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Elternzeit
Männer sind noch immer eher die Ausnahme

Elternzeit ist vor allem Mütterzeit. Inzwischen bleiben zwar auch mehr Väter zuhause, wenn es Nachwuchs gibt. Doch die Mehrheit ist es nicht. Ein wesentliche Rolle spielt dabei das Geld. Zudem befürchten viele Männer Nachteile im Job.

Von Sina Fröndrich | 28.05.2019
Ein lachender Vater mit kleinem Kind auf dem Arm in der Küche.
2018 haben 1,4 Millionen Mütter Elterngeld bekommen – aber nur 430.000 Väter (imago / Westend61)
Wenn es das Ziel sein soll, dass Kinder gerade am Anfang nicht überwiegend Sache der Frauen sind, dann bleibt noch viel zu tun. 2018 haben 1,4 Millionen Mütter Elterngeld bekommen – aber nur 430.000 Väter – also deutlich weniger. Und wenn Papa zuhause bleibt, dann im Durchschnitt nicht mal vier Monate. An die Mütter kommen sie auch nicht ran. Und: Da sollte man sich auch nichts vormachen, viele Väter nehmen gar keine Elternzeit, in Schätzungen ist von zwei Drittel die Rede. Aber: Es verändert sich etwas. Es werden von Jahr zu Jahr mehr Männer, die Elternzeit nehmen. Verglichen mit dem Erziehungsgeld, das es davor gab bis 2007, hat sich enorm viel getan.
Männer hinken hinterher - die Gründe dafür sind vielschichtig
Warum noch immer so wenige Männer in Elternzeit gehen, dafür gibt es viele Gründe: Es gibt sicherlich Mütter, die lieber den Mann arbeiten lassen und Väter, die damit sehr einverstanden sind. Das Geld kann auch eine wesentliche Rolle spielen - wenn er mehr verdient als sie. Das zeigen auch die Elterngeldzahlen: Frauen bekommen im Durchschnitt gut 700 Euro, wenn sie zuvor gearbeitet haben, bei Männern sind es 1.200 Euro. Eine Familie muss genau rechnen, welche Auszeit lässt sich am Ende besser finanzieren. Frau kann es vielleicht nicht auffangen, wenn Mann zuhause bleibt, weil sie vielleicht jünger ist und deswegen weniger verdient. Oder weil sie in einem typischen Frauenberuf arbeitet, der ohnehin schlechter bezahlt ist. Und in Umfragen ist auch herausgekommen, dass Männer sich nicht trauen, Elternzeit zu nehmen, weil sie Nachteile im Job befürchten.
Einige Arbeitgeber unterstützen Väter
Meist fällt es den größeren Unternehmen etwas leichter, eine Elternzeit auch organisatorisch umzusetzen. Ein Handwerksbetrieb mit nur sechs Beschäftigten, der muss schon umplanen. Mit Urlaubssperre für die anderen, Zeitarbeitern oder er muss weniger Aufträge aufnehmen. Bei größeren Arbeitgebern mag das einfacher sein – da lässt sich mit Familienfreundlichkeit auch um Fachkräfte werben. In der Berliner Charité etwa gibt es schon seit einigen Jahren Väterbeauftragte. Und auch politisch gäbe es Optionen zu handeln – etwa durch eine Art Väterschutz – nach der Geburt verpflichtend, ähnlich dem Mutterschutz. Nur das kostet auch wieder und schon jetzt schlägt das Elterngeld mit mehr als sechs Milliarden Euro zu Buche.