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Energiewende
Vorschläge für anwohnerschonenden Netzausbau

Bei aller Zustimmung für die Energiewende, der Bau neuer Stromautobahnen stößt bei betroffenen Anwohnern auf wenig Gegenliebe. Als Vermittlerin zwischen Netzbetreibern, Verwaltung und Bürgern bringt sich die Deutsche Umwelthilfe ins Spiel. Sie legte nun ihre Vorschläge zum Netzausbau vor.

Von Dieter Nürnberger | 29.01.2014
    Nach gegenwärtigem Stand sind rund 3.600 Kilometer neue Netze nötig, hinzukommen noch viele schon vorhandene Trassen, die allerdings optimiert werden müssen - der Netzausbau ist somit eine Mammutaufgabe. Rund 60 sehr unterschiedliche Akteure haben den "Plan N 2.0-Politikempfehlungen zum Um- und Ausbau der Stromnetze" unterschrieben. Darunter sind Netzbetreiber, Unternehmen der Energiewirtschaft, aber auch Umweltverbände und Bürgerinitiativen. Sie alle waren Teilnehmer des Forums Netzintegration und sie hoffen, dass Erkenntnisse aus einem über zweijährigen Diskussionsprozess vor Ort nun Eingang in die Politik finden.
    Unter Leitung der Deutschen Umwelthilfe gab es Dutzende von Informationsveranstaltungen über die konkrete Umsetzung der Energiewende vor Ort. Im Detail ging es um viele technische Fragen: Besonderes Anliegen vieler Kommunen ist beispielsweise die Erdverkabelung, denn überirdische Hochspannungsleitungen verschandeln aus Sicht vieler Betroffener die Landschaft, die unterirdische Lösung ist aber deutlich teurer. Für Hochspannungsleitungen mit 110 Kilovolt wurde nun vereinbart, dass neue Trassen in der Regel unterirdisch verlegt werden sollen. Peter Ahmels ist Leiter der Abteilung erneuerbare Energien bei der Deutschen Umwelthilfe. "Bei dem 110-Kilovolt-Neubau war es ganz wichtig, dass der Ausbau grundsätzlich als Erdkabel stattfindet. In der Folge müssen aber noch Ausnahmen definiert werden, wann von diesem Grundsatz abgewichen werden kann. Im Moment ist der Grundsatz im Gesetz verankert, aber noch nicht so, dass er überall vor Ort umgesetzt werden kann. Und somit auch noch nicht grundsätzlich als Regel beachtet wird."
    Die Unterzeichner der Politikempfehlungen hoffen nun, dass der Gesetzgeber im Energiewirtschaftsgesetz das Ganze auch verlässlich umsetzt. Ein zweiter wichtiger Aspekt beim Ausbau der Energiewende vor Ort ist beispielsweise der Wohnumfeldschutz. Welche Abstände sollten beispielsweise Freileitungen oder auch Konverter zu Wohngebieten haben? Hier konnte das Forum Netzintegration keine Einigkeit unter den Beteiligten erreichen. Bürgerinitiativen fordern Abstände von mehreren hundert Metern, Netzbetreiber sind gegen eine generelle Abstandsregelung. Hier ist also noch nichts entschieden. Rita Schwarzlühr-Sutter ist Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, sie verspricht immerhin, dass die Politik das Thema aufgreifen wird. "Mit dem Plan 'N 2.0' wird sich das Ministerium intensiv auseinandersetzen. Insbesondere zu der Frage, wie der Wohnumfeldschutz künftig in der Abwägung mit anderen Beteiligten ein stärkeres Gewicht bekommen kann. Und das halte ich auch für sehr wichtig."
    Stefan Taschner vom Bürgerbegehren Klimaschutz würdigt die vielen Diskussionsveranstaltungen in den Kommunen - nur durch Information und Teilhabe lasse sich eine solche Aufgabe auch stemmen. "Letztendlich wird jemand die Entscheidungen treffen müssen - und es wir häufig auch an anderer Stelle entschieden werden. Wichtig ist aber, dass der Bürger, der hier beteiligt worden ist, auch das Gefühl bekommt, dass seine Meinung auch gehört wird. Dass sie ernst genommen und sogar geprüft wird. Und dann wird er auch mit einer getroffenen Entscheidung besser leben können."
    In den betroffenen Landkreisen wird natürlich weiter diskutiert und gestritten werden - die Bilanz der Deutschen Umwelt als Moderator dieses Prozesses fällt generell positiv aus: In Einzelfällen konnten beispielsweise schon Trassenveränderungen erreicht werden, in anderen Fällen zumindest ein Überdenken schon vorhandener Planungen.

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