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Erdig, groovig und filigran zugleich

Torsten Goods heißt bürgerlich eigentlich Gutknecht. Wenn man aber seinen Künstlernamen der Gitarrenlegende Les Paul verdankt, dann kann man sich mit Fug und Recht "Goods" nennen. Das beweist auch sein neues Album "Love Comes to Town".

Von Dirk Leukroth | 08.07.2013
    "When Loves Comes to Town" ist eigentlich eine Blues-Rock-Nummer der irischen Band U2 aus dem Jahr 1988. Was schon andeutet: Zum einen liebt Torsten Goods die Popmusik der späten 70er und 80er Jahre. Zum anderen möchte er nicht gerne in eine einzige Schublade gesteckt werden - Goods' Musik lebt in der Tat von der Vielfalt: Er gibt sich nicht mit der traditionellen Swing- und Jazz-Ecke zufrieden, einfach nur Crooner sein wie Frank Sinatra, das war ihn immer zu eindimensional. Stattdessen baut Torsten Goods gekonnt Elemente aus Soul, Funk und vor allem Blues ein - in seine eigenen Stücke, aber auch in Fremdkompositionen. Bei Letzteren, also bei den Covers reicht die Bandbreite von Willie Nelson, über Joe Sample bis zu Adele. Und trotz alle dieser Einflüsse und Schattierungen hat es Torsten Goods geschafft, seinem neuen Album am Ende doch ein echtes Leitmotiv zu geben. Das des Großstadtlebens nämlich. Zum Beispiel im Titel "Freedom Every Day":

    "Das betrifft jetzt nicht mich persönlich der Inhalt, aber dafür gewisse Leute, die in so großen Städten wie London, New York oder München einem Alltag hinterherrennen - nur weil sie Geld verdienen müssen, um zu überleben, irgendeinen Job machen müssen. Aber eigentlich wollten sie doch nur ihre Ruhe haben und ein bisschen Freiheit 'Peace of Mind'."

    "Ich war so ein richtiger Nerd"
    Stichwort Peace of Mind: Torsten Goods ist nicht jemand, der das Leben immer nur von der lockeren Seite betrachtet. Der Mann aus Franken hat richtig Biss: Er hat zwar erst mit 14 angefangen Gitarre zu spielen, aber hat sich dann sehr schnell in die Materie hineingearbeitet.

    "Ich war wirklich sehr motiviert, ich habe keinen Sport gemacht, hatte kaum Freunde, immer nur Gitarre gespielt. Ich war so ein richtiger Nerd, kann man sagen."

    Bald reihte er Workshops und Meisterkurse nur so aneinander, bis es dann zum Stipendium für Jazz-Gitarre an der renommierten New School University in New York gereicht hat. In dieser brodelnden Metropole hat das junge Talent dann schließlich auch über einen Bekannten DEN Mann getroffen, der ihm zu seinem Künstlernamen verhelfen sollte: der Gitarrenpionier Les Paul. Es kam zu einer gemeinsamen Session in einem Club, alles lief gut, nur der deutsche Nachname Gutknecht - der ging Les Paul einfach nicht fehlerfrei über die Lippen.

    "Das konnte er überhaupt nicht aussprechen. Torsten who? Gut- hat er irgendwie verstanden und dann hat er einfach mal amerikanisiert und aus Gutknecht 'Goods' gemacht. Ich fand das lustig und habe das meinen Freunden gesagt - dann hat sich das erst als Spitzname eingebürgert in der Schule damals noch. Als ich dann das erste Album veröffentlicht habe- ich habe damals auch noch in Amerika gewohnt - dachte ich: Du meine Güte, machen wir es halt so: "Goods", wenn das so lustig klingt."

    Gern geseher Gast auf Jazz-Festivals
    Ob der Name nun lustig ist oder nicht - er hat durchaus Gewicht: Seit Jahren schon ist Torsten Goods gern gesehener Gast auf nationalen und internationalen Jazz-Festivals.

    Torsten Goods verschließt sich nicht neuen Einflüssen: Vor zwei Jahren hatte er versucht eine Kooperation mit Pop-Produzenten und -Songwritern in London einzugehen, was letztlich aber daran scheiterte, dass der Mann aus Germany doch zu sehr Freund handgemachter Musik und selbst ernannter Rhythm 'n' Blues-Fan ist - er ist nun zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, hat die selbst gewählte Studioabstinenz beendet und das Album "Love comes to town" vorgelegt. Und das klingt erdig, groovig und filigran zugleich.


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