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Ende einer Zitterpartie

Schuldenrückkauf geglückt – so hieß es am Wochenende aus Athen. Dann jedoch musste Griechenland noch einmal zurückrudern: Anscheinend war doch nicht alles so glatt gelaufen bei der Aktion. Die Frist wurde also verlängert – bis heute Mittag.

Von Michael Braun | 11.12.2012
    Es scheint geschafft. Auch die letzten fünf von insgesamt gut 30 Milliarden Euro sind der griechischen Schuldenverwaltung angedient worden. Die will die Papiere kaufen, dem Vernehmen nach zu einem Durchschnittskurs von etwa 33 Prozent. So dürfte es Griechenland gelingen, mit einem Einsatz von wiederum geliehenen 10 Milliarden Euro aus den Beständen des Rettungsfonds EFSF insgesamt gut 30 Milliarden Euro Schulden loszuwerden.

    "Es ist eine gute Nachricht, aber man darf halt nicht vergessen, dass die Schulden exorbitant hoch sind und dass es letztlich nur halt der berühmte ein Tropfen auf den heißen Stein ist,"

    sagt Eugen Keller aus der Marktanalyse des Bankhauses Metzler. Denn im letzten Bericht der Troika, also des Kontrollgremiums aus EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank, war der Schuldenstand Griechenlands noch mit 342 Milliarden Euro ausgewiesen. Da die Wirtschaftsleistung zuletzt weiter abgenommen hat, im dritten Quartal um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, musste die Schuldenlast stärker sinken, um die Schuldentragfähigkeit zu erhöhen. Ob das gelungen ist, werden gleich die Finanzminister der Eurogruppe in einer Videokonferenz beraten. Sie beginne gegen 17.30 Uhr, berichtete das griechische Staatsfernsehen.

    Rein rechnerisch müssten sie zu einem negativen Ergebnis kommen, weil Griechenland sich ja die zehn Milliarden Euro geliehen hat, mit denen das Land die 30 Milliarden Euro Altschulden zurückgekauft hat. Netto sind also nur 20 Milliarden Euro weg, 5,8 Prozent des Schuldenstandes, während die gesamtwirtschaftliche Leistung um 6,9 Prozent schrumpfte. Andererseits heißt es in Frankfurt, die Eurogruppe habe nie definiert, was "erfolgreiche Umschuldung" konkret bedeute. Soll heißen: Man will irgendein Ergebnis, um danach die versprochenen 44 Milliarden an nächster Hilfe zu genehmigen. Eugen Keller vermutet deshalb, diese kommende Hilfe werde nicht die letzte sein:

    "Möglicherweise muss noch mehr getan werden, weil diese Schuldentragfähigkeit im Falle Griechenlands einfach nicht zu sehen ist, da einfach das Wachstumsmodell fehlt."

    Verloren haben bei dem Geschäft die Anleger, Banken etwa, die ihre Griechenlandanleihen verkauft haben, um die Risiken loszuwerden. Käufer waren wohl Hedgefonds und andere sehr spekulative Anleger, die nun belohnt worden sind. Ilona Korsch aus dem Rentenhandel der Bank Hauck & Aufhäuser:

    "Wenn Sie mal die Kursentwicklung dieser griechischen Anleihen sich anschauen, dann sehen wir, dass sich die Kurse innerhalb der letzten Wochen quasi verdoppelt haben. Beispielsweise hat eine neue 2 %-Griechenland-Anleihe, die im Juli noch bei 15, 20 Prozent handelte, hat sie einen Kurssprung erlebt bis aktuell 40 Prozent."

    Wer das Risiko nicht scheute, konnte also bei der Hilfe für Griechenland seinen Einsatz binnen eines knappen halben Jahres verdoppeln.