Donnerstag, 25. April 2024

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Meldungen aus der Wissenschaft

Wälder sind älter als bislang angenommen +++ In Brandenburg wurden heute erste Zäune zum Schutz vor der Schweinepest errichtet +++ Die erste Grippe des Lebens hat weitreichende Folgen +++ Die Ozeanversauerung schadet offenbar den Schuppen von Haien +++ Äthiopien zählt jetzt zu den Raumfahrtnationen +++ Die Zahl der registrierten Cholera-Fälle weltweit hat deutlich abgenommen

Von Lennart Pyritz | 20.12.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Wälder sind älter als bislang angenommen
Das zeigen fossile Erdproben aus der Catskill-Region im US-Bundesstaat New York. Darin hat ein Forschungsteam Wurzeln von 386 Millionen Jahre alten primitiven Bäumen nachgewiesen. Der Fund legt nahe, dass Wälder, wie wir sie heute kennen, zwei bis drei Millionen Jahre früher im Devon entstanden, als bislang vermutet. Das Aufkommen von Wäldern markiert tiefgreifende Veränderungen des Ökosystems Erde, zum Beispiel bezogen auf die CO2-Konzentration in der Atmosphäre und klimatische Bedingungen. Die Studie ist im Fachmagazin Current Biology erschienen.
Die Wissenschaftler konnten Wurzeln dreier unterschiedlicher Baumtypen identifizieren, darunter vermutlich eine Bärlapppflanze und ein Baumfarn-ähnlicher Vertreter. Den dritten Wurzeltyp ordneten die Forscher Archaeopteris zu – eine fossile Gefäßpflanze, die bereits viele Merkmale moderner Samenpflanzen aufwies. Sie vermuten, dass bereits damals unterschiedliche Bäume unterschiedliche Nischen im Wald besetzten.
Quelle: Current Biology

In Brandenburg wurden heute erste Zäune zum Schutz vor der Schweinepest errichtet
Und zwar an der polnischen Grenze nahe Guben. Die 90 Zentimeter hohen, mobilen Wildschutzzäune sollen je nach Gefährdungslage entlang der Neiße und Oder lokal und zeitlich begrenzt zum Einsatz kommen. Die Kosten von insgesamt 160.000 Euro für den Aufbau übernimmt das Land Brandenburg, die Entscheidung über den genauen Verlauf der Zäune treffen die Landkreise.
Geplant ist bislang der Aufbau entlang 120 Kilometern des insgesamt 280 Kilometer langen Grenzverlaufs zwischen Brandenburg und Polen. Schwerpunkte sind nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums die Landkreise Spree-Neiße, Oder-Spree sowie die Stadt Frankfurt (Oder).
In Deutschland ist bisher kein Fall der Afrikanischen Schweinepest bekannt. In mehr als 50 Fällen wurde diese aber bereits bei toten Wildschweinen in Westpolen nachgewiesen. Für Menschen ist die Krankheit nicht gefährlich. Ein Nachweis in Deutschland dürfte aber massive Beschränkungen bei Schweinefleischexporten in Nicht-EU-Staaten zur Folge haben.
Quelle: DPA

Die erste Grippe des Lebens hat weitreichende Folgen
Es gibt unterschiedliche Subtypen von Grippeviren, von denen immer wieder neue Stämme zirkulieren. Mit welchem Subtyp wir erstmals als Kind in Kontakt kommen, beeinflusst, wie unser Körper mit späteren Grippewellen im Leben zurechtkommt. Das Phänomen wird immunologische Prägung genannt – das Immunsystem erinnert sich sozusagen, mit welchen Krankheitserregern es zuerst zu tun hatte. Ein US-Forschungsteam konnte jetzt zeigen: Der Effekt erklärt, warum ganze Altersgruppen einer Bevölkerung unterschiedlich stark auf eine Grippewelle reagieren.
Für ihre Studie im Fachmagazin PLoS Pathogens werteten die Wissenschaftler Gesundheitsdaten aus Arizona aus. Stämme zweier Subtypen waren dort in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für saisonale Ausbrüche verantwortlich: H1N1 und H3N2. Die Daten zeigten: Personen, die als Kind zuerst mit dem H1N1-Subtyp konfrontiert waren, landeten bei einem späteren Kontakt mit einem zugehörigen Stamm seltener im Krankenhaus als solche, die zuerst mit dem Subtyp H3N2 Kontakt hatten – und umgekehrt.
Die Autoren hoffen, dass ihre Erkenntnisse künftig helfen könnten vorherzusagen, welche Altersgruppen von einer kommenden Grippewelle besonders bedroht sind.
Quelle: PLoS Pathogens

