Donnerstag, 25. April 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Zwei neue Ebola-Medikamente zeigen eine vielversprechende Wirkung +++ Das Hausschwein kam aus dem Nahen Osten +++ Die Zahl der Waldtiere ist seit 1970 stark zurückgegangen +++ Gruppenzwang führt zu mehr Bestrafungen +++ Ein neuer Chlamydien-Impfstoff liefert positive Ergebnisse +++ Die Zahl der registrierten Masernfälle ist weltweit stark angestiegen

Von Sophia Wagner | 13.08.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Zwei neue Ebola-Medikamente zeigen eine vielversprechende Wirkung
Eine klinische Studie im Kongo, in der die Wirksamkeit von vier Medikamenten gegen Ebola untersucht wurde, ist frühzeitig gestoppt worden. Grund war das gute Abschneiden, von zwei der vier untersuchten Medikamente. Nach der Behandlung mit diesen Wirkstoffen sei die Sterblichkeitsrate im Durchschnitt auf circa 30 Prozent gesunken. Unbehandelt liegt die Sterblichkeit bei Ebola bei 60 bis 67 Prozent. Von dem Durchbruch berichten sowohl die WHO als auch die US-Gesundheitsbehörde NIH, die an der Studie beteiligt war. Diese soll jetzt in veränderter Form weitergeführt werden. Zum Einsatz kommen dabei nur noch die beiden erfolgreichen Wirkstoffe - REGN-EB3 und mAb114 – . Beide dürfen ab sofort auch außerhalb der Studie zur Behandlung von Ebola-Patienten eingesetzt werden. Die anderen beiden Medikamente sollen nicht mehr zum Einsatz kommen – sie hatten die Sterblichkeitsrate nur schwach verringert. Das Ebola-Virus breitet sich seit August 2018 im Ostkongo aus. Der jüngste Ausbruch hat mindestens 1.800 Menschen das Leben gekostet.
Quelle: NIH

Das Hausschwein kam aus dem Nahen Osten
Vor ungefähr 8.000 Jahren brachten Bauern aus dem Nahen Osten die ersten domestizierten Schweine nach Europa. Seitdem hat sich an der Genetik der Tiere einiges verändert. Das zeigt eine Studie britischer Forschender im Fachmagazin PNAS. Nach der Ankunft auf dem neuen Kontinent hätten sich die Hausschweine aus dem Nahen Osten stark mit den europäischen Wildschweinen durchmischt. Als Resultat lassen sich heute nur noch vier Prozent der europäischen Hausschwein-Gene auf die südlichen Vorfahren zurückführen. Das Schwein wurde also nicht in Europa gezähmt. Trotzdem scheint die frühe Domestizierung im Nahen Osten kaum Spuren im Erbgut der modernen europäischen Hausschweine hinterlassen zu haben. Für ihre Analysen haben die Forschenden die DNA von 2.000 Schweinen untersucht. Dabei waren auch 63 archäologische Exemplare, deren Knochen bis zu 10.000 Jahre alt sind.
Quelle: PNAS

Die Zahl der Waldtiere ist seit 1970 stark zurückgegangen
Das zeigt der aktuelle Waldbericht des WWF. In den Bericht flossen die Daten von 268 Wirbeltierarten weltweit ein. Der durchschnittliche Rückgang seit 1970 beträgt demnach 53 Prozent. Besonders betroffen sind die Tropen und der Amazonas-Regenwald. Hauptgrund für den Rückgang ist laut des Berichtes die Abholzung und Umnutzung der Wälder durch den Menschen. Weil viele Wirbeltiere zur Verbreitung von Pflanzensamen beitragen, könne der Tier-Schwund das gesamte Ökosystem Wald gefährden und sich so auch auf das Klima auswirken.
Quelle: WWF

Gruppenzwang führt zu mehr Bestrafungen
In einer Untersuchung von Forschenden der Brown University in den USA sollten Versuchsteilnehmer entscheiden, ob eine andere Person für ein bestimmtes Vergehen bestraft werden sollte. Dabei hat sich gezeigt, dass Individuen in der Gruppe Bestrafungen zustimmen, die sie in Einzelentscheidungen nicht fordern würden. Die weitere Analyse der Versuchsdaten habe darauf hingewiesen, dass Individuen in der Gruppe weniger Verantwortung fühlten. Ihr Verhalten ist dadurch impulsiver. Diese soziale Beeinflussung der Moral sei an sich nichts Schlimmes. Sie könne aber in bestimmten Situationen zu einer Verschärfung von Strafen führen, zum Beispiel im Geschworenen-System an US-amerikanischen Gerichten. Die Studie wurde im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlicht.
Quelle: Scientific Reports

Ein neuer Chlamydien-Impfstoff liefert positive Ergebnisse
Das melden Forschende aus Dänemark im Fachmagazin The Lancet. Demnach hat eine erste Studie am Menschen gezeigt, dass der Impfstoff gut verträglich ist und zur Bildung von Antikörpern führt. Ob diese Antikörper die Geimpften langfristig vor Chlamydien schützen können, sei aber noch nicht klar. An der klinischen Phase-I-Studie haben 35 Frauen teilgenommen. Bevor der Impfstoff offiziell zugelassen werden kann, muss er zwei weitere Test-Phasen erfolgreich durchlaufen. Die Chlamydien-Infektion ist die häufigste sexuell übertragbare Infektion in Europa. Weltweit gibt es schätzungsweise 130 Millionen Neuinfektionen pro Jahr. Vor allem für Frauen ist eine Ansteckung gefährlich. Bei ihnen erhöht sich das Risiko für Unfruchtbarkeit, Beckenentzündungen und Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter. Auslöser ist das Bakterium Chlamydia trachomanis.
Quelle: The Lancet

Die Zahl der registrierten Masernfälle ist weltweit stark angestiegen
Bis Ende Juli wurden der WHO für 2019 fast 365.000 Erkrankungen gemeldet. Das ist mehr als im gesamten letzten Jahr, in dem die offiziellen Meldungen bei 350.000 lagen. Alleine die WHO-Afrika-Region, die einen Großteil des Kontinents umfasst, meldet einen Anstieg von 900 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In Europa fällt der Anstieg mit 120 Prozent geringer aus. Die WHO betont, dass nur ein Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen gemeldet werde. Insgesamt gäbe es weitaus mehr Fälle. Die letzte Schätzung spricht von 6,7 Millionen Erkrankten für das Jahr 2017. Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt. Die Betroffenen sind meist Kinder. Die Überlebenden können Hirnschäden davontragen oder blind und taub werden. In Deutschland sind die Zahlen seit 2017 rückläufig. Eine Impfpflicht für Kindergarten und Schulkinder ab März 2020 soll hierzulande die Zahl der Masernfälle besser unter Kontrolle bringen. Der Bundestag muss noch zustimmen.
Quelle: WHO