Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Neonicotinoide schaden offenbar auch Fischen +++ Eine neue Therapie könnte vielen Mukoviszidose-Betroffenen helfen +++ Indische Flughunde beherbergen Filoviren, die offenbar auf Menschen überspringen können +++ Eine Studie liefert neue Einblicke in die genetische Vielfalt der Menschen in Afrika +++ Vampirfledermäuse haben stabile Freundschaften mit Blutsschwestern +++ Ab heute fließt Geld für die Exzellenzunis

Von Lennart Pyritz | 01.11.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Neonicotinoide schaden offenbar auch Fischen
Im Fachblatt Science berichtet ein Forschungsteam, dass der Einsatz der Pestizide in den 1990er Jahren mit einem Einbruch der Fischerei am japanischen Shinji-See zusammenfällt. Die Ergebnisse beruhen auf chemischen, biologischen und Fischerei-Daten zu dem großen Binnensee aus mehr als zwei Jahrzehnten. Mit deren Hilfe rekonstruierten die Forschenden den vermuteten Einfluss der Neonicotinoide in der aquatischen Nahrungskette vom Plankton bis zu den Speisefischen Stint und Aal.
Seitdem die ersten Pestizide auf Feldern in der Nähe des Sees eingesetzt wurden, sank demnach die durchschnittliche Masse an Zooplankton im Frühjahr um mehr als 80 Prozent. Kurz darauf brachen die Bestände der Fische ein, die sich davon ernähren. Allein der Stint-Fang verkleinerte sich von 240 Tonnen pro Jahr auf 22 Tonnen nach dem ersten Einsatz von Neonicotinoiden. Dass die Mittel Insekten schaden, war bekannt. Die Studie weise nun darauf hin, dass sie sich indirekt über das Nahrungsnetz auch auf Wirbeltiere auswirken können.
Die Studie zeigt auch, dass andere Faktoren wie Nährstoffverfügbarkeit, Salzgehalt oder Sauerstoffkonzentration die Planktonabnahme nicht erklären können.
Quelle: Science

Eine neue Therapie könnte vielen Mukoviszidose-Betroffenen helfen
Mukoviszidose oder auch zystische Fibrose ist eine Erbkrankheit. Durch eine Mutation sind dabei Körpersekrete unter anderem in den Bronchien sehr zähflüssig, was zu Husten und Lungeninfekten führt. Bei etwa 90 Prozent der Betroffenen liegt eine Mutation namens F508del zugrunde. Heilbar ist die Krankheit nicht. Im New England Journal of Medicine stellt ein Forschungsteam jetzt allerdings eine Kombinationstherapie aus drei Wirkstoffen vor, die dieser großen Patientengruppe helfen kann, besser zu atmen.
Die Forschenden untersuchten etwa 400 Betroffene mit einer F508del-Mutation, die älter als 12 Jahre waren. Im Vergleich zu einer Placebogruppe verbesserten sich bei denen, die den neuen Triple-Wirkstoff erhielten, innerhalb von 24 Wochen die Lungenfunktion um etwa 14 Prozent und auch die Lebensqualität messbar.
Die US-amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit FDA hat die Kombinationstherapie mit dem Handelsnamen Trikafta im Oktober bereits für die USA zugelassen. In Europa liegt der zuständigen Behörde EMA ein Zulassungsantrag vor.
Quellen: New England Journal of Medicine, FDA

Indische Flughunde beherbergen Filoviren, die offenbar auf Menschen überspringen können
Das lässt der Befund eines Forschungsteams im Fachmagazin PLoS Neglected Tropical Diseases vermuten. In der Studie beschreibt es, dass in Nordindien sowohl zwei Flughund-Arten als auch Menschen, die die Tiere jagen, zu einem geringen Prozentsatz Antikörper im Blut aufweisen, die auf eine Reihe der meist fadenförmigen RNA-Viren reagieren. Bei den Menschen waren das Viren aus der Gruppe der Ebola- und Marburgviren; bei den Fledermäusen Ebola- und Menglaviren. Proben von Menschen und Langzungen-Flughunden zeigten dabei ähnliche Reaktionen. Die Forschenden vermuten daher, dass die Tiere für die ursprüngliche Übertragung verantwortlich sind. Ein auf den Viren basierender Krankheitsausbruch wurde in der Region aber bislang nicht dokumentiert.
Die Forschenden hatten Blutproben von 85 Menschen gesammelt, die Flughunde im indischen Bundesstaat Nagaland jagen. Außerdem untersuchten sie Blut- und Gewebeproben von Kleinen Langzungen-Flughunden und Leschenault-Flughunden.
Flughunde werden vielerorts in Afrika und Asien gejagt. Im indischen Nagaland dienen die Tiere seit Generationen als Nahrungsmittel und zu Zwecken der traditionellen Medizin.
Quelle: PLoS Neglected Tropical Diseases

