Donnerstag, 28. März 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Eine Studie liefert neue Einblicke in die Entstehung von Erdnuss-Allergien +++ Ein neu entdeckter Tiefsee-Krebs hat Mikroplastik im Körper +++ Auf der ISS gewachsener Salat ist von guter Qualität +++ Haushunde sind oft verhaltensauffällig +++ Der nächste Mars-Rover heißt "Perseverance" +++ Künstliches Licht stört das Verhalten von Meereslebewesen in der Polarnacht

Von Lennart Pyritz | 06.03.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Eine Studie liefert neue Einblicke in die Entstehung von Erdnuss-Allergien
Ein US-Forschungsteam hat 19 Personen untersucht, die unter einer Erdnuss-Allergie leiden. Die Studie im Fachblatt Science zeigt, dass diese eine große Menge Immunglobulin E-Antikörper im Verdauungstrakt aufwiesen. Diese verursachen eine Überreaktion des Körpers auf die Nüsse.
Die Wissenschaftler untersuchten auch B-Zellen im Darmgewebe – weiße Blutzellen des Immunsystems, die die Antikörper produzieren. Dabei entdeckten sie, dass diese Zellen zwischen der Produktion von harmlosen und allergieauslösenden Antikörpern wechseln können. Der Mechanismus dahinter heißt "class switch recombination" oder "Klassenwechsel". Was genau den Wechsel hin zu den schädlichen Antikörpern auslöst, ist noch unklar. Den Prozess zu unterbinden, könnte aber ein vielversprechender Therapieansatz gegen Allergien sein, so die Autoren.
Die Wissenschaftler hatten Gewebeproben von Patienten analysiert, bevor diese eine orale Immuntherapie gegen Erdnuss-Allergie begannen.
Von einer Erdnuss-Allergie sind weltweit Millionen Kinder und Erwachsene betroffen.
Quellen: Science Immunology, Science

Ein neu entdeckter Tiefsee-Krebs hat Mikroplastik im Körper
Aufgrund dieser Tatsache und um auf die Vermüllung der Weltmeere auch an abgelegenen Regionen aufmerksam zu machen, wurde der Art der wissenschaftliche Name Eurythenes plasticus verliehen. Die neu entdeckte Spezies zählt zu den Flohkrebsen und ist etwa fünf Zentimeter groß. Entdeckt wurde sie an einem der tiefsten Punkte der Erde: in etwa 6.500 Meter Tiefe im Marianengraben in der Nähe der Philippinen. Die Artbeschreibung haben die Forschenden im Fachmagazin Zootaxa veröffentlicht.
Exemplare der neuen Art wurden bereits 2014 mit Hilfe von Köderfallen geborgen. Im Darm eines dieser Tiere wurde eine Mikroplastikfaser gefunden.
Die Umweltschutzorganisation WWF weist in einer Nachricht zu dem neuen Tiefsee-Krebs darauf hin, dass Deutschland nach den USA und Japan der drittgrößte Exporteur von Plastikmüll sei. Dieser Müll ende oft in südostasiatischen Ländern mit schlechtem oder keinem Abfallmanagement. Da er dort häufig nicht recycelt werden könne, werde er verbrannt oder lande auf Deponien – und gelange auch von dort aus ins Meer.
Quellen: Zootaxa, AFPD, WWF

Auf der ISS gewachsener Salat ist von guter Qualität
Zwischen 2014 und 2016 wurde auf der Internationalen Raumstation Salat angebaut, teils dort verzehrt und teils gefroren zur Erde geschickt. Zu Vergleichszwecken wurde unter gleichen Bedingungen, was Temperatur-, Feuchte- und CO2-Daten angeht, Salat auf der Erde angepflanzt.
Im Rahmen einer im Fachmagazin Frontiers in Plant Science publizierten Studie hat ein Forschungsteam die Qualität des Weltraumgemüses jetzt genauer untersucht. Demnach war der auf der ISS kultivierte Rote Romanasalat frei von gesundheitsschädlichen Mikroben wie E. coli und Salmonellen. Zudem war er ungefähr so nährstoffreich wie der auf der Erde gewachsene Salat. Teilweise enthielt der Weltraum-Salat sogar mehr Kalium, Phosphor und Zink.
Im All angebautes Gemüse verspricht Astronautinnen und Astronauten mit zusätzlichen Nährstoffen und Vitaminen zu versorgen – besonders auch im Hinblick auf Langzeitaufenthalte im Weltraum wie bei einer Marsmission.
Quelle: Frontiers in Plant Science

