahnbürsten im Badezimmers praktisch ist, ist auch ein neuer Trend bei Elektrofahrzeugen. In Braunschweig fährt seit März Emil, der erste induktiv und kabellos geladene Elektrobus im Linienverkehr.

Von Friederike Maier | 12.09.2014
    Ein Bus der Braunschweiger Verkehrs AG hält an ein Haltestelle an. Fahrgäste steigen zu, die Akkus werden durch Induktionsschleifen im Boden aufgeladen.
    Der Braunschweiger Elektrobus Emil lädt seine Akkus per Induktion an jeder Haltestelle. (picture alliance - dpa/Christoph Schmidt)
    Zum Laden fährt Emil, wie der Braunschweiger Induktivbus getauft wurde, seine Ladeplatte aus dem Boden des Busses herunter. Emil steht für Elektromobilität mit induktiver Ladung. Durch die in den Boden eingelassenen Spulen fließt ein hochfrequenter Strom so Professor Dr. Meins von der TU Braunschweig, der maßgeblich an der Entwicklung der Technik beteiligt war.
    "Dieser Strom erzeugt ein Magnetfeld. Dieses Magnetfeld hat eine räumliche Ausdehnung und induziert in einer weiteren Spule eine Spannung und diese Spannung wird dann letztendlich zur Übertragung der benötigten Ladeleistung genutzt."
    Magnetfelder stören nicht
    Die zweite Spule ist in den Boden des Busses eingebaut. Mit einer Leistung von 200 Kilowatt werden die Batterien des Elektrobusses innerhalb weniger Minuten aufgeladen. Zum Beispiel an den Haltestellen, während die Fahrgäste ein- und aussteigen. So können längere Stehzeiten vermieden werden. Starke Magnetfelder können aber auch gesundheitliche Auswirkungen auf Lebewesen haben oder andere Geräte stören. Hochfrequente Wechselfelder haben zusätzlich die Eigenschaft sich im Raum auszubreiten.
    "Die wissenschaftliche Anforderung besteht darin, dass wir in dem Bereich, in dem wir die Leistung übertragen, eine möglichst hohe Effizienz zur Übertragung nutzen können. Außerhalb aber, wo sich möglicherweise Menschen aufhalten, diese Felder auf die zulässigen gesetzlichen Richtwerte reduziert werden. Das ist letztendlich dann eine Frage der Auslegung dieser Spulensysteme. Das ist bei diesen Systemen erreicht worden. Sie sind also entsprechend der gesetzlichen Randbedingungen, sodass wir diesbezüglich eigentlich auch nichts zu befürchten haben."
    Bei nur drei Zentimetern Abstand zwischen der Ladeplatte des Busses und der im Boden integrierten Spule ist das Risiko, dass jemand dazwischen gerät und damit in den Bereich, wo das Magnetfeld stärker ist, gering, so Frank Brandt, Projektverantwortlicher bei der Braunschweiger Verkehrs-AG.
    "Jemand der in den drei Zentimetern ist, hat nicht das Feldstärkenproblem sondern ein anderes. Es gibt allerdings eine Schutzvorrichtung bei metallischen Gegenständen. Also wenn größere metallische Gegenstände da sind, dann wird die Ladung unterbrochen. Ansonsten haben wir keine sicherheitsrelevanten Dinge. Der Fahrer hat eine Kamera, schaut in die Kamera vor dem Absenken. Sieht er: 'Aha, da ist nichts drunter', folgt die Ladung."
    Versuch stößt auf großes Interesse
    Der Bund fördert das Thema Elektromobilität momentan im großen Rahmen, so auch das Projekt in Braunschweig. Hier soll im nächsten Schritt der Einsatz des induktiven Ladens im Individualverkehr untersucht werden. Dazu wurde das Spulensystem auf Fahrzeugseite stark verkleinert. Wobei es gleichzeitig noch mit der Bus-Ladestation kompatibel bleiben sollte. Auch der Linienbus-Betrieb soll weiter ausgebaut werden. Im Herbst werden vier induktiv ladbare Gelenkbusse erwartet. Das weltweite Interesse an dem Thema ist enorm, so Brandt:
    "Wir bekommen tatsächlich nahezu täglich Besuch von überall aus der Welt. Wir haben Besuch aus Spanien, Italien, Kolumbien, Schweden, Dänemark, Polen. Alle schauen auf dieses Projekt, seit wir im Betrieb sind, also seit März nimmt dieses Thema Besuch deutlich zu."
    Auch in England und Süd-Korea sind bereits induktiv ladbare Busse unterwegs. In der südkoreanischen Stadt Gumi werden diese sogar während der Fahrt aufgeladen. Die Ladespulen sind dort in längere Abschnitte der Fahrbahn verlegt. Dadurch können die Batterien in den Fahrzeugen weiter schrumpfen. Und auch PKWs, die nicht regelmäßig Haltestellen anfahren, wie die Linienbusse, könnten ohne Wartezeiten aufgeladen werden.