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Elektromobilität ins Stocken geraten

Durchhalten heißt die Devise auf der diesjährigen eCarTec, der Internationalen Leitmesse für Elektro- und Hybrid-Mobilität in München. Denn noch immer verläuft der Absatz der E-Autos, auch aufgrund von sehr hohen Preisen, in Deutschland extrem schleppend.

Von Susanne Lettenbauer | 23.10.2012
    "Ja, Sie sehen hier die Hochvoltheizung eingebaut, hier ist sie eingebunden in den Kühlkreislauf, wird durch die Hochvoltstecker kontaktiert, die Hochvoltstecker dienen zur Zuführung der elektrischen Energie. Der Kühlkreislauf führt dann die Wärme, die dann über einen Wärmetauscher im Fahrzeuginneren die warme Luft für den Fahrer erzeugt und dann die Kabine erwärmt."

    Christian Hainzlmaier, Projektleiter Hochvoltheizung der bayerischen Firma Webasto steht vor seinem neuesten Produkt, einer Heizung für Elektrofahrzeuge. Ein Highlight der diesjährigen Leitmesse für Elektromobilität eCarTec und ein Synonym für die derzeitige Stimmung in der Branche.

    Nahmen zum Start der Messe vor vier Jahren noch die euphorischen Tüftler und mittelständischen Unternehmen einen Großteil der Messeflächen ein, sind es in diesem Jahr die großen Automobilhersteller, die mit serienreifen Fahrzeugen die Messe besetzen. Die Stände sind riesig geworden, deren Gehalt eher weniger. Heizungsbauer wie Webasto sind da in der Minderzahl. Optimistisch muss man trotzdem bleiben, so Heinzelmaier:

    "Wir haben uns vor zwei Jahren das Thema angeschaut und beobachten den ganzen Markt immer weiter. Wir sehen durchaus, dass es da Schwankungen gibt in den Marktprognosen, aber wir haben uns vor zwei Jahren ein Businesscase erarbeitet, den wir immer noch halten können von den Stückzahlen her."

    Durchhalten heißt die Devise auf der eCarTec. Im kommenden Jahr stellt BMW zwei neue E-Modelle vor, ein Jahr später will Audi nachziehen mit einem eigenen Elektroauto. Dann wird es richtig losgehen mit dem Markt, so die Hoffnung. Dass Elektromobilität ins Stocken geraten ist, zeigt auch die Umbenennung der Messe in Elektro- und Hybridmobilität.

    Hybridfahrzeuge werden wohl in den kommenden drei, vier Jahren die kurzfristige Lösung sein, sagt Robert Metzger Geschäftsführer der eCarTec, ehe sich tatsächlich das Voll-Elektroauto durchsetzen wird. Erst recht seit sich die Bundeskanzlerin erst Anfang Oktober gegen eine Kaufprämie wie in Frankreich ausgesprochen hat

    "Ich halte das für keine gute Entscheidung, ich meine, man sollte das wie in Frankreich, da gibt es 7000 Euro für den Neukauf eines Elektrofahrzeugs und 4000 Euro für den Neukauf eines Hybridfahrzeugs, das sollte man auch so tun. Ich denke man braucht am Anfang einen solchen Anreiz, wobei inzwischen, das merkt man an Renault, die Preise gar nicht mehr so unterschiedlich sind."

    Warum es in Deutschland so lange dauert kann Pertti Saloranta vom finnischen Ladestationhersteller ENSTO nicht verstehen. Für ihn ist Deutschland bislang noch ein winziger Markt. Die Kommunen sind zurückhaltend. Dabei wird in München die neuste Version eines Elektromüllfahrzeuges vorgestellt, in Frankreich bestellte kürzlich die Post 50 000 Betriebswagen für die Postboten. Gerade einmal 4500 Elektrofahrzeuge gibt es auf deutschen Straßen, es fehlten einfach die die Entwicklungen der großen Automobilkonzerne, so Saloranta:

    "Ich denke sobald die großen Hersteller wie Mercedes, BMW, Volkswagen raus sind mit eigenen Fahrzeugen, dann bin ich überzeugt, wird es richtig heiß auf dem Markt."

    Dass andere europäische Länder viel weiter sind, zeigt das Beispiel vom Energieversorger Helsinki, sagt Pertti Saloranta. Dort kann jederzeit die Effizienz der Ladestationen kontrolliert werden, ein Beispiel für Deutschland:

    "Durch das Verwaltungsprogramm können sie alle Ladestationen kontrollieren: Welches Fahrzeug wird geladen, wo wird es geladen, wie viel wird geladen, wann wird geladen. Dann kann man auch eine Zahlung über dieses Programm tun. Ist das nicht genial?"