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Elke Büdenbender im Libanon
Die Zukunft syrischer Kinder

Der Libanon zählt zu den Ländern, das die meisten Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat. Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, hat jetzt als Unicef-Schirmherrin Flüchtlingsfamilien dort besucht. Besonders das Thema Bildung von Kindern liegt ihr am Herzen.

Von Gudula Geuther | 31.10.2018
    Flüchtlingskinder aus Syrien lachen am 30.05.2014 in Barr Elias (Libanon) in einem Lager für Flüchtlinge aus Syrien. Außenminister Steinmeier ist bis Sonntag zu Gesprächen über den Syrien-Konflikt im Libanon, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar.
    Im Libanon haben nicht alle syrischen Flüchtlingskinder Zugang zum Schulsystem (dpa / picture alliance / Klaus Rose)
    Auch wenn sie wollte - für die Frau des deutschen Bundespräsidenten ist es nicht so einfach, dem Protokoll zu entkommen. An sich ist Elke Büdenbender als Schirmherrin von Unicef Deutschland im Libanon. Aus dem Projektbesuch in einer landwirtschaftlichen Berufsschule wird ein Staatsakt im Kleinen, die First Lady des Libanon Nadia El-Chami sitzt in der geschmückten Aula im Beiruter Vorort Farnar, der Landwirtschaftsminister spricht Grußworte. Was den Arbeitsbesuch erschweren mag, ist auf der anderen Seite hoch willkommen. Denn wie kann die Frau des Präsidenten wirken, wenn nicht über das Amt?
    "In meinem Amt kann ich wirken, indem ich Aufmerksamkeit generiere. Und Aufmerksamkeit generieren heißt eben gerade auch auf die Folgen dieses furchtbaren Bürgerkrieges gerade für Kinder und Jugendliche."
    Armut ist das Hauptproblem
    Und so ist es kein Zufall, dass die erste selbständige Reise für Unicef sie in den Libanon führt. Seit Beginn des Krieges im benachbarten Syrien vor sieben Jahren kamen eineinhalb Millionen Flüchtlinge ins Land, die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Jeder vierte Einwohner ist ein Flüchtling. Es sind die, die sich nicht den Schlepper nach Europa leisten können, die keine zwei Pässe haben und deren geringe Ersparnisse inzwischen meist aufgebraucht sind. Fast jede Familie ist verschuldet, viele Kinder müssen arbeiten. Manche können die Fahrt zur Schule nicht bezahlen. Friedensarbeit nennt Elke Büdenbender das Bemühen um diese Generation.
    Seit Beginn des Bürgerkrieges engagiert sich der deutsche Staat im Libanon, mit mehr als einer Milliarde Euro seit 2012. Es geht auch um die Bildung, auch für Libanesen. Aber die syrischen Kinder haben es besonders schwer. Inzwischen geht ein Großteil zumindest bis zum Alter von 14 in die Schule. Trotzdem: Armut sei das Hauptproblem, erläutert Amal Obeid, die Unicef-Jugendspezialistin, die besondere Programme für Flüchtlinge in dieser Agrar-Berufsschule und in sechs weiteren mit aufgebaut hat. Warum gerade hier? Weil Flüchtlinge im Libanon nur in wenigen Berufen arbeiten dürften. Die Landwirtschaft gehöre dazu, erläutert Amal Obeid.
    "Da können und dürfen die jungen Syrer arbeiten. Manchmal haben sie andere Berufswünsche, dann versuchen wir soweit als möglich, sie zu den Landwirtschaftskursen zurückzubringen, damit sie Jobs finden."
    Geschichten von Hoffnungen zeigen
    Dieser vor allem praktische Ansatz ist einer von mehreren, die die First Lady im Libanon kennenlernt. Diese mehrwöchigen Kurse kann auch besuchen, wer meist arbeiten muss, gute Schulbindung ist keine Voraussetzung. Aber auch wenn die jungen Menschen keinen Abschluss vorweisen müssen – sie müssen schriftliche Prüfungen bestehen, auch in der Berufsschule geht es deshalb erstmal für viele ums Lesen und Schreiben. Walaa und Alea haben schon mehrere Kurse geschafft. Mit Gewinn und Freude, sagen die 18-jährigen Zwillinge im blumigen und hellblauen Kopftuch strahlend. Allerdings nie mit einem Preisgeld, das nur die besten zwei der Klasse bekommen.
    "Sie wollen es wieder versuchen, erzählen sie, mit einem Kurs, und dann - hoffentlich - gemeinsam ein Geschäft gründen, für selbst eingelegte Spezialitäten, oder sogar ein kleines Restaurant."
    Es sind viele solcher Geschichten von Hoffnungen, die der Unicef-Schirmherrin hier präsentiert werden. Für Elke Büdenbender ergibt sich aus ihnen eine Botschaft auch nach Deutschland.
    "Das Signal ist: Schaut her, was dieses Land tut für diese jungen Flüchtlinge. Es sind so viel mehr als bei uns und dieses Land ist nicht so reich wie wir. Bleibt dabei und nehmt diese Kinder und Jugendlichen auf. Es sind Menschen, die Hilfe suchen und es sind Menschen, die unsere Unterstützung brauchen."