Eine Studie liefert neue Einblicke in die genetische Vielfalt der Menschen in Afrika
Ein internationales Forschungsteam hat das Erbgut von Personen im ländlichen Uganda untersucht. Wie die Forschenden im Fachblatt Cell berichten, haben sie dabei bislang unbekannte genetische Varianten entdeckt, die mit Stoffwechsel und Gesundheit der Menschen zusammenhängen. Die Studie mache die unentdeckte genetische Vielfalt in afrikanischen Populationen deutlich, so einer der Studienautoren. In Wissenschaftskreisen wird seit Längerem ein zu starker Fokus auf die Genetik europäischer Populationen bemängelt.
Der Studie liegen Daten von tausenden Menschen aus Dörfern im Südwesten Ugandas zugrunde. Anhand von Blutproben haben die Forschenden deren Erbgut analysiert. Außerdem führten sie Messungen zu Größe, Gewicht, Blutdruck und medizinisch relevanten Markern im Blut durch.
Die Daten zeigen zum Beispiel, dass die Körpergröße der Untersuchten weniger genetisch bedingt ist, als europäische Studien nahelegen. Dafür scheint der LDL-Cholesterinspiegel – der offenbar bei Alzheimer oder Herzerkrankungen eine Rolle spielt – bei den afrikanischen Studienteilnehmenden stärker genetisch determiniert zu sein als bei Europäerinnen und Europäern.
Quelle: Cell

Vampirfledermäuse haben stabile Freundschaften mit Blutsschwestern
Vampirfledermäuse, die in Gefangenschaft gegenseitig Fellpflege betreiben und Blutmahlzeiten miteinander teilen, bewahren vielfach auch in der Wildnis eine enge soziale Bindung. Das berichtet ein internationales Forschungsteam im Fachmagazin Current Biology. Die "freundschaftliche" Beziehung der Tiere überdauere also einen grundlegenden Wechsel des Lebensumfeldes. Allerdings galt das nicht in allen Fällen. Das enge Zusammenleben und die Kooperation in der Gefangenschaft sei demnach nicht der einzige Faktor, der die späteren Sozialbeziehungen prägt. Auch die veränderten sozialen und äußeren Umstände im Freiland beeinflussten, wer sich in wessen Nähe aufhalte.
Die Forschenden hatten weibliche Vampirfledermäuse für 22 Monate im Labor gehalten und anschließend in ihre freilebende Kolonie entlassen. Dabei waren die Tiere mit Mini-Sensoren auf dem Rücken ausgestattet. Diese lieferten Daten dazu, welches Tier Zeit in wessen Nähe verbrachte.
Vampirfledermäuse gelten als sehr kooperative Spezies. Die Tiere teilen Blutmahlzeiten selbst mit nicht-verwandten Artgenossen.
Quelle: Current Biology

Ab heute fließt Geld für die Exzellenzunis
Elf deutsche Universitäten und Verbünde mit dem Titel "Exzellenzuniversität" erhalten ab diesem Freitag zusätzliche Gelder in Millionenhöhe. Sie waren Mitte Juli im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder ausgezeichnet worden. Die Einrichtungen erhalten nun zwischen zehn bis 28 Millionen Euro im Jahr – drei Viertel vom Bund und ein Viertel von den Bundesländern, in dem die Hochschulen ihren Sitz haben.
Forschungsministerin Anja Karliczek nannte den Beginn der Förderung ein wichtiges Signal, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Damit zeige Deutschland die Bereitschaft, Spitzenwissenschaft in besonderer Weise zu fördern und ihre Sichtbarkeit zu steigern.
Ein Gremium aus Vertretern von Wissenschaft und Politik hatte im Sommer in Bonn nach einem langen Auswahlverfahren die Hochschulen ausgewählt, die sich seitdem "Exzellenzuniversität" nennen dürfen. Im Bewerbungsverfahren mussten die Universitäten ausführlich begründen, warum sie künftig den Titel führen und wofür sie das zusätzliche Geld ausgeben wollen.
Quellen: DPA, DFG