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Erbgutbestandteile aus dem All

Astrobiologie. - Je genauer man in Meteoriten aus dem All sucht, um so mehr Bausteine findet man, die das Leben auf der Erde für seine Zwecke einsetzt. Jetzt haben Nasa-Wissenschaftler in Meteoriten Nukleinbasen gefunden. Mit insgesamt vier Nukleinbasen speichern irdische Lebewesen ihre Erbinformationen in der DNA.

Von Guido Meyer | 18.08.2011
    Adenin, Guanin, Cytosin, Thymin – die variierende Abfolge dieser vier Nukleinbasen ist es, aus der die Doppel-Helix der DNA aufgebaut ist

    "Damit Leben entstehen kann, bedarf es dieser vier Grundbausteine. Wir kennen keinen Organismus, der sich nicht dieser Strukturen bedient. Bislang sah es so aus, als kämen sie auch in Meteoriten vor."

    Der Astrobiologe Michael Callahan vom Goddard Space Flight Center der amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa im US-Bundesstaat Maryland legt den Finger in die Wunde der Wissenschaftler: Es sah eben nur so aus, weil Meteoriten – und mit ihnen die Grundbausteine des Lebens, die sie befördern - stets auf der Erde gefunden werden.

    "Nukleinbasen sind seit den 60er-Jahren immer mal wieder in Meteoriten nachgewiesen worden. Dabei stellte sich jedoch stets die Frage, ob sie wirklich außerirdischen Ursprungs waren oder vielmehr von der Erde stammten. Wenn man Meteoriten aus dem All untersucht, die auf der Erde gefunden werden, ist dies nur schwer zu beantworten."

    Stets waren also irdische Verunreinigungen der Grund dafür, dass bislang noch keinen Nukleinbasen zweifelsfrei eine außerirdische Herkunft bescheinigt werden konnte. Nun jedoch hat sich das Team aus Greenbelt neun Meteoriten näher angesehen, die in der Antarktis gefunden wurden. Im ewigen Eis fallen dunkle Gesteinsbrocken naturgemäß eher auf. In diesen Meteoriten fanden sich enge Verwandte der Nukleinbasen.

    "Diese sogenannten Nukleinbasen-Analoge sind den uns vertrauten Basen sehr ähnlich. Ihnen fehlt an einem Ende beispielsweise ein Sauerstoff-Molekül, ein Stickstoff-Atom oder es fehlen zwei Wasserstoff-Atome. Ansonsten entsprechen sie exakt den Nukleinbasen auf der Erde."

    Solche Analoge aber kommen auf der Erde nicht vor. Hier besteht die DNA aus den vier bekannten Basen. Zwei von ihnen fanden die Wissenschaftler in den Antarktis-Meteoriten jedoch ebenfalls, nämlich Adenin und Guanin.

    "We find the ones that are on Earth. They are the exact same structure."

    Beide Erscheinungsformen der Nukleinbasen – die Erd-Zwillinge Adenin und Guanin und die Varianten mit ihren minimalen Abweichungen – waren im Meteoriten Verbindungen eingegangen. Für die amerikanischen Astrobiologen ist somit klar: Alle nachgewiesenen Nukleinbasen kommen aus dem All. Es handelt sich um extraterrestrisches Erbgut, das nicht durch irdische DNA kontaminiert wurde.

    "So all these things start helping us to come to the conclusion that we're looking at something extraterrestrial, that we’re slowly ruling out contamination."

    Auch das umliegende Eis und den Boden darunter haben die Forscher untersucht, jedoch nirgendwo die fünf im Meteoriten entdeckten leicht abgewandelten Nukleinbasen gefunden. Daher müssen auch die Basen Adenin und Guanin mit dem Meteoriten auf die Erde gelangt sein.

    "Damit können die von uns nachgewiesenen Grundbausteine des Lebens von Meteoriten auch zu anderen Orten des Universums transportiert worden sein, nicht nur zur Erde. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass auch anderswo im All Leben entstanden ist."

    Die Frage nach der erstmaligen Entstehung von Leben – wo auch immer – wäre damit jedoch nur irgendwohin in die Tiefen des Alls verschoben.