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Entspannung am Anleihemarkt

Ein unbegrenzter Anleiheaufkauf ohne zeitliches Limit - das ist der Wunsch des spanischen Wirtschaftsministers an die Europäische Zentralbank. Noch sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt bei der Frage, wie die EZB eingreifen könnte. Auf dem Anleihemarkt jedenfalls sorgt sie zurzeit für Entspannung.

Von Michael Braun | 21.08.2012
    Dass Geld einen Preis hat, galt heute nicht für jeden. Der Euro-Rettungsfonds EFSF etwa hat heute wieder einmal beim Schuldenmachen Geld verdient. Er bot Wertpapiere mit dreimonatiger Laufzeit an. Papiere im Wert von knapp 1,5 Milliarden wurden ihm abgenommen. Die Anleger verzichteten dabei auf Zinsen, sie waren bereit draufzuzahlen, waren mit einer Rendite von minus 0,018 Prozent zufrieden.

    Das will der Bund nachmachen: Zum zweiten Mal bietet er Schatzanweisungen mit einem Zinssatz von 0,0 Prozent an. Die Finanzagentur setzte heute den Zinskupon für neue Bundesschatzanweisungen mit einer Laufzeit von zwei Jahren auf
    null Prozent. Die Papiere werden morgen versteigert. Bis zu fünf Milliarden Euro sollen in die Kassen kommen. Vermutlich werden auch hier die Investoren zugreifen, die nichts als Kapitalerhalt im Kopf haben, keinen Gewinn erwirtschaften wollen, nur auf Sicherheit bei der Geldanlage setzen. Gut möglich, das auch hier morgen eine negative Rendite herauskommt – nach Abzug der Inflationsrate von 1,7 Prozent sowieso.

    Andere Gläubiger müssen noch einen Preis fürs Geld zahlen. Der sinkt aber. Spanien etwa hat heute 4,5 Milliarden Euro eingesammelt in Form von Wertpapieren mit zwölf und 18 Monaten Laufzeit. Die Renditen sanken gegenüber Juli um etwa einen Prozentpunkt, bei den 18-monatigen Papieren zum Beispiel von 4,2 auf 3,3 Prozent.

    Es war die erste Versteigerung spanischer Wertpapiere im Licht der Diskussion, ob die Europäische Zentralbank Zinsobergrenzen für hilfsbedürftige Länder einführen und dann mit Anleihekäufen dieses Limit auch durchsetzen sollte. Christian Lenk, Wertpapierspezialist der DZ Bank, meinte, der vorschnelle Kapitalmarkt habe diese Option schon berücksichtigt:

    "Ich denke, der Markt zeigt momentan schon einen gewissen Optimismus. Inwieweit der gerechtfertigt ist, ist jetzt mal dahin gestellt."

    Lenk befürchtet, wenn die EZB Zinsobergrenzen garantiere, nehme dies selbst bei Zinsgrenzen von sieben Prozent den Reformdruck und das jeweilige Land

    "dementsprechend vielleicht auch eine etwas laxere Finanzpolitik fahren kann, was natürlich in der langfristigen Hinsicht wieder zu den alten Problemen führt, die wir kennen."

    Wie zur Bestätigung hat Spaniens Wirtschaftsminister schon mal formuliert, wie die noch gar nicht beschlossenen Anleihekäufe nach einer Zinsobergrenze auszusehen hätten: Eine solche Intervention der EZB auf den Märkten dürfe von der Menge keine Obergrenze haben und auch zeitlich nicht begrenzt sein, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Efe.

    Analysten machen sich schon Gedanken, was wohl geschehe, wenn nächstes Jahr in Italien Silvio Berlusconi wiedergewählt würde und seinen sattsam bekannten, Italien ins Abseits führenden Regierungsstil wieder aufnähme? Solle die EZB dann kaufen, kaufen, kaufen?