Donnerstag, 25. April 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Die Kampagne zu einem neuen Brustkrebs-Test hat ein juristisches Nachspiel +++ Eine Raumsonde hat einen Krater in einen Asteroiden gesprengt +++ Fledermäuse eichen ihren inneren Kompass mit Hilfe der untergehenden Sonne +++ Eine Studie gibt Einblicke in die genetischen Grundlagen von Schönheit +++ Auch das Zusammenspiel von invasiven und einheimischen Arten kann funktionieren +++ Eine Studie beleuchtet den Umgang von Gorillas mit toten Artgenossen

Von Lennart Pyritz | 05.04.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Kampagne zu neuem Brustkrebs-Test hat juristisches Nachspiel
Ende Februar hatte das Unternehmen Heiscreen – eine Ausgründung des Universitätsklinikums Heidelberg – einen neuen Bluttest für Brustkrebs vorgestellt. In einer Pressemitteilung war von "einem Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik" die Rede. Das Vorgehen war von Fachgesellschaften und Medizinern kritisiert worden, da die Testergebnisse nicht erst in einem Fachjournal publiziert und nur unzureichend dargestellt wurden.
Jetzt hat das Universitätsklinikum Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Es gebe Anzeichen eines unlauteren Vorgehens bei der Entwicklung und Ankündigung des Tests. Kommende Woche sollen Befragungen von Beschäftigten der Uniklinik beginnen.
Die Heidelberger Universitätsklinik hatte sich Ende März bereits für das Vorgehen bei der Kampagne entschuldigt. Eine interne wissenschaftliche Arbeitsgruppe und die Innenrevision des Klinikums sind mit der Analyse der Vorgänge beauftragt. Zudem soll es eine externe Expertenkommission geben.
Quelle: UniversitätsKlinikum Heidelberg, DPA

Eine Raumsonde hat einen Krater in einen Asteroiden gesprengt
Die japanische Sonde Hayabusa2 hat ein zwei Kilogramm schweres Sprengstoffprojektil auf dem Asteroiden Ryugu explodieren lassen. Um nicht von Splittern getroffen zu werden, ging die Sonde vorübergehend hinter dem Asteroiden in Deckung. Die Sprengung dient dazu, Untergrundproben zu sammeln, die keiner Sonnen- und Weltraumstrahlung ausgesetzt waren, wie die japanische Raumfahrtagentur JAXA erklärte. Von deren Auswertung erhoffe man sich zum Beispiel Aufschlüsse über den Ursprung des Sonnensystems.
Die Sonde hat die Sprengung laut Angaben von JAXA unbeschadet überstanden und soll nun zum Explosionsort zurückkehren und Proben nehmen.
Hayabusa2 ist im Februar auf dem Asteroiden gelandet und soll noch bis Ende des Jahres dort bleiben. 2020 soll sie dann mit Oberflächenfragmenten und Untergrundproben zur Erde zurückkehren.
Quelle: JAXA, DPA

Fledermäuse eichen inneren Kompass mithilfe der untergehenden Sonne
Genauer anhand des Azimuts, also der auf den Betrachter bezogenen Richtung der untergehenden Sonne am Horizont. Das gilt zumindest für Mückenfledermäuse – eine kleine, mitteleuropäische Art, die saisonale Wanderungen unternimmt. Allerdings nutzen offenbar nur erfahrene Tiere diese Kalibrierungsmethode, nicht junge Vertreter der Spezies. Die Fähigkeit ist also erlernt und nicht vererbt, schlussfolgern die Autoren im Fachmagazin Current Biology.
Die Wissenschaftler hatten zwei Gruppen von Mückenfledermäusen in Lettland untersucht. Eine Gruppe konnte den natürlichen Sonnenuntergang sehen. Der anderen wurde mit Hilfe eines großen Spiegels eine entgegengesetzte Richtung des Sonnenuntergangs vorgegaukelt. Später in der Nacht wurden die Tiere auf einer Wiese freigelassen. Dabei nutzten die Forscher eine spezielle Box, mit deren Hilfe die Abflugrichtung exakt protokolliert werden konnte. Das Ergebnis: Erwachsene Tiere aus den beiden unterschiedlichen Gruppen wählten auch entgegengesetzte Richtungen. Junge Fledermäuse hoben dagegen in zufällige Richtungen ab.
Bei der Studie handelt es sich den Autoren zufolge um die erste wirkungsvolle Manipulation des inneren Kompasses bei einem wandernden Säugetier.
Quelle: Current Biology

