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Ende des amerikanischen Bürgerkriegs
Die Sklaverei wird abgeschafft

Vier Jahre, von 1861 bis 1865, dauerte der amerikanische Bürgerkrieg. Im Zentrum des Konflikts zwischen den Nord- und Südstaaten der USA stand der Streit um die Abschaffung der Sklaverei. Vor 150 Jahren endete der Krieg und mit ihm die Sklaverei in den USA, doch Rassenschranken und soziale Diskriminierung existieren bis heute.

Otto Langels | 23.06.2015
    Freiwillige spielen Szenen aus der Schlacht bei Gettysburg in Pennsylvania nach. Sie gilt als Wendepunkt im Amerikanischen Bürgerkrieg.
    Freiwillige spielen Szenen aus der Schlacht bei Gettysburg in Pennsylvania nach. Sie gilt als Wendepunkt im Amerikanischen Bürgerkrieg. (Imago)
    (Abraham Lincoln) "Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation, in Freiheit gezeugt und dem Grundsatz geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind."

    Mitten im amerikanischen Bürgerkrieg, im November 1863, hielt US-Präsident Abraham Lincoln zur Einweihung eines Soldatenfriedhofs in Gettysburg eine kurze, legendäre Rede. In wenigen Worten fasste er das demokratische Selbstverständnis der Vereinigten Staaten zusammen. In Gettysburg nördlich von Washington hatte vier Monate zuvor eine bedeutende Schlacht des Bürgerkriegs stattgefunden, 30.000 Soldaten waren dabei gefallen oder verwundet worden.
    Ausgebrochen war der Bürgerkrieg nach einer Formulierung von Abraham Lincoln "irgendwie im Streit um die Sklaverei". Während der Norden die Sklaverei abgeschafft hatte und den Zusammenhalt der Nation betonte, verteidigte der ländlich geprägte Süden die Autonomie der einzelnen Staaten und das Recht, Menschen zu unterjochen. "Als die Verfassung geschrieben wurde, lag die Schlange der Sklaverei schlafend unter dem Tisch", schrieb später der amerikanische Autor John J. Chapman.
    Nachdem die US-Bürger Abraham Lincoln, einen erklärten Gegner der Sklaverei, im November 1860 zu ihrem Präsidenten gewählt hatten, spalteten sich Anfang des folgenden Jahres insgesamt elf Südstaaten ab, darunter Alabama, Mississippi, Texas und Florida. Sie bestimmten Jefferson Davis zum Präsidenten ihrer Konföderation und bekräftigten das Recht auf Sklavenhaltung.
    Am 12. April 1861 beschossen Südstaatler in South Carolina stationierte US-Truppen und entfesselten damit den Sezessionskrieg. Beide Seiten lieferten sich zahllose kleine Gefechte mit hohen Verlusten. Am 1. Januar 1863 erklärte Lincoln alle Sklaven der Südstaaten für frei. Die Kämpfe gingen jedoch unvermindert weiter, auch nach dem Sieg des Nordens in der Schlacht von Gettysburg. Der Nordamerika-Experte Ekkehart Krippendorff: "Das ist bis heute eigentlich der blutigste Bürgerkrieg überhaupt gewesen, weil er auch zum ersten Mal mit moderner Technik geführt wurde. Es wurde das Maschinengewehr zum ersten Mal eingesetzt, es wurden zum ersten Mal U-Boote gebaut, es wurden Panzerschiffe gebaut, es wurde der Stacheldraht erfunden, Schützengräben. All diese moderne Kriegsführung wurde hier zum ersten Mal ausprobiert."

    Mit zunehmender Dauer wurde der Bürgerkrieg immer erbitterter geführt. General William T. Sherman, Oberbefehlshaber des Nordens, betrieb eine Politik der verbrannten Erde. Im Sommer 1864 gab er die Devise aus: "Wir bekämpfen nicht nur feindliche Armeen, sondern ein feindliches Volk, und müssen deshalb dafür sorgen, dass Alt und Jung, Arm und Reich die harte Hand des Krieges ebenso zu spüren bekommen wie deren Armeen."

    Die Nordstaatentruppen töteten bei ihrem Vormarsch durch den Süden Menschen und Vieh, sie steckten Farmen in Brand und zerstörten Städte wie Atlanta oder Charleston, bis sich nach der Niederlage bei Richmond die Südstaaten-Armee am 9. April 1865 ergab. "Der Krieg ist aus, die Rebellen sind wieder unsere Landsleute“,erklärte der Nordstaatengeneral Ulysses Grant nach der Kapitulation. Gleichwohl erschoss fünf Tage später ein fanatischer Südstaatler Abraham Lincoln, ein Anschlag auf die Einheit der Nation und den Kampf gegen die Sklaverei.
    Trotz der entscheidenden Niederlage von Richmond kämpften einzelne konföderierte Truppen weiter, bis General Stand Watie, ein Angehöriger der Cherokee-Indianer, am 23. Juni 1865 bei Fort Towson im heutigen Oklahoma das letzte Waffenstillstandsabkommen unterzeichnete.
    Im Bürgerkrieg starben rund 600.000 Soldaten, weit mehr, als die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg verloren, sowie unzählige Zivilisten. Danach wurde die Sklaverei durch einen Verfassungszusatz endgültig verboten, alle in den USA geborenen Personen - mit Ausnahme der Indianer - waren nunmehr vor dem Gesetz gleich. Doch mit rechtlichen Schritten allein ließen sich Rassenschranken und soziale Diskriminierung nicht beseitigen, bis heute nicht.