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Erasmus+
Neue Möglichkeiten fürs Auslandsstudium

Der EU-Ministerrat hat heute grünes Licht für das neue europäische Bildungs- und Jugendprogramm Erasmus+ gegeben. Siegbert Wuttig, verantwortlich dafür beim DAAD, beschreibt die neuen Möglichkeiten.

Siegbert Wuttig im Gespräch mit Kate Maleike | 03.12.2013
    Kate Maleike: Heute ist für die internationale Bildung nicht nur wegen der PISA-Studie ein wichtiger Tag, sondern auch, weil heute grünes Licht gegeben wurde vom EU-Ministerrat für das neue europäische Bildungs-, Jugend- und Sportprogramm Erasmus+. Insgesamt stehen hierfür ab kommendem Januar trotz der Krisenzeiten bis zum Jahr 2020 fast 14,8 Milliarden Euro für Bildungsaustausch zur Verfügung, der von der Schule bis zur Erwachsenenbildung reichen soll. Auf deutscher Seite laufen für die EU-Hochschulzusammenarbeit beim Deutschen Akademischen Austauschdienst die Fäden für Erasmus+ zusammen. Und Dr. Siegbert Wuttig leitet die nationale Agentur dort.
    - Was, Herr Wuttig, ergibt sich denn durch Erasmus+ an neuen Möglichkeiten für Studierende, internationale Kompetenzen zu erwerben?
    Siegbert Wuttig: Innerhalb des Hochschulbereiches von Erasmus+ wird es eine Fülle von neuen Möglichkeiten für Studierende und das Hochschulpersonal im Bereich der Mobilität geben. Ich nenne nur einige Beispiele für die Studierenden: Es wird die Möglichkeit geben, zum ersten Mal überhaupt mehrmals gefördert zu werden, im Bachelor, im Master und im Doktorat. Gleichzeitig wird es die Möglichkeit geben, ein Studium oder ein Praktikum im Ausland, und zwar auch außerhalb Europas zu machen, perspektivisch ab dem zweiten Förderjahr. Und es wird andere Möglichkeiten geben, zum Beispiel nach dem Studium, könnte sein zwischen dem Bachelor und dem Master, ein bis zu zwölfmonatiges Unternehmenspraktikum im Ausland zu machen, im europäischen zunächst mal, um vielleicht auch zu testen, ob man für eine Auslandstätigkeit nach dem Studium geeignet ist.
    Maleike: Das heißt, es gibt eine Erweiterung über Europa hinaus. Aber auch die Lehramtsstudenten kommen auf ihre Kosten, weil dafür ist jetzt demnächst auch was vorgesehen.
    Wuttig: Zunächst ist es richtig. Es ist auch historisch in einer gewissen Weise, dass die Europäische Union sich jetzt in der Mobilität öffnet für einen anderen Teil der Welt, für den Rest der Welt, wie die Kommission das so schön sagt. Es ist ein Fenster zur Welt, das ist das eine, und das andere ist, dass auch andere Gruppen von Studierenden, von anderen Fächern, jetzt besser berücksichtigt werden, zum Beispiel die Lehramtsstudierenden, die eine Lehramtsassistenz oder ein Praktikum in einer Schule künftig auch über Erasmus sich finanzieren lassen können.
    Maleike: Die Hochschulangehörigen und speziell auch die Professoren hatten in den letzten Jahren ein bisschen, na, sagen wir mal, an Mobilität eingebüßt, waren immer so ein bisschen die Problemzone, weil sie nicht annähernd so mobil waren, wie das die Studierenden waren. Wie soll hier und durch welche Möglichkeiten die Mobilität erhöht werden?
    Wuttig: Zunächst mal bieten wir den Hochschulen natürlich insgesamt mit dem neuen Programm eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sich internationaler zu gestalten. Und zwar nicht nur im Mobilitätsbereich, sondern eben auch strategisch in Partnerschaften und so weiter. Das ist ein Anreiz insbesondere für das Hochschulpersonal. Und zwar für die Hochschullehrer, sich auch inhaltlich stärker mit diesem Programm auseinanderzusetzen. Zudem wird mehr Geld in die Mobilität von Dozenten und von Hochschulpersonal im Allgemeinen gesteckt, weil es zurecht die Auffassung gibt, dass man auch die Multiplikatoren vor allem stärken muss und Anreize geben muss, dass sie Vorbilder für Mobilität sind.
    Maleike: Das heißt, alle Fäden für die Bewerbungen, für die ganzen Programme laufen künftig beim DAAD zusammen?
    Wuttig: Bei uns beantragen die Hochschulen ihre Projekte, sowohl für Mobilität als auch für die Partnerschaften. Die Hochschulen selbst, wenn sie das Geld von uns dann erhalten haben, werden dann die Studierenden auswählen, die im Rahmen ihrer Mobilitätsschienen nach Europa und darüber hinaus auch in der Zukunft gehen werden. Das Gleiche gilt für das Hochschulpersonal.
    Maleike: Doktor Siegbert Wuttig war das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst zum neuen EU-Programm Erasmus+, für das heute die Gelder freigegeben wurden.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.