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Energieeffizienzrichtlinie
Energieagentur stellt Zehn-Punkte-Plan vor

Die Deutsche Energieagentur fordert unter anderem eine bessere Energieberatung. Zwei Drittel der Ziele des europäischen Klimaschutzes sind auf einem guten Weg, die Energieeffizienz aber ist weitgehend gescheitert – auch weil die schwarz-gelbe Bundesregierung Maßnahmen auf EU-Ebene verhinderte.

Von Susanne Arlt | 02.06.2014
    Strommast in einem Elektrizitätswerk
    In Sachen Energieeffizienz bewertet die Deutsche Energieagentur die Bundesrepublik mit "Mangelhaft". (Deutschlandradio / Jan-Martin Altgeld )
    Im letzten Jahr hat die Deutsche Energieagentur einmal überprüft, inwieweit man mit der Umsetzung der einzelnen Energiewendethemen schon vorangekommen ist und bei der Energieeffizienz vergibt sie der Bundesregierung ein klares Mangelhaft! Das Thema Energieeffizienz führe ein politisch eher stiefmütterliches Dasein, kritisierte darum heute auch der Geschäftsführer der "dena", Stephan Kohler. Ein Beispiel: Im Gebäudebestand will man bis zum Jahr 2020 20 Prozent Endenergie einsparen. Heute hat man aber noch nicht einmal die Hälfte davon geschafft. Alles fange mit einem guten Monitoring an, meint Kohler, dass am besten jährlich durchgeführt wird.
    Damit man weiß, wo man steht und damit man, sofern man die Ziele eben nicht erreicht hat, auch schneller eingreifen kann. Aber egal wie gut ein Monitoring dann auch ist, vorab brauche es unbedingt eine bessere Energieberatung. Der Beruf ist in Deutschland nicht zertifiziert. Bisher kann sich jeder ungestraft so nennen. Mit dem Effekt, dass die Berater häufig einen ziemlich schlechten Job machen würden, sagte dena-Geschäftsführers Stephan Kohler. Und das führt in seinen Augen dazu...
    "Dass die Effizienzziele nicht umgesetzt werden, dass es keine realistischen Maßnahmen sind. Das dadurch natürlich der Hausbesitzer enttäuscht ist und eben nicht die optimale Umsetzung macht. Also hier brauchen wir mehr Qualität. Durch eine qualitativ hochwertige Energieberatung in Kombination mit einem bedarfsorientierten Energieausweis habe ich dann die Qualität, die ich benötige, um die Sanierung vom Gebäudebestand effektiv auch umzusetzen."
    Höheres Fördervolumen für energetische Sanierungen
    Die "dena" hat darum einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt. Den Hebel legt sie dabei nicht so sehr auf ordnungspolitische Maßnahmen, also Gesetze, davon gebe es schon genug, meint der Geschäftsführer Stephan Kohler. Seiner Meinung nach braucht es für eine bessere Energieeffizienz unbedingt ein höheres Fördervolumen. Vor allem bei der Sanierung im Gebäudesektor sollte die jährliche Summe auf fünf Milliarden Euro pro Jahr ansteigen. Die eine Hälfte der Gelder könnten dem KfW-Gebäudesanierungsprogramm zugute kommen, die andere könnte in steuerloche Erleichterungen fließen. Also ähnlich wie bei den Handwerkerechnungen reicht man als Hausbesitzer auch die Rechnungen über energetische Sanierungsmaßnahmen beim Finanzamt ein. Einen anderen dringenden Handlungsbedarf sieht Kohler in der Vereinheitlichung der Förderinstrumente. Es gebe einfach zu viele: für die Gebäudesanierung, für den Einsatz regenerativer Energiequellen zur Wärmerzeugung, es gebe Programme auf Bundeseben, auf Landesebene, ja sogar teilweise auf kommunaler Ebene, kritisierte Kohler.
    "Wir sind der Meinung, die Programme sollten vereinheitlicht werden, vereinfacht werden und vor allen Dingen auch längerfristig angeboten werden, damit wir eben nicht die Kurzatmigkeit, die häufig ja immer mit der Jahresfrist enden und dann wieder neu beschlossen werden, dass das endlich aufhört, dass man da auch eine Sicherheit in den Markt bekommt."
    Auch wenn das Freiburger Institut für angewandte Ökologie vielen der vorgeschlagenen dena-Maßnahmen gar nicht widersprechen will, ist man sich hier sicher: Gibt es künftig keinen Zwang, wird es auch nicht mehr Energieeffizienz geben. Da ist sich der Energieeffizienzexperte Veit Bürger sicher. Ineffiziente Gebäude aus den 50er- und 60er-Jahren müssten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt energetisch modernisiert werden. Stromanbieter sollte man dazu verpflichten, ihren Kunden Anreize zu liefern, damit diese mehr einsparen. Und die inneffizienten Nachtspeicherheizungen sollten ganz abgeschafft werden. Forderungen, die man so eindeutig heute nicht von der Deutschen Energieagentur gehört hat.