Freitag, 29. März 2024

Archiv

Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Materialien für improvisierte Atemschutzmasken getestet +++ Klimawandel könnte Arten in unberührte Lebensräume treiben +++ Datenschützer begrüßen dezentrale Corona-App +++ Jungsteinzeitliches Geschirr dokumentiert Viehhaltung +++ Thermo-Schocks helfen beim Mischen von Metallen +++ Insektensterben durch Futtermangel

Von Piotr Heller | 27.04.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Ballkleider und Holzfällerhemden sind gutes Ausgangsmaterial für Atemschutzmasken
Wissenschaftler aus Illinois wollten herausfinden, aus welchen haushaltsüblichen Stoffen man in Zeiten von Corona Atemschutzmasken bauen kann. Dazu haben sie in einer Aerosolkammer feine Flüssigkeitspartikel auf verschiedene Eigenbau-Masken-Varianten gesprüht, wie sie im Fachblatt ACS Nano darlegen.
Das Ergebnis: Die Kombination aus einer Schicht dicht gewebter Baumwolle und einer Schicht Chiffon hielt die Partikel am besten ab. Chiffon ist ein Stoff, aus dem etwa Ballkleider geschneidert werden. Ähnlich gut waren aber auch Kombinationen aus Baumwolle und Seide sowie Baumwolle und Flanell – also dem Stoff, aus dem Holzfällerhemden sind.

Quelle: ACS Nano | Pressemitteilung

Dank des Klimawandels könnten sich manche Arten unberührte Lebensräume erschließen
Durch die globale Erwärmung werden einige Tierarten in höhere und damit kühlere Lagen wandern müssen. Je höher sie kommen, desto weniger Land haben sie zur Verfügung – etwas, das generell als Problem angesehen wird.
Jedoch könnte die Qualität dieser Lebensräume den Mangel wettmachen. US-amerikanische Umweltforscher haben mit Modellen zum Klima, zur Landschaft und zur Landnutzung durch den Menschen berechnet: Viele Arten hätten effektiv mehr Land zur Verfügung, wenn sie in höhere Lagen abwandern, weil sie Lebensräume vorfänden, die nicht durch menschliche Aktivität beeinträchtigt seien. Das berichten sie im Magazin Nature Communications.

Quelle: Nature Communications

Datenschützer begrüßen die Pläne für eine dezentrale Corona-App
Die Bundesregierung hat am Sonntag bestätigt, nun doch eine dezentrale Corona-App vorzuziehen. Eine dezentrale Lösung speichert die erfassten Daten nicht auf einem zentralen Server. Zuletzt hatte die Bundesregierung noch kommuniziert, dass die Entscheidung für eine zentrale Variante gefallen sei.
Linus Neumann vom Chaos Computer Club bezeichnete den Kursschwenk als "sehr gute Entscheidung". SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßte die Neuausrichtung ebenfalls, genauso wie Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters hätte Apple die Öffnung wichtiger Schnittstellen im Falle einer zentralen Lösung verweigert. Apple und Google stellen die am weitesten verbreiteten Betriebssysteme auf dem Smartphone-Markt. Ihre Mitarbeit gilt als entscheidend für den Erfolg einer Corona-App. Die angedachte App soll Kontakte der Smartphonenutzer verfolgen und mögliche Infektionsketten offenlegen.

Quelle: dpa | Reuters | Tagesschau.de

Jungsteinzeitliches Geschirr dokumentiert ein Nord-Süd-Gefälle bei der Viehhaltung
Britische Archäologen haben Essensreste in Geschirr analysiert, das von Ausgrabungen entlang Europas Atlantikküste stammt. Die Keramiken sind 7.000 Jahre alt und fallen damit in die Jungsteinzeit.
In 80 Prozent der Funde von britischen Inseln fanden die Forscher Spuren von Milchprodukten. Im heutigen Spanien und Portugal entdeckten sie deutlich weniger derartige Milchreste, wie sie im Fachblatt Nature Communications schreiben.
Die Untersuchung ist ein weiterer Hinweis dafür, dass die Viehhaltung zunächst in den nördlichen Gefilden Europas große Fortschritte machte. Wegen des harschen Klimas waren die Menschen dort wahrscheinlich eher auf die Nähstoffe der Milch angewiesen als im Süden.

Quelle: Pressemitteilung | Nature Communications

Materialwissenschaftler mischen Metalle mit Hilfe von Thermo-Schocks
Ziel der Forscher war es, Nanopartikel aus je zwei Metallen zu erzeugen. Das Problem bei manchen Metallen ist aber: Sie lassen sich kaum mischen und sind daher in den Nanopartikeln ungleichmäßig verteilt.
Um das zu lösen, hat das amerikanische Team Hitzeschocks genutzt. Die Wissenschaftler haben zwei Metalle für wenige Hundertstelsekunden einer Temperatur von 1.300 Grad Celsius ausgesetzt. Beim anschließenden schnellen Abkühlen blieben die Atome sozusagen in einem vermischten Zustand gefangen.
Im Fachblatt Science Advances schreiben die Forscher, dass sie so Nanopartikel aus Kupfer und Metallen wie Silber, Eisen und Nickel erzeugt haben. Mit diesen Partikeln ließen sich zum Beispiel chemische Reaktionen verbessern, die Brennstoffe aus Treibhausgasen erzeugen.

Quelle: Pressemitteilung | Science Advances

Beim Insektensterben könnte auch Futtermangel eine Rolle spielen
Biologen aus Deutschland und Zürich haben untersucht, wie stark die Vielfalt von Futterpflanzen für die Insekten abgenommen hat. Dafür analysierten sie mit Hilfe von 250 Freiwilligen das Vorkommen von Futterpflanzen im Kanton Zürich. Diese Daten vergleichen sie mit Aufzeichnungen aus den Jahren 1900 bis 1930.
Die Hälfte der untersuchten Pflanzenarten sei deutlich seltener geworden, notieren die Forscher im Journal Ecological Applications. Nur zehn Prozent der Arten haben zugenommen. Die Studie sei für ganz Mitteleuropa repräsentativ, heißt es von den Autoren.

Quelle: Pressemitteilung | Ecological Applications