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Erbsensuppe zur Einweihung

Die Kirche heißt nicht Berliner Dom, sondern Oberpfarr- und Domkirche. Berliner Dom ist gleichsam ein Spitzname.

Von Klaus Kühnel | 27.02.2005
    Friedrich Wilhelm Hünerbein, einziger Prediger an der evangelischen Oberpfarr- und Domkirche, könnte sich aber mit diesem Spitznamen durchaus abfinden. Es gibt schlimmere Bezeichnungen für dieses Gotteshaus am Berliner Lustgarten.
    Königliche Pickelhaube, sagen die respektlosen Berliner wegen seiner augenfälligen Hässlichkeit zu diesem Bau.

    Natürlich gibt es nicht erst seit 1905 eine Kirche am Berliner Schloss. Bereits 1297 wird eine dreischiffige Hallenkirche erwähnt, die allerdings nicht wie die heutige Oberpfarrkirche nördlich des Schlosses stand, sondern genau entgegengesetzt. König Friedrich II. wollte eine moderne, prächtige Residenzstadt, ließ die mittelalterliche Kirche abreißen und befahl seinem Baumeister Knobelsdorff, für den freien Platz nördlich des Schlosses eine moderne Kirche zu entwerfen. Diese durch Jan Boumann gebaute Saalkirche wurde mehrere Male umgebaut, zuletzt 1822 nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel. Als die Hohenzollern 1871 die Kaiserkrone erlangt und das Deutsche Reich gegründet hatten, reichte ihnen jedoch die schlichte Kirche nicht mehr. Sie war ihnen zu bescheiden für ihr neues Amt.

    In der evangelischen Kirche war ja der Fürst der oberste Kirchenherr und man wollte einen prunkvollen Dom haben, mindestens so groß wie der St. Petersdom in Rom. Das war der Traum des damaligen Kaisers und dies hat er dann auch gegen den Willen des Domkirchenkollegiums durchgesetzt.

    Nach Plänen von Julius Carl Raschdorff entstand zwischen 1894 und 1905 ein überdimensionaler Kuppelbau, von vier Türmen flankiert, mit zur Spreeseite gewendeter Apsis und zum Lustgarten hin von einer Vorhalle beherrscht, deren Mitte eine triumphbogenartige Portalnische mit Attika bestimmt.

    Die am 27. Februar 1905 geweihte Oberpfarr- und Domkirche untergliedert sich in eine Predigtkirche, eine Denkmalkirche, sowie eine Tauf- und Traukirche. Die weitläufigen Räume unter ihr dienen als Gruft der Hohenzollern.

    Der Kaiser war ja damals anwesend. Und nach dem eher schlichten Gottesdienst wurde eine Erbsensuppe ausgeteilt für zig Tausende, die damals ja zur Domgemeinde gehörten.

    Zwei Predigten wurden an diesem Tag gehalten. Der Oberhofprediger sprach in der Weiherede über den Bibel-Vers: "Ich will dies Haus voll Herrlichkeiten machen", spricht der Herr Zebaoth, wobei sehr viel von den Verdiensten des Kaisers geredet wurde und seinem Engagement für Kirche und Reich und nur sehr wenig von der Herrlichkeit Gottes. Nach einer weiteren Predigt bot der Königliche Domchor den eigens komponierten Psalm 95: Singet dem Herrn ein neues Lied, singet dem Herrn alle Welt! Auch die Gemeinde sang, aber keine neuen, sondern die eher alt bewährten Lieder: "Ein feste Burg ist unser Gott" und "Großer Gott, wir loben dich!" Danach war der Festgottesdienst zu Ende und die vom Kaiserhaus gestiftete Erbsensuppe wurde serviert.

    Der Kaiser hat zwar den Bau sehr forciert, aber es stimmt nicht, dass der Kaiser den Dom bezahlt hat, sondern das hat der preußische Landtag getan. Der preußisch Landtag hat beschlossen, den Dom aufzubauen und alle, die zum preußischen Landtag gehörten, alle Länder, mussten Geld geben. Insofern gehört der Dom tatsächlich allen Ländern, die damals in Preußen vereinigt waren.