Studie gibt Einblicke in genetische Grundlagen von Schönheit
Erschienen ist die Untersuchung im Fachblatt PLOS Genetics. Darin identifiziert das Autorenteam aus den USA eine Reihe von Genen, die offenbar die Attraktivität eines Gesichts beeinflussen. Welche Rolle diese Gene im Organismus spielen und welche anderen Eigenschaften sie beeinflussen, unterscheidet sich aber zwischen den Geschlechtern. Es gebe kein Master-Gen für die Attraktivität einer Person, schlussfolgern die Forscher. Vielmehr seien wahrscheinlich viele Gene mit jeweils schwachem Effekt daran beteiligt.
Die Wissenschaftler hatten Probanden die Attraktivität von Personen anhand von Fotos und einer elf-stufigen Skala bewerten lassen. Dann verglichen sie die Bewertungen mit Erbgut-Daten der Personen und identifizierten so mehrere Gene, die mit der Attraktivität eines Gesichts assoziiert sind. Bei Frauen waren bestimmte, mit Schönheit assoziierte genetische Variationen offenbar auch mit Genen verbunden, die die Körpermasse beeinflussen. Bei Männern gab es einen entsprechenden Zusammenhang mit Genen, die den Cholesterinspiegel im Blut betreffen.
Die Autoren weisen darauf hin, dass ihre Ergebnisse auf eine Probandengruppe mit einheitlichem Alter und ethnischem Hintergrund zurückgehen. Künftige Studien zu Attraktivität sollten eine diversere Datengrundlage haben.
Quelle: PLOS Genetics

Auch das Zusammenspiel von invasiven und einheimischen Arten kann funktionieren
Auf Oahu, der drittgrößten Insel Hawaiis, wurden fast alle ursprünglichen Vögel und viele der einheimischen Pflanzen in den vergangenen knapp 100 Jahren durch neu eingeführte oder eingewanderte Arten verdrängt. Im Fachmagazin Science zeigt nun die Studie eines US-Forschungsteams, dass die invasiven Vögel gezielt mit einzelnen lokalen Pflanzen interagieren und deren Samen verbreiten. Das dadurch entstehende System sei ähnlich komplex und stabil wie natürliche Samenausbreitungs-Systeme. Das Fazit der Autoren: Eingeschleppte Arten können unter bestimmten Umständen in ein natürliches Ökosystem integriert werden. Und: Netzwerke zwischen Arten basieren nicht zwangsläufig auf Jahrtausenden von Co-Evolution.
Die Wissenschaftler analysierten mehr als 100.000 Samen aus Vogelkot. Anhand der Ergebnisse schlussfolgern sie, dass die Samenverbreitung einheimischer Pflanzen fast ausschließlich durch invasive Vogelarten geschieht.
Die Forscher schreiben allerdings auch, dass die invasiven Vögel noch stärker die Samen eingeschleppter Pflanzenarten verbreiten.
Quelle: Science

Eine Studie beleuchtet den Umgang von Gorillas mit toten Artgenossen
Ein Forschungsteam beschreibt im Fachjournal PeerJ anhand einer kleinen Stichprobe, wie sich Gorillas gegenüber toten Artgenossen verhalten. Es beobachtete, dass die Menschenaffen sich teilweise stundenlang um ein totes Tier versammelten, es anstarrten, anstießen, daran leckten oder rochen. Geschlechtsreife Männchen zeigten auch aggressives Verhalten. Ob die toten Individuen Mitglieder der eigenen Gruppe gewesen waren, beeinflusste die Reaktionen dabei nicht maßgeblich.
Die Wissenschaftler hatten Berggorillas im Vulkan-Nationalpark in Ruanda nach dem Tod zweier dominanter Artgenossen beobachtet. Außerdem untersuchten sie das Verhalten von Östlichen Flachlandgorillas nach dem Tod eines Silberrückens in einem kongolesischen Nationalpark. Bei den Berggorillas verbrachten diejenigen am meisten Zeit mit dem toten Artgenossen, die eine enge soziale Bindung zu ihm hatten.
Was hinter dem Verhalten steckt – ob zum Beispiel so etwas wie Kummer – ist unklar. Das Verhalten könnte auch eine Gefahr für die Tiere bedeuten, warnen die Forscher. Durch engen Kontakt mit toten Artgenossen könnten Krankheiten leichter übertragen werden.
Quelle: PeerJ, DPA