Donnerstag, 25. April 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Schon in der Altsteinzeit gab es Konserven +++ Forscher verbessern die Vorhersage von starken Nachbeben +++ Ein neuer Standortdienst führt Retter schneller zum Unglücksort +++ Münchner Forscher entwickeln eine Haut für Roboter +++ Gelenkknorpel kann sich selbst erneuern

Von Magdalena Schmude | 10.10.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Schon in der Altsteinzeit gab es Konserven
Archäologen aus Israel und Spanien haben in der Qesem-Höhle nahe Tel Aviv Tierknochen entdeckt, in denen das Knochenmark für den späteren Verzehr gelagert wurde. Schnittspuren an den Knochen legen nahe, dass sie nicht direkt nach der Jagd geöffnet wurden sondern erst bis zu neun Wochen später. Das berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Science Advances. Um die Knochen haltbarer zu machen, ließen die Jäger die Haut daran. Beim späteren Entfernen der getrockneten Haut entstanden dann die spezifischen Einkerbungen.
Der Fund ist der erste Hinweis darauf, dass die Menschen in dieser Region schon vor etwa 400.000 Jahren Vorräte anlegten.
Quelle: Science Advances

Forscher verbessern die Vorhersage von starken Nachbeben
Wissenschaftler der ETH Zürich haben ein System entwickelt, mit dem sich vorhersagen lässt, ob einem Erdbeben ein noch stärkeres Nachbeben folgen wird. Bisher gibt es dafür keine Möglichkeit. Die Forscher werteten knapp 60 historische Sequenzen aus Haupt- und Nachbeben aus und ermittelten deren b-Werte. Dieser Wert gibt das Verhältnis zwischen Größe und Anzahl der Beben in einer Sequenz an und damit indirekt den Spannungszustand der Erdkruste. Ob der b-Wert im Lauf einer Erbebensequenz fällt oder steigt, zeigt laut der Studie, ob ein stärkeres Nachbeben zu erwarten ist oder nicht. Ihre Analyse veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift Nature.
Quelle: Nature

Ein neuer Standortdienst führt Retter schneller zum Unglücksort
Advanced Mobile Location, kurz AML, heißt die neue Technik, die zukünftig auf Android-Smartphones in Deutschland genutzt werden soll. Ruft jemand mit einem dieser Telefone die Notrufnummer 112 an, wird automatisch der Standortdienst des Gerätes aktiviert, der die jeweiligen Standortdaten an die Rettungsleitstelle übermittelt. Besonders in Situationen, in denen der Unglücksort schwer zu beschreiben ist, soll die Technik helfen. Aus Datenschutzgründen werden die Standortdaten nach einer Stunde gelöscht
AML ist eine Kooperation der Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica sowie des Internetkonzerns Google. Betrieben wird der Dienst von der Berliner Feuerwehr und der Integrierten Leitstelle Freiburg – Breisgau – Hochschwarzwald. Aktuell ist ein Drittel der rund 250 Leitstellen in Deutschland an das System angebunden, die übrigen sollen in den nächsten Monaten dazukommen.
Quelle: dpa

Münchner Forscher entwickeln eine Haut für Roboter
Mit der künstlichen Haut sollen Roboter ihre Umgebung besser wahrnehmen und auf sie reagieren können, wie die Wissenschaftler von der Technischen Universität München in den Proceedings of the IEEE schreiben. Die Haut besteht aus sechseckigen Zellen, die jeweils etwa so groß wie eine Zwei Euro-Münze sind. Ein Roboter in der Größe eines Menschen ist mit 1260 dieser Zellen ausgestatten, die insgesamt 13.000 Sensoren enthalten. Mit den Sensoren können Berührungen, Beschleunigung, Annäherung und Temperatur gemessen werden.
Um die Rechenkapazität zur Verarbeitung der Messeindrücke aller Sensoren möglichst klein zu halten, werden sie nicht permanent überwacht. Stattdessen wird ihr jeweiliger Input nur verarbeitet, wenn tatsächlich ein Ereignis stattgefunden hat. Das reduziert den Rechenaufwand um bis zu 90 Prozent.
Zum Vergleich: Die menschliche Haut hat etwa 5 Millionen Rezeptoren.
Quelle: Proceedings of the IEEE

Gelenkknorpel kann sich selbst erneuern
Das haben US-amerikanische Mediziner entdeckt. Sie konnten nachweisen, dass der Knorpel im Hüft-, Knie- und Fußgelenk Proteine enthält, die jünger sind als der Rest des Gewebes. Das zeige, dass in den Gelenken Regenerationsprozesse ablaufen, schlussfolgern die Wissenschaftler im Fachjournal Science Advances. Die Messungen der Forscher zeigten außerdem: Der Anteil jüngerer Proteine im Knorpel ist höher, je weiter das entsprechende Gelenk von der Körpermitte entfernt ist. Das Fußgelenk regeneriert sich also am stärksten, das Hüftgelenk am wenigsten. Dieses Schema erinnert an Salamander und Zebrafische, die Gliedmaßen oder Flossen nachwachsen lassen können.
Gesteuert wird die Knorpel-Erneuerung sowohl beim Mensch als auch bei den Tieren von bestimmten RNA-Schnipseln. Davon fanden die Forscher größere Mengen im Fußgelenk als in den Gelenken in Knie und Hüfte.
Quelle: Science Advances