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Erdgasleitung
Serbiens Anschluss an Russland

Der Bau des serbischen Teilstücks der Erdgasleitung South Stream unter russischer Federführung hat begonnen. Schon jetzt deckt Serbien seinen Energiebedarf mit russischen Öl und Gas. Der Kreml will Belgrad enger binden und von der EU fernhalten, meinen serbische Analysten.

Von Karla Engelhard | 25.11.2013
    Dicht am serbischen Dorf Sajkas (Schajkas) bei Novi Sad werden die ersten Rohre für die Pipeline "South Stream" verlegt. Ab 2016 soll russisches Erdgas nach Europa strömen und natürlich auch Transitland Serbien versorgen. Die Wirtschaftsanalytikerin Radojka Nikolic sieht die Kehrseite dieses russisch-serbischen Gemeinschaftsprojektest:
    "Wir werden jetzt ziemlich abhängig von Russland sein. Geopolitisch hat Moskau seine Pfote auf unser Territorium gesetzt. In der Energieversorgung sind wir abhängig wie nie. Die Ölgesellschaft NIS, unser Hauptversorger und Hauptproduzent des Öls in Serbien ist bereits in russischem Besitz. Durch "South Stream" vervollständigen wir diese energiepolitische "Kooperation" mit den Russen, um nicht direkt "Abhängigkeit" zu sagen."
    NIS wurde schon vor Jahren von einer kremlnahen Gazprom-Tochter weit unter Wert gekauft. Der ehemalige Staatskonzern NIS ist kein Leichtgewicht, sondern das umsatzstärkste Unternehmen in Serbien und der größte Steuerzahler – er finanziert immerhin 10 Prozent der Staatsausgaben. Serbien soll, so will es Moskau, einer Energiedrehscheibe auf dem Westbalkan werden, geplant sind Seitenarme von "South Stream" nach Kroatien, Mazedonien und dem serbisch dominierten Teil von Bosnien-Herzegowina. Jüngst wurden außerdem umfangreiche Verträge über die militärische Zusammenarbeit zwischen Moskau und Belgrad unterzeichnet. Serbien will weiter militärisch neutral bleiben und in Richtung Europa gehen, beteuert Präsident Nikolic stets und meinte dazu jüngst in einer Fernsehdiskussion:
    "Wir reißen uns nicht um die Liebe des einen Einen oder Anderen, sondern um Freundschaft und Zusammenarbeit. Ich versuche den Westen und Russland zu überzeugen, dass, wenn sie zusammenarbeiten können, Serbien, das auch mit ihnen kann, ohne sich entscheiden zu müssen. Schließlich ist „Mütterchen Russland“einer der größten Außenhandelspartner der Europäischen Union."
    Eine russische Bevormundung und eine Entscheidung zwischen EU oder Russland fürchtet der serbische Präsident nicht. Dragomir Andjelkovic – Analytiker und Historiker erklärt:
    "Die Russen sehen uns nicht als einen bedeutenden militär-politischen Faktor an. Aber wir sind für sie psychologisch wichtig. Ihrer Unterstützung durch ihre Nichtanerkennung des Kosovo und ihre generell freundschaftliche Haltung gegenüber Serbien- sehen sie als eine Investition. Es wäre eine Ohrfeige für Moskau, wenn wir uns z.B. jetzt für die NATO oder auch für die EU entscheiden würden."
    Als Alternative bietet Moskau Belgrad eine Wirtschaftsunion an - mit Russland, Weißrussland und Kasachstan. Die Mehrheit der Serben würde derzeit laut Umfrage-Serbien sowohl in der Europäische Union sehen, als auch in einem Bündnis mit Russland.