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Erbgut von Embryonen verändert
"Technisch ist das Verfahren auch in Deutschland etabliert"

Forscher aus China sollen erstmals menschliche Embryonen genetisch manipuliert haben. Wenn die Informationen stimmen, wurde damit eine ethische Grenze überschritten. Ein weltweites Verbot des Verfahrens werde dennoch kaum umsetzbar sein, sagte Wissenschaftsjournalist Michael Lange im Deutschlandfunk.

Michael Lange im Gespräch mit Lennart Pyritz | 24.04.2015
    Ein Mikroskop
    Michael Lange: "Die vorgestellten Ergebnisse zeigen: Trotz allen Jubels ist das Verfahren nicht reif für den Einsatz am Menschen." (picture alliance / dpa - Martin Schutt)
    Wie der Wissenschaftsjournalist Michael Lange erläuterte, wollten die Forscher der Sunyetsen-Universität im chinesischen Guangzhou unter anderem kleine genetische Fehler im Erbgut der Embryonen reparieren. Dazu nutzten sie offenbar ein neues Verfahren namens CRISPR-Cas.
    Von insgesamt 85 Reparaturversuchen seien jedoch nur vier erfolgreich gewesen, schilderte Lange. Und auch diese vier Embryonen waren nicht überlebensfähig. Letztendlich könne der gesamte Versuch also als fehlgeschlagen betrachtet werden.
    Die bekannten Wissenschaftszeitschriften "Nature" und "Science" haben die Publikation der Ergebnisse angeblich abgelehnt. Michael Lange: "Deshalb haben die Forscher ihre Daten in einer kleineren Fachzeitschrift veröffentlicht. Die Fachzeitschrift "Protein and Cell" ist relativ unbekannt, wird finanziert von der chinesischen Akademie der Wissenschaft."
    Technisch sei das Verfahren auch in Deutschland etabliert: "Bei Bakterien, Pflanzen und Tieren." Allerdings verbiete der Embryonenschutz hierzulande Versuche, wie sie nun offenbar in China stattgefunden haben.
    Das gesamte Gespräch können Sie sechs Monate in unserem Audio-Archiv nachhören.