Die Ozeanversauerung schadet offenbar den Schuppen von Haien
Die Haut von Haien setzt sich aus schuppenartigen Hautzähnchen zusammen, die im Wesentlichen aus Dentin bestehen – dem Material aus dem auch unsere Zähne sind. Saures Meerwasser kann diese Hautzähnchen mit der Zeit zersetzen. Davor warnt ein Forschungsteam im Fachmagazin Scientific Reports nach Untersuchungen an Puffotter-Katzenhaien. Die Autoren vermuten, dass die Korrosion der Schuppen die Schutzfunktion der Hai-Haut und die Schwimmfähigkeit der Fische beeinträchtigen könnte. Die Studie erweitert damit das Bild der Risiken, die die zunehmende, durch den Menschen verursachte Ozeanversauerung für marine Lebewesen mit sich bringt.
Die Experimente der Forscher hatten gezeigt: Bei drei Puffotter-Katzenhaien, die für neun Wochen in künstlich angesäuertem Meerwasser gehalten wurden, waren im Durchschnitt ein Viertel der Hautzähnchen beschädigt. Bei drei Vergleichstieren, die in basischerem Wasser schwammen, waren dagegen nur knapp zehn Prozent der Schuppen angegriffen.
Die Versauerung der Meere wird durch die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre verursacht. Aus Kohlenstoffdioxid und Meerwasser bildet sich dabei Kohlensäure, die den pH-Wert sinken lässt.
Quelle: Scientific Reports

Äthiopien zählt jetzt zu den Raumfahrtnationen
Denn heute ist der erste Satellit des Landes erfolgreich gestartet. Der gemeinsam von chinesischen und äthiopischen Ingenieuren gebaute, nur 72 Kilogramm schwere Flugkörper war zuvor mit einer Trägerrakete von China aus ins All geschossen worden. Der Satellit soll zur Überwachung von Wetter und Ernten dienen. Neben dem Start eines Kommunikationssatelliten ist nun laut äthiopischem Technologieministerium auch der Aufbau einer Montagestätte für Raumfahrtkomponenten im eigenen Land geplant.
Angestoßen wurde Äthiopiens Raumfahrtprogramm vom einstigen Technologieminister, dem heutigen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed.
In Afrika haben knapp 20 Länder Raumfahrtprogramme aufgelegt, acht davon haben schon fast drei Dutzend Satelliten ins All geschossen. Verlässliche Zahlen zu Afrikas junger Raumfahrtindustrie gibt es kaum, da viele Staaten nur Angaben zum Luft- und Raumfahrtsektor gemeinsam machen. Die Zahl ihrer Mitarbeitenden wird allerdings auf insgesamt weniger als 10.000 geschätzt.
Quellen: DPA, Reuters

Die Zahl der registrierten Cholera-Fälle weltweit hat deutlich abgenommen
Insgesamt haben im vergangenen Jahr 34 Länder der WHO knapp eine halbe Million Krankheits- und fast 3000 Todesfälle gemeldet. 2018 lag die Zahl damit um 60 Prozent niedriger als 2017. Das verweise auf eine ermutigende Entwicklung in besonders von Cholera betroffenen Ländern wie dem Jemen, der Demokratischen Republik Kongo, Somalia und Haiti, so die WHO. Die Zahl der registrierten Cholerafälle schwankt allerdings stark. Generell geht die WHO von einer sehr hohen Dunkelziffer aus.
Für 2019 liegen noch keine Zahlen vor. Der Trend, dass die Zahlen zurückgehen, habe sich aber fortgesetzt. Die Fortschritte seien vor allem auf große Impfkampagnen zurückzuführen.
Cholera ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die Brechdurchfall verursacht. Menschen stecken sich meist durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel an. Ohne Behandlung könne die Krankheit innerhalb von Stunden tödlich sein, warnt die WHO.
Quellen: WHO, DPA