Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Ergebnisse der Heinsberg-Studie +++ Hydroxychloroquin könnte Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen +++ Tauwetter auf dem Himalaya bringt die Nahrungskette im Arabischen Meer durcheinander +++ Computersystem sagt den Verlauf von Grünem Star voraus +++ Drei Unternehmen für die Arbeit an den nächsten Mondlandefähren ausgewählt +++ Hitzebeständiger Weizen +++ Trinkverhalten von Koalas dokumentiert

Von Piotr Heller | 04.05.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
In Deutschland könnte es eine Dunkelziffer von 1,8 Millionen Corona-Infizierten geben
Das geht aus der so genannten Heinsberg-Studie hervor, wie die Universität Bonn heute mitgeteilt hat.
Das Team um den Virologen Hendrik Streeck hat Menschen aus 405 Haushalten in einer Gemeinde im Kreis Heinsberg auf das neue Coronavirus sowie Antiköper gegen das neue Virus untersucht. So konnten die Forscher die Sterblichkeitsrate der Infektion ermitteln. Sie liege für SARS-CoV-2 für den Ausbruch in der Gemeinde bei 0,37 Prozent.
Mit dieser Zahl lässt sich anhand der Zahl der Verstorbenen die Dunkelziffer der Infektionen abschätzen. Für Deutschland ergäben sich so die rund 1,8 Millionen Infizierten. Diese Dunkelziffer sei laut der Universität um den Faktor zehn größer als die Gesamtzahl der offiziell gemeldeten Fälle.

Quelle: Universität Bonn

Hydroxychloroquin könnte das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen
Zu dem Schluss kommen Mediziner aus Boston. Sie haben 90 Patienten beobachtet, die das Malaria-Medikament zur Behandlung einer Covid-19-Erkranung erhalten hatten. Bei vielen von ihnen hätten sich Herzrhythmusstörungen eingestellt, schreiben die Forscher im Magazin JAMA Cardiology. Bekamen die Patienten das Medikament in Kombination mit einem Antibiotikum, war die Nebenwirkung noch größer.
Die Ergebnisse seien beunruhigend, da Menschen mit Herzproblemen anscheinend besonders stark von Covid-19 betroffen seien und die Krankheit selbst das Herz zu schädigen scheint.
Aus Mangel an einer Covid-19-Therapie probieren Forscher derzeit bereits bekannte Arbeitsstoffe aus. Einer davon ist Hydroxychloroquin.

Quelle: Pressemitteilung | JAMA Cardiology

Tauwetter auf dem Himalaya bringt die Nahrungskette im Arabischen Meer durcheinander
Diese tausende Kilometer weit reichende Wechselwirkung haben Forscher aus den USA und Oman in den Scientific Reports beschrieben. Sie beginnt auf dem Himalaya. Dort sind die Gletscher in den letzten Jahren zurückgegangen. Dadurch, so die Wissenschaftler, trägt der Wintermonsun wärmere Luft als üblich in Richtung des arabischen Meers.
Die Wärme sorgt wiederum dafür, dass sich Meeresleuchttierchen massiv vermehrten. Diese Einzeller verdrängten das Phytoplankton, das bislang die Basis der Nahrungskette bildete.
Eine der Folgen: Weil Quallen zu den wenigen Tieren gehören, die Meeresleuchttierchen fressen, steigen ihre Bestände ebenfalls stark. Das hat dazu geführt, dass in Oman Anlagen zur Meerwasserentsalzung ihre Produktion drosseln mussten, weil zu viele Quallen in sie hineingeschwommen waren, heißt es in einer Pressemitteilung.

Quelle: Pressemitteilung | Scientific Reports

Ein Computersystem sagt den Verlauf von Grünem Star voraus
Beim Grünen Star wird der Sehnerv geschädigt, was letztendlich zur Erblindung führen kann. Seit einigen Jahren wird eine Methode erforscht, die den Verlauf der Krankheit anhand von absterbenden Netzhautzellen vorhersagt. Dafür bekommt der Patient einen Stoff gespritzt, der die sterbende Netzhautzellen markiert. Dann beurteilen Spezialisten diese Aufnahmen. Doch dieser Prozess ist mitunter subjektiv.
Um das zu ändern, haben Forscher des Imperial College London einem Computersystem beigebracht, die Netzhautaufnahmen auszuwerten. Sie testeten es zunächst in einer kleinen Studie mit 20 Patienten. Ihre Methode sei in der Lage gewesen, den Verlauf der Krankheit 18 Monate im Voraus vorherzusagen, schreiben sie im Expert Review of Molecular Diagnostics.
Falls sich das Verfahren weiter bewehrt, könnte es auch dabei helfen, die Erforschung von neuen Therapien für Grünen Star zu beschleunigen.

Quelle: Pressemitteilung | Expert Review of Molecular Diagnostics

Die Nasa hat drei Unternehmen ausgewählt, die an der nächsten Mondlandefähre arbeiten sollen
Die Firmen bekommen insgesamt knapp eine Milliarde Dollar, um in den nächsten zehn Monaten ihre Konzepte zu entwickeln. Mit dabei ist dabei ist Blue Origin. Das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos plant eine dreistufige Landeeinheit, die mit der hauseigenen New Glenn oder mit einer ULA Vulcan Rakete starten soll. Die Firma Dynetics aus Alabama arbeitet an einem einstufigen System. Das dritte Unternehmen ist SpaceX, das seinen "Starship" genannten Lander mit einer eigenen Rakete starten und zunächst unbemannt testen will.
Die Nasa plant, bis zum Jahr 2024 die erste Frau und den nächsten Mann auf den Mond zu befördern. Das letzte Mal, dass Menschen den Mond betreten haben, war im Dezember 1972 im Rahmen der Mission Apollo 17.

Quelle: Nasa

Ein britisches Team ist hitzebeständigem Weizen einen Schritt näher gekommen

Der Schlüssel dazu ist das Enzym Rca. Es setzt in der Pflanze einen Prozess in Kraft, dank dem sie CO2 aufnehmen kann – ein wichtiger Teil der Photosynthese.
Rca kommt in verschiedenen Ausführungen vor. Eine davon ist hitzebeständig, eine andere ist besonders effizient darin, die CO2-Aufnahme zu starten. Das Team aus zwei Forscherinnen und einem Forscher hat nun einen Teil des hitzebeständigen Rca in das effiziente übertragen. Damit haben sie es hitzebeständig und effizient gemacht.
Das alles funktioniert derzeit jedoch nur im Reagenzglas. Auf lange Sicht könnte die Studie, die das Team im Plant Journal beschrieben hat, dabei helfen, hitzebeständigen Weizen zu entwickeln.

Quelle: Plant Journal

Koalas könnten regelmäßig Wasser von Baumstämmen lecken
Koalas fressen Eukalyptusblätter und bekommen darüber Flüssigkeit. Über ihr Trinkverhalten weiß man nicht viel. Der Wissenschaft sind lediglich anekdotische Berichte bekannt, wonach Koalas etwa aus Pfützen trinken.
Jetzt haben australische Ökologen Aufnahmen ausgewertet, die Forscher und Laien in den letzten 14 Jahren von Koalas gemacht haben. Auf 44 davon ist zu sehen, wie die Tiere Regenwasser von Baumstämmen lecken.
Die Aufnahmen legten nahe, dass es sich dabei um natürliches Trinkverhalten handelt, heißt es von den Forschern. Ihre Studie ist im Fachblatt Ethology erschienen. Die Erkenntnisse könnten in Bemühungen zum Schutz von Koalas einfließen.

Quelle: Ethology