Donnerstag, 28. März 2024

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Engagiertes Treten auf der Stelle

Eva Kropp ist Lehrerin an einem Düsseldorfer Gymnasium. Im öffentlichen Schulsystem unterrichtet sie schon etliche Jahre. Trotzdem hat sie zusammen mit ihrer Kollegin Ulla Dörnemann Ende der 90er Jahre den Entschluss gefasst: Wir wollen schulische Erziehung und Unterricht anders und besser organisieren. Wir gründen unsere eigene Schule, mit einer besonderen Förderung für Hochbegabte und mit viel pädagogischer Freiheit nach skandinavischem Vorbild.

Von Armin Himmelrath | 30.12.2005
    Eva Kropp:

    " Die Idee, was Eigenes auf die Beine zu stellen und es besser zu machen, als es im herkömmlichen Schulsystem läuft, die ist schon sehr verlockend."

    Ulla Dörnemanns Reihenhaus ist seither die Zentrale der umtriebigen Schulgründerinnen.

    " Unser Kernproblem ist sicherlich, dass wir ein geeignetes Gebäude brauchen für den Schulstart, denn wir möchten ja eine Schule gründen, die als Ersatzschule genehmigt wird. Das heißt, dass die Schüler, die zu uns kommen, auch die entsprechenden Abschlüsse dort erwerben können und nicht, wie es an Privatschulen, die eben nicht diesen Status haben, dass man dann externe Prüfung machen muss."

    Vier Punkte müssen Schulgründer erfüllen, um die staatliche Anerkennung zu bekommen: Sie müssen ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorlegen, qualifizierte Mitarbeiter mit erstem und zweitem Lehrer-Staatsexamen anheuern, sich an die offiziellen Lehrpläne ihres Bundeslandes halten und ein geeignetes Gebäude mieten. Die ersten drei Voraussetzungen erfüllt die Düsseldorfer Schulinitiative, nur mit den Räumlichkeiten will es schon seit Jahren nicht klappen. Mal waren leer stehende Schulgebäude der Stadt Düsseldorf im Gespräch, dann die Technische Akademie eines großen Elektrogeräteherstellers. Doch ein Miet- oder Kaufvertrag kam nie zustande, berichtet Ulla Dörnemann.

    " Dann wurde in Oberkassel eine ehemalige Hauptschule frei, die war zwischenzeitlich mal von Japanern mit belegt worden als Schule. Und da haben wir sogar einen Investor gehabt, der das für uns umgebaut hätte, auf den neuesten Stand gebracht hätte, waren auch schon in Gesprächen recht weit - aber das Gelände wurde dann von der Stadt Düsseldorf an einen freien Investor verkauft, und da gibt es jetzt wieder neue Eigentumswohnungen und dergleichen. Dann wollten wir eine ehemalige Klinik übernehmen, die unter Denkmalschutz steht, und waren also auch mit den politischen Gremien des Stadtteils soweit, dass die uns auch gerne dort gesehen hätten. Der ganze Komplex ist an ein Schweizer Konsortium verkauft worden, die machen da jetzt eine Wohnfabrik - es steht leer."

    Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Häufig ist es die Stadt Düsseldorf, die bei den gescheiterten Mietverträgen involviert ist. An Zufälle mag Ulla Dörnemann nicht mehr glauben.


    " Die Stadt Düsseldorf ist selbst Schulträger. Die demographischen Zahlen sind ziemlich eindeutig, die Schülerschaft geht zurück. Sprich: Die Stadt Düsseldorf hat Schulen und ist nicht an einer Konkurrenz interessiert."

    So drehen sich die Schulgründer seit Jahren im Kreis. Eva Kropp findet es besonders ärgerlich:

    " Dass man immer wieder an dieselben Grenzen stößt und dass wir doch schon häufig jetzt den Eindruck hatten. Wir stehen kurz davor! Und dann ging es wieder nicht. Und dass es immer wieder an denselben Mechanismen doch hängt und der Berg, der sich da vor einem auftürmt, auch manchmal gar nicht bewältigbar scheint."

    Trotzdem hat das gute Dutzend Mitglieder der Düsseldorfer Schulinitiative den Mut noch nicht verloren. Derzeit gibt es wieder einmal Verhandlungen über ein geeignetes Gebäude, außerdem treffen sich die Lehrerinnen und Lehrer freiwillig einmal im Monat zu Fortbildungsveranstaltungen. Haben die Initiatorinnen des Schulprojekts schon einmal ans Aufgeben gedacht? Ulla Dörnemann:

    " Denken tut man da schon dran. Aber ein Punkt ist: Wenn es so schnell gehen würde, dass man irgendwas in Schule positiv verändert - dann hätten wir nicht so eine Schullandschaft. Und von daher: Da muss man sich auf einen langen Atem einstellen. Das ist so."

    Deshalb wollen die Düsseldorfer Schulgründerinnen trotz aller Rückschläge weitermachen. Ihr Ziel: Vor der eigenen Pensionierung möchten sie noch einen kompletten Schülerjahrgang zum Abitur führen. Um das zu erreichen, müsste es in den nächsten Jahren aber auch endlich losgehen mit dem Unterricht in der privat gegründeten Schulen, sagt Dörnemann:

    " Wir mühen uns da stetig weiter, und geben auch nicht auf."