Donnerstag, 28. März 2024

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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Deutsche Konzerne steigern Forschungsausgaben nicht so stark wie die Konkurrenz +++ Embryo mit Zellen von Menschen und Affen +++ Delfinsterben vor der Toskana +++ Mit Ozon auf Bakterien-Jagd +++ Zweifel an Studie zu Kunstrasen +++ Seeleoparden teilen sich ihr Fressen

Von Piotr Heller | 05.08.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Deutsche Konzerne steigern ihre Forschungsausgaben nicht so stark wie die Konkurrenz
Das Beratungsunternehmen Ernst and Young hat die 500 Konzerne mit den weltweit höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung untersucht. Im Durchschnitt hätten diese Firmen ihre Innovationsbudgets im vergangenen Jahr um zehn Prozent gesteigert, heißt es in dem Bericht.
Die 35 deutschen Konzerne auf der Liste lagen mit neun Prozent unter diesem internationalen Schnitt. Die größten Zuwächse bei Forschung und Entwicklung verbuchten chinesische Firmen, gefolgt von Unternehmen aus den Vereinigten Staaten.
Absolut gesehen konnte Amazon mit gut 24 Milliarden Euro das größte Innovationsbudget vorweisen. Volkswagen kommt mit über 12 Milliarden Euro als bestplatziertes Deutsches Unternehmen auf Rang fünf der Liste.
Quelle: Pressemitteilung von E&Y

Wissenschaftler sollen einen Embryo mit Zellen von Menschen und Affen erschaffen haben
Das berichtet die spanische Tageszeitung El País. Dem Team aus Spanien und den USA soll es gelungen sein, menschliche Stammzellen in einen Affen-Embryo einzupflanzen. Ein Lebewesen sei daraus jedoch nicht entstanden, denn die Wissenschaftler hätten den Entwicklungsprozess gestoppt. Laut der Zeitung haben sie ihre Studie in China durchgeführt, um rechtlichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.
Die Vision hinter Forschung dieser Art ist es, dereinst menschliche Organe in solchen Mischwesen zu züchten. Bisherige Experimente mit Embryos aus Menschen und Schweinen haben jedoch zur Entwicklung von relativ wenigen menschlichen Zellen geführt. Der britische Guardian zitiert einen Forscher mit der Aussage, dass der Test mit Affen ein Versuch war, das Verhältnis von menschlichen zu tierischen Zellen in den Embryos zu erhöhen.
Vor kurzen erst hatten japanische Behörden erlaubt, derartige Mischwesen aus Mensch und Maus länger als 14 Tage wachsen zu lassen und sie auf lange Sicht auch in ein Muttertier einzupflanzen.
Quelle: El País | The Guardian

Vor der Toskana ereignet sich ein mysteriöses Delfinsterben
In diesem Jahr wurden schon 32 tote Delfine und zwei tote Wale vor der toskanischen Küste gefunden. Das haben italienische Behörden mitgeteilt. Biologen haben die Kadaver untersucht und festgestellt, dass deren Mägen fast leer waren. Das deute auf eine Virusinfektion hin. Die Experten halten einen Erreger, der dem Masern-Virus ähnelt, für eine mögliche Ursache. Endgültige Untersuchungsergebnisse dürften aber erst Ende des Monats vorliegen. 2013 verendeten bereits Hunderte Delfine vor Italien und vor der Ostküste der Vereinigten Staaten an dieser Virus-Erkrankung.
Quelle: AFP via Phys.org

Dortmunder Ingenieure gehen mit Ozon auf Bakterien-Jagd
Sie wollen damit ein bekanntes Problem aus Operationssälen lösen. Bei manchen Herzoperationen kommen dort spezielle Geräte zum Einsatz, welche die Köpertemperatur der Patienten um ein paar Grad absenken. In den Wasserkreislauf dieser Geräte schleichen sich jedoch mitunter Keime ein, die gerade bei Herzpatienten gefährliche Infektionen auslösen können.
Ingenieure der FH Dortmund haben nun einen Apparat entwickelt, der diese Keime mit Ozon eliminiert. Das Gas ist hochreaktiv und bekannt dafür, Mikroben zu töten. In Versuchen an der Uniklinik Bochum habe die Maschine einen Testkeim erfolgreich abgetötet und außerdem kein Ozon in dem medizinischen Gerät zurückgelassen, heißt es in einer Pressemitteilung. Derzeit befinde sich die Erfindung im Patentverfahren.
Quelle: Pressemitteilung

Ein Forscher meldet Zweifel an seiner eigenen Kunstrasen-Studie an
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik waren der Frage nachgegangen, auf welchen Wegen Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Dabei identifizierten sie Sport- und Spielplätze als eine wesentliche Quelle: Allein in Deutschland würden die Anlagen bis zu 11.000 Tonnen Plastik jährlich an die Umwelt abgeben, berechneten die Forscher.
Wie der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe schreibt, müssten demnach aber pro Platz bis zu drei Tonnen Plastik in die Umwelt gelangen. Der Kunststoffrasenindustrie erscheine dieser Wert zu hoch, heißt es in dem Artikel. Selbst der Studienautor melde inzwischen Bedenken an: In einem Brief an Industrievertreter soll er eingeräumt haben, es gebe Anhaltspunkte dafür, dass die hierzulande vertretenen Rasentypen deutlich geringere Emissionen verursachten.
Quelle: Spiegel Online

Auch Seeleoparden teilen sich ihr Fressen
Dabei gelten die antarktischen Raubtiere eigentlich als Einzelgänger. Dieses Bild könnte sich aber ändern, denn Forscher haben Aufnahmen ausgewertet, auf denen 36 Seeleoparden Jagd auf Pinguine derselben Kolonie machen. In manchen Fällen teilen sich zwei Seeleoparden sogar einen Pinguin – ein Verhalten, das bisher noch nie beobachtet wurde, notieren die Wissenschaftler im Fachblatt Polar Biology.
Sie können aber nicht sagen, ob das wirklich ein Beispiel für Zusammenarbeit unter den Raubtieren ist. Es könnte auch sein, dass die gemeinsam fressenden Seeleoparden sich gegenseitig tolerieren, um den Konkurrenten nicht verjagen zu müssen. Dabei würden sie nämlich das Risiko einer Niederlage eingehen und die Beute eventuell komplett verlieren.
Die Aufnahmen der Tiere wurden mit Drohnen gemacht. Sie stammen nicht von den Forschern selbst, sondern von einem Fernsehteam, das an einer Dokumentation arbeitete. Laut den Wissenschaftlern ist das ein Beispiel, wie der technologische Fortschritt die Erforschung von Wildtieren voranbringt. Dank der Drohnen waren die Filmemacher nämlich in der Lage, nah an die Tiere heranzukommen, ohne sie zu stören.
Quelle: Pressemitteilung | Polar Biology