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Elfenbein-Schmuggel
Naturschützer befürchten Sogwirkung durch mildes Urteil

Am Landgericht Cottbus wurde ein Elfenbein-Schmuggler zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. 500 Kilogramm Elfenbein wollte er von Deutschland nach Vietnam schmuggeln. Naturschützer sehen das Strafmaß mit gemischten Gefühlen.

Von Christoph Richter | 13.11.2020
Elefantenherde
Nach Informationen des WWF werden jährlich rund 20.000 Elefanten illegal wegen ihres Elfenbeins getötet (imago )
Das Urteil am Landgericht Cottbus im Fall des bundesweit größten Funds von illegalem Elfenbein – es geht hier um eine Gesamtmenge von etwa 1,2 Tonnen des kostbaren – sogenannten weißen Golds – könne ein Signal setzen, sagt Artenschutz-Experte Arnulf Köhncke vom "World Wide Fund For Nature", dem WWF.
Das Foto zeigt Elefanten im Okavango Delta in Botswana im September 2019.
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"Der Ausgang zeigt klar, dass Wilderei und Artenhandel auch bei uns hier in Deutschland kein Kavaliersdelikt sind, sondern dass es ein ernstzunehmendes Problem sind. Und deswegen finden wir, dass das Urteil ein positives Signal ist, auf dem man jetzt aufbauen muss."
Kritik kommt von "Pro Wildlife" und "Future for Elephants"
Etwas anders beurteilt den Fall die Naturschutzorganisation "Pro Wildlife", die sich weltweit für den Schutz von Wildtieren einsetzt. Dort zeigt man sich vom Urteil enttäuscht. Der Verurteilte hätte Elfenbein in großem Stil schmuggeln wollen, was ihm nicht gelang. Daher habe man es mit einer vorsätzlichen Tat zu tun, weshalb es völlig unverständlich sei, dass man das nötige Strafmaß von fünf Jahren Haft nicht ausgeschöpft habe, heißt es. Das Urteil sende ein völlig falsches Signal im Kampf gegen Wilderei und illegalen Artenhandel sagt die Münchner Prozessbeobachterin Heike Henderson, Vorstandsmitglied bei der Organisation "Future for Elephants". Henderson fürchtet, dass das aus ihrer Sicht milde Urteil auch eine Sogwirkung auslösen könne.
"Für andere, zu sagen, ist ja einfach: Hier gibt es überall das Elfenbein auf Flohmärkten zu kaufen. Es ist nicht legal, aber ich mache trotzdem ein Geschäft damit. Und: Wenn jetzt nicht der Zoll so gut gewesen wäre, dann würden wir hier heute nicht stehen und über diese Umstände sprechen."
Nicht jeder Elfenbeinhandel ist illegal
Für die Kammer am Landgericht Cottbus bestand die Schwierigkeit darin, herauszufinden, aus welcher Region genau das Elfenbein stammt, ob das Elfenbein älter als 30 Jahre ist. Denn nicht jeder Elfenbeinhandel sei strafbar, erklärt Sprecher Frank Merker vom Landgericht Cottbus.
"Und deshalb musste die Kammer prüfen, ob das Elfenbein, was der Angeklagte vorrätig gehalten hat, eben besonders geschützt war oder nicht unter Strafe gestellt war. Und deswegen mussten auch Sachverständige aussagen, deswegen musste das Elfenbein im Gericht ausgelegt und angeschaut werden, um eben die Frage zu klären."
Je gefährdeter die Art, desto strenger die Handelsbeschränkungen
Völlig legal ist letztlich der Handel nur mit Elfenbein aus der Zeit vor 1947. Alles andere ist mehr oder weniger verboten, lediglich mit Ausnahmeregelungen erlaubt. Der illegale Handel mit Elfenbein ist ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das EU-Artenschutzabkommen. Das setzt die Vorgaben des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES um, dass die Ein- und Ausfuhrgenehmigungspflichten regelt. Die Formel lautet da: Je gefährdeter die Art, desto strenger die Handelsbeschränkungen, desto höher die Strafen bei aufgedecktem Schmuggel.
Nur 13 Stoßzähne konnten zugeordnet werden
Zweifelsfrei konnte am Ende beim Cottbuser Elfenbein-Prozess die Herkunft des Elfenbeins nur bei 13 Stoßzähnen bestimmt werden, die belegen, dass der Handel absolut verboten ist. Einer der Gründe auch, weshalb die Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung relativ milde ausfiel.
Jahr für Jahr fallen Elefanten Wilderern zum Opfer. Nach Schätzungen des WWF würden jährlich bis zu 20 Milliarden Dollar mit illegalem Elfenbein verdient werden, sagt Artenschutz-Experte Arnulf Köhncke
"Wir müssen leider davon ausgehen, dass jährlich etwa 20.000 Elefanten getötet werden. Illegal, für das Elfenbein. Das heißt, wir reden hier von weltweit organisierter Kriminalität."
Elfenbein von Antik- und Flohmärkten
Nur durch einen Zufall waren 2016 deutsche Zollfahnder am Flughafen Schönefeld auf 500 Kilogramm Elfenbein gestoßen. Im Zuge weiterer Ermittlungen wurde im Hunsrück weiteres Elfenbein - 30 komplette Stoßzähne – entdeckt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass auch diese für die Ausfuhr bestimmt waren.
Alles in allem ging es um 1,2 Tonnen Elfenbein mit einem Marktwert von über einer Million Euro. Der Angeklagte - ein 50-Jähriger Mann aus Vietnam – war geständig. Und hat erklärt, dass er das Elfenbein auf Antik- und Flohmärkten gekauft habe.