Haushunde sind oft verhaltensauffällig
Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam im Fachblatt Scientific Reports. Die Forschenden nutzten Online-Fragebögen von Hundehaltern, um sieben problematische Eigenschaften bei knapp 14.000 finnischen Haushunden zu analysieren. Mehr als zwei Drittel der Tiere zeigten demnach Aggressionen und Furcht. Das häufigste Merkmal war die Empfindlichkeit gegenüber Lärm, zum Beispiel Donner oder das Geräusch von Feuerwerkskörpern. Etwa ein Drittel der Hunde zeigte Angst vor Artgenossen, fremden Menschen oder ungewohnten Situationen. Die Ergebnisse weisen den Autoren zufolge darauf hin, dass die Probleme weit verbreitet sind und die Lebensqualität vieler Hunde einschränken. Bestimmte Zuchtmaßnahmen könnten Abhilfe schaffen.
Die Geräuschempfindlichkeit nahm mit dem Alter der Hunde zu, ebenso die Angst vor Höhen und ungewohnten Oberflächen wie Metallgittern. Rüden waren zudem häufiger aggressiv oder hyperaktiv als Weibchen.
Auch zwischen verschiedenen Rassen offenbarte die Studie Unterschiede. Wheaten Terrier und Mischlinge waren zum Beispiel besonders lärmempfindlich. Zwergschnauzer waren deutlich öfter aggressiv gegenüber Fremden als Labrador Retrievers. Diese Ergebnisse weisen auf eine starke genetische Komponente hin.
Quelle: Scientific Reports

Der nächste Mars-Rover heißt "Perseverance"
Das bedeutet Ausdauer oder Durchhaltevermögen. Im Sommer soll der Rover der US-Raumfahrtbehörde NASA zum Mars starten. Bislang liefen die Pläne unter dem Arbeitstitel "Mars 2020". Wie die NASA mitteilte, hat ein Siebtklässler aus dem US-Bundesstaat Virginia den Namen vorgeschlagen.
Der rund 1.000 Kilogramm schwere Rover soll im Februar 2021 auf dem Mars landen und dann über den Planeten rollen. Dabei soll er nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen, das Klima und die Geologie erforschen sowie Proben von Steinen und Staub nehmen.
Auch die Namen früherer Mars-Rover wurden von Schülerinnen und Schülern vorgeschlagen. Darunter waren "Spirit", "Opportunity" oder "Curiosity".
Quellen: DPA, NASA

Künstliches Licht stört das Verhalten von Meereslebewesen in der Polarnacht
In der sechs Monate anhaltenden Polarnacht beeinflusst das natürliche Licht von Mond, Sternen und Polarlichtern vermutlich das Verhalten der Lebewesen in arktischen Gewässern, zum Beispiel Wanderungen oder Beutefang. Das Licht von Schiffen stellt dabei einen Störfaktor für Fische und Zooplankton dar, wie ein internationales Forschungsteam im Fachblatt Communications Biology berichtet. Die Effekte seien noch in 200 Meter Tiefe zu beobachten. Kunstlicht könnte damit Beobachtungen zum marinen Ökosystem verfälschen, warnen die Autoren. Das Problem könnte sich außerdem mit zunehmender menschlicher Aktivität in der Arktis verschärfen.
Das Team hatte untersucht, wie Fische und Plankton in der Polarnacht auf das Licht eines Schiffes an drei unterschiedlichen Orten in der Arktis reagieren. Innerhalb von fünf Sekunden, nachdem die Lichter angeschaltet wurden, änderten sich demnach das Schwimmverhalten und die Schwimmtiefe der Tiere.
Die stärksten Effekte stellten die Forschenden in der nördlichsten Studienregion fest. Dort ist die Nacht am dunkelsten.
Quelle: Communications Biology