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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Acht Stunden Arbeit pro Woche sind genug +++ Forscher aus Südkorea haben einen ultradünnen Stimm-Sensor entwickelt +++ Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor einer weltweiten Zunahme von Antibiotikaresistenzen +++ Seeotter haben einen großen Teil ihrer genetischen Varianz verloren +++ Die Ermittlungen gegen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums sind eingestellt +++ Eine Insel in Norwegen will die Zeit abschaffen

von Kathrin Baumhöfer | 19.06.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Acht Stunden Arbeit pro Woche sind genug.
Das gilt zumindest, wenn es um die psychische Gesundheit geht. Wissenschaftler der britischen Universitäten Cambridge und Salford konnten zeigen, dass das Risiko entsprechender Probleme um durchschnittlich knapp ein Drittel sank, wenn Menschen eine bezahlte Beschäftigung aufnahmen, die vorher als Eltern zu Hause geblieben waren oder nicht gearbeitet hatten.
Eine weitere Erkenntnis: Das Wohlbefinden ließ sich nicht durch Mehrarbeit steigern. Acht Stunden bezahlte Arbeit pro Woche hatten den gleichen Effekt auf die psychische Gesundheit wie eine 37- oder 40-Stunden-Woche.
Für ihre Arbeit – nachzulesen im Fachmagazin Social Science and Medicine – hatten die Wissenschaftler Daten von mehr als 70.000 Teilnehmern einer britischen Langzeitstudie analysiert.
Quelle: Social Science and Medicine

Forscher aus Südkorea haben einen ultradünnen Stimm-Sensor entwickelt.
Es handelt sich um eine Art Film, der wie ein kleines Pflaster in Kehlkopfhöhe auf die Haut geklebt wird. Die eingebauten Sensoren messen etwa Vibration und Druck beim Sprechen – und zwar so spezifisch, dass die Stimme genau identifiziert werden kann. Die Forscher halten ihre Entwicklung deshalb auch für geeignet, wenn es etwa um biometrische Zugangskontrollen geht, wie sie im Fachmagazin Nature Communications schreiben.
Ausprobiert haben sie das auch, wie man in einem kurzen Video sehen kann, das die Forscher veröffentlicht haben. Für die Versuchsperson mit der passenden Stimme zum Passwort öffnet sich die Tür – selbst, wenn sie eine Maske trägt, die sie nur noch nuscheln lässt. Eine Person mit richtigem Passwort und anderem Stimmprofil muss dagegen draußen bleiben.
Quelle: Nature Communications

Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor einer weltweiten Zunahme von Antibiotikaresistenzen.
Die Entwicklung drohe, 100 Jahre medizinischen Fortschritts zunichte zu machen, sagte WHO-Generaldirektor Ghebreyesus auf einer Konferenz in Genf. Es sei eine der dringendsten Aufgaben im Gesundheitsbereich, eine Lösung dafür zu finden. Die Organisation hatte Anfang des Jahres bereits eine Liste mit den zehn größten Gesundheitsgefahren veröffentlicht – auch hier sind multiresistente Keime dabei.
Die Wirkstoffe werden in drei Kategorien eingeteilt: Die erste ist für Mittel, die bei ernsthaften Infektionen eingesetzt werden sollen. In der zweiten stehen Antibiotika, die zwar vorrätig sein, aber nicht immer eingesetzt werden sollen. Die dritte ist für Medikamente, die nur als letzter Ausweg vorgesehen sind.
Generell beklagt die WHO, dass in vielen Ländern Antibiotika falsch eingesetzt werden - etwa bei Viruserkrankungen, wo sie wirkungslos sind.
Quellen: dpa, WHO

Seeotter haben einen großen Teil ihrer genetischen Varianz verloren.
Das ist möglicherweise ein Problem, das der ganzen Art zu schaffen machen könnte, wie Forscherinnen und Forscher aus Kalifornien im Fachmagazin Molecular Biology and Evolution schreiben. Sie hatten die Genome von kalifornischem Seeotter, Riesenotter und Alaska-Seeotter untersucht.
Die genetische Varianz ist ein Maßstab dafür, wie viele Unterschiede es zwischen den Tieren einer Population gibt. Dabei gilt: Je größer die Varianz im Erbgut, desto größer die Möglichkeiten, sich etwa an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.
Verantwortlich für die Entwicklung ist nach Ansicht der Forscher vor allem, dass die Tiere lange gejagt wurden; ihr wasserabweisendes Fell war stark gefragt. Seit 1911 ist die Jagd auf Seeotter verboten, die Bestände erholen sich langsam wieder.
Quellen: University of California, Molecular Biology and Evolution

Die Ermittlungen gegen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums sind eingestellt.
Die Staatsanwaltschaft Heidelberg sah den Vorwurf der Tierquälerei nicht bestätigt, den der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" erhoben hatte. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Tieren starke Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt worden seien, teilte die Behörde mit. Sie hatte den Verdacht fünf Monate lang geprüft.
Es ging um ein Experiment, bei dem die Wirksamkeit einer Therapie mit Viren zur Behandlung des Ewing-Sarkoms getestet wurden; einer Krebserkrankung, die vor allem bei Kindern auftritt.
Der Vorwurf: Ein Experiment, bei dem Mäuse an Tumoren gestorben seien, soll ohne Antrag auf Genehmigung durchgeführt worden sein.
Vom DKFZ hieß es dazu, man habe einige Mäuse zu spät eingeschläfert, allerdings sei kein Tier an einem Tumor gestorben. Den genehmigten Versuchszeitraum von fünf Jahren habe man um sechs Wochen überschritten.
Quellen: dpa, DKFZ

Eine Insel in Norwegen will die Zeit abschaffen.
Ein Hinweis für den Grund liegt schon im Namen: Sommarøy – übersetzt "Sommer-Insel". Sie liegt im Norden Norwegens und damit oberhalb des Polarkreises – und das bedeutet: Mitternachtssonne.
Zwischen Mitte Mai und Ende Juli geht dort die Sonne nicht unter. Dann wird nachts Fußball gespielt oder es werden Hauswände gestrichen.
Eine Initiative von Bewohnern der Insel sagt: Die Mitternachtssonne mache Uhren überflüssig. Sie hat eine Petition auf den Weg gebracht mit dem Ziel, die Insel offiziell als erste zeitfreie Zone der Erde anerkennen zu lassen.
Die Bewohner machen schon einmal Ernst und hängen ihre Armbanduhren – wie anderswo Liebesschlösser – an Brückengeländer.
Quelle: Agenturen