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Energiewende bis 2050

EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat ehrgeizige Pläne vorgestellt. Bis 2050 sollen die CO2-Emissionen um 80 Prozent sinken. Problematisch sind allerdings die unterschiedlichen Konzepte EU-Länder. Polen setzt auf Kohle, Frankreich auf Atomenergie, Deutschland steigt aus dieser aus.

Von Christoph Prössl | 15.12.2011
    Britta Fecke: Auch wenn der Anteil Europas am weltweiten CO2-Austoss eher vernachlässigbar ist - vor allem mit Blick auf expandierende Industrienationen, wie China - will die EU aber ihrer Selbstverpflichtung gerecht werden und die CO2-Emissionen senken. EU-weit sollen sie bis 2020 um mindestens 20 Prozent und bis 2050 um mindestens 80 Prozent unter das Niveau von 1990 gesenkt werden. Nur wie die europäische Wirtschaft den CO2-Ausstoß, derart drosseln will ist noch umstritten. Zur Stunde stellt EU-Energiekommissar Günther Oettinger seinen Klimafahrplan hervor. Ich bin jetzt verbunden mit Christoph Prössl: Mit welchen Mitteln, mit welchen Einsparungen sollen die gesetzten Klimaziele nach Oettinger denn erreicht werden?

    Christoph Prössl: Ja, Kommissar Oettinger hat heute fünf Szenarien vorgestellt und in diesen Szenarien durchgerechnet, wie diese Ziele eben erreicht werden könnten. Und in diesen Szenarien spielen verschiedene Punkte eine Rolle, beispielsweise Energiesparen, also ein Erhöhen der Effizienz, und da hat er mit dem Basisjahr 2005 eine Effizienzsteigerung von bis zu 41 Prozent angenommen. Und genauso wichtig sind in diesen Konzepten natürlich die Erneuerbaren Energien oder aber auch die Kernenergie und natürlich CCS, also die Technologie, in der CO2 abgetrennt wird und dann unterirdisch beispielsweise gelagert wird. Diese Szenarien wurden kombiniert und beispielsweise Erneuerbare Energien, da gibt es Szenarien, in denen bis zu 75 Prozent der Energie aus Erneuerbaren Energien kommen soll und rein in der Stromproduktion bis zu 97 Prozent von Erneuerbaren Energien.

    Fecke: Welche Rolle spielt denn die Atomenergie bei dieser Energiewende?

    Prössl: Bereits im Vorfeld ist ja Oettinger deswegen schon in die Kritik geraten, weil Atomenergie immer noch eine Rolle spielt in seinen Szenarien, und er hat sich dazu auch geäußert:

    Oettinger:"Den einen bin ich zu Kernkraft-freundlich, den anderen bin ich zu Kernkraft-kritisch. Ich will objektiv sein."

    Prössl: Und dazu hat er zwei Extremszenarien durchrechnen lassen. In dem einen Szenario gibt es keine neuen AKWs, die gebaut werden und die, die sich im Bau befinden und die laufen, die sollen so lange in Betrieb sein, bis sie abgeschrieben sind. Dann würde bis 2050 der Anteil der Atomkraft an der Energiegewinnung auf drei Prozent sinken. Im zweiten Szenario ist er von anderen Voraussetzungen ausgegangen: Da hat für ihn vor allem eine Rolle gespielt, was passiert, wenn die CO2-Speicherung nicht so klappt, wie wir uns das wünschen. Dann müssten eben weitere Atomkraftwerke gebaut werden und dann wäre der Anteil 2050 der Energie aus Atomkraftwerken bei 18 Prozent und derzeit liegt dieser Anteil etwa bei 14 Prozent.