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Meldungen aus der Wissenschaft

In Neuseeland lebten einst Riesen-Papageien +++ Die Zerstörung des Amazonas schreitet beschleunigt voran +++ Zaubernuss-Samen fliegen wie Gewehrkugeln +++ Honigtau überträgt Pestizide +++ Nikotin stört die Nachtruhe

Von Lucian Haas | 07.08.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
In Neuseeland lebten einst Riesen-Papageien
Sie waren einen Meter groß und rund sieben Kilogramm schwer. Das berichten Forschende der australischen Flinders-Universität im Fachjournal Biology Letters. Die Wissenschaftler hatten Fossilien eines Mega-Papageis analysiert. Das Alter schätzten sie auf 19 Millionen Jahre. Sie gaben dem Vogel den Namen "Heracles inexpectatus" – in Anspielung auf seine Herkules-Statur und die überraschende Entdeckung. Die größten heute lebenden Papageien sind nur halb so groß. Die Fossilien wurden bereits vor elf Jahren entdeckt. Anfangs blieb aber rätselhaft, um welche Vogelart es sich handelte. Eine eingehendere Untersuchung konnte das nun klären. Unsicher bleibt, ob der Riesen-Papagei fliegen konnte. Die Forscher vermuten, dass Heracles inexpectatus eher nicht in die Lüfte abhob, und dass er ein Fleischfresser war.
Quelle: Biology Letters

Die Zerstörung des Amazonas schreitet beschleunigt voran
Das Ausmaß der Rodungen des Regenwaldes in Brasilien hat stark zugenommen. Das geht aus einer Analyse von Satellitendaten durch das brasilianische Weltraumforschungsinstitut INPE hervor. Demnach wurden allein im Juli dieses Jahres mehr als 2000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt. Das ist drei bis fünfmal mehr als in Vergleichsmonaten der Jahre 2015 bis 2018. Umweltverbände sehen in dieser Entwicklung einen Effekt der Politik des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Dieser hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt Anfang des Jahres angekündigt, die wirtschaftliche Nutzung der Amazonasregion fördern zu wollen – selbst in Schutzgebieten und Reservaten der indigenen Bevölkerung. Bolsonaro kritisierte die Veröffentlichung der Rodungsdaten und bezweifelte deren Richtigkeit. Er entließ deshalb sogar den Leiter des Instituts.
Quelle: Agenturen

Zaubernuss-Samen fliegen wie Gewehrkugeln
Sie werden in starke Rotation versetzt, wenn sie aus ihrer holzigen Kapsel hervorschießen. Das stabilisiert ihre Flugbahn und lässt sie im Idealfall bis zu 18 Meter weit kommen. Das berichten Forschende der Uni Freiburg im Journal of the Royal Society Interface. Chinesische Zaubernüsse, auch als Hamamelis bezeichnet, sind in Deutschland als Zierpflanzen bekannt. Eins ihrer besonderen Merkmale ist der mit einem Knall verbundene Auswurf der Samen. Die Wissenschaftler untersuchten diesen Vorgang erstmals mit Hochgeschwindigkeitskameras. Dabei zeigte sich: Das weggeschleuderte Saatgut kann mehr als 20.000 Umdrehungen pro Minute und eine Geschwindigkeit von über zwölf Metern pro Sekunde erreichen. Anders als beim Springkraut ist der Auswurf aber nicht mit einer Explosion verbunden. Vielmehr trocknet bei den Zaubernüssen eine holzige Kapsel um die Samen ein, schrumpft dabei und übt so einen hohen Druck auf die Samen aus. Diese werden dann wie von einem Quetschkatapult nach außen geschleudert.
Quelle: Journal of the Royal Society Interface

Honigtau überträgt Pestizide
Honigtau, das sind die flüssigen, zuckerhaltigen Ausscheidungen von Blattläusen. Andere Insekten wie Schwebfliegen und Schlupfwespen nutzen dieses Sekret als Nahrung. Doch das kann ihnen gefährlich werden. Denn über den Honigtau können sie Pestizide wie Neonikotinoide aufnehmen, mit denen sie sonst kaum in Kontakt kämen. Spanische Forscher berichten im Fachmagazin PNAS über diesen bisher nicht bekannten Expositionsweg. In Spanien werden Zitrusbäume gegen Lausbefall mit Neonikotinoiden behandelt. Diese Pestizide gehen in den Pflanzensaft über. Bisher galt die Annahme, dass dann nur blattsaugende Insekten wie die Läuse die Giftstoffe aufnehmen. Da die Neonikotinoide über den Honigtau aber auch wieder ausgeschieden werden, könnten weitaus mehr Insekten durch diese Pestizide geschädigt werden, warnen die Forscher.
Quelle: PNAS

Nikotin stört die Nachtruhe
Und zwar stärker als Alkohol oder Koffein. Das ist das Ergebnis einer Studie aus den USA. Forschende hatten dort bei 785 männlichen und weiblichen Probanden untersucht, wie sich der Konsum von Zigaretten, Alkohol oder Kaffee bis zu vier Stunden vor dem Zubettgehen auf die Schlafqualität auswirkt. Koffein blieb, entgegen der landläufigen Meinung, statistisch unauffällig. Alkohol verringerte die Schlafeffizienz der Probanden, sie schliefen weniger tief. Nikotinkonsum wiederum reduzierte nicht nur die Schlafeffizienz, sondern führte auch dazu, dass die Versuchsteilnehmer häufiger kurz aufwachten. Wer durchschlafen wolle, sollte am besten am Abend auf Alkohol und Zigaretten verzichten, so das Fazit der Forscher im Fachmagazin Sleep.
Quelle: Sleep