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Meldungen aus der Wissenschaft

Rotwild passt sich an den Klimawandel an +++ Die Klitoris hat auch eine Reproduktionsfunktion +++ Zähes Wasser macht das Eis glatt +++ Wir lernen am besten, wenn wir jedes siebte Mal Fehler machen +++ Eine Krebskrankheit bei Muscheln ist ansteckend

Von Lucian Haas | 06.11.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Rotwild passt sich an den Klimawandel an
Das haben britische Forscher zumindest bei der Rotwild-Population auf einer Insel vor der Westküste Schottlands beobachtet. Wie sie im Fachmagazin PLoS Biology berichten, bringen die Hirschkühe auf der Isle of Rum seit den 1980er Jahren ihre Jungen immer früher zur Welt. Die Veränderungsrate beträgt rund drei Tage pro Jahrzehnt. Das hängt zum einen mit Verhaltensanpassungen der Tiere an wärmere Temperaturen zusammen. Die Forscher fanden allerdings auch Hinweise auf genetische Veränderungen. Hirschkühe, die stets früher gebären als andere, haben über ihre gesamte Lebenszeit betrachtet mehr Nachkommen. Das führt zu einem Selektionsdruck, dessen Effekte sich mittlerweile in der gesamten Population nachweisen lassen. Auf der Isle of Rum läuft seit 45 Jahren eine Langzeitstudie, bei der Populations- und genetische Daten des Rotwilds erfasst werden.
Quelle: PLoS Biology

Die Klitoris hat auch eine Reproduktionsfunktion
Die Stimulation der weiblichen Klitoris dient nicht allein dem Lustgewinn der Frau. Sie spielt auch eine wichtige Rolle für den Fortpflanzungserfolg. Das berichten US-Forschende im Fachjournal Clinical Anatomy. Das Reizen der Klitoris löse im Hirn Reaktionen aus, die zu Veränderungen im weiblichen Genitaltrakt führen. Zu den beschriebenen Effekten gehören unter anderem eine gesteigerte Durchblutung und Befeuchtung der Vagina, vor allem aber auch eine veränderte Position des Gebärmutterhalses. Dieser wird ein wenig zurückgezogen, sodass die Spermien etwas länger benötigen, um zur Eizelle zu gelangen. Das gibt ihnen Zeit, bestimmte Reifeprozesse zu durchlaufen, die einer erfolgreichen Befruchtung der Eizelle dienlich sind.
Quelle: Clinical Anatomy

Zähes Wasser macht das Eis glatt
Dass Schlittschuhe über Eis gleiten können, hängt mit einem dünnen Wasserfilm zusammen, der unter dem Druck der Kufen auf dem Eis entsteht. Messungen französischer Forscher haben gezeigt, dass diese wässrige Grenzschicht unerwartete Eigenschaften besitzt. Sie besteht aus einem Gemisch von flüssigem Wasser mit Eiskristallen. Dabei ist sie zäh wie Öl. Wenn Scherkräfte durch die gleitenden Kufen einwirken, nimmt ihre Viskosität allerdings ab. Diese sogenannte Scher-Entzähung wurde als Eigenschaft noch nie zuvor bei Wasser beobachtet. Die Wissenschaftler machten ihre Entdeckung mit einem speziellen Rasterkraftmikroskop. Damit können die feinen Schwingungen und Kräfte gemessen werden, die auftreten, wenn eine millimetergroße Glaskugel über eine Eisoberfläche streicht. Das lässt Rückschlüsse über die Dicke und weitere Eigenschaften des Wasserfilms zwischen Eis und Glaskugel zu. Die Studie ist im Fachmagazin Physical Review X erschienen.
Quelle: Physical Review X

Wir lernen am besten, wenn wir jedes siebte Mal Fehler machen
Aus Fehlern lernt man, heißt es. Zu viele Fehler wirken allerdings frustrierend, und bei einer zu einfachen Aufgabe fehlt die nötige Herausforderung für einen Lernerfolg. Wo liegt da der goldene Mittelweg? Forscher der University of Arizona glauben, den gefunden zu haben. Die ideale Fehlerquote, aus der die steilste Lernkurve resultiert, liegt bei rund 15 Prozent, schreiben sie im Fachmagazin Nature Communications. Zu dem Ergebnis kamen sie mit einer Reihe von Experimenten, bei denen Computer mithilfe maschinellen Lernens verschiedene Aufgaben erfüllen mussten. Die Computer lernten dabei stets am schnellsten, wenn die Schwierigkeit so gesetzt war, dass sie mit ihren Antworten in 85 Prozent der Fälle richtig lagen – oder anders herum: in 15 Prozent der Fälle falsch.
Quelle: Nature Communications

Eine Krebskrankheit bei Muscheln ist ansteckend
Und sie verbreitet sich weltweit. Das berichten US-Forschende im Fachjournal eLife. Sie konnten nachweisen, dass eine bei Miesmuscheln auftretende Krebsform namens Neoplasie von Muschel zu Muschel übertragen werden kann. Die Krebszellen wirken wie ansteckende Krankheitserreger. Überraschenderweise stellten sie dabei auch fest, dass die Krebszellen bei Miesmuscheln vor den Küsten Argentiniens und Chiles genetisch nahezu identisch sind mit solchen von Miesmuscheln aus Frankreich und den Niederlanden. Da Miesmuscheln rund um den Äquator nicht vorkommen, sollte eine Ansteckung über eine derartige Distanz eigentlich gar nicht möglich sein. Die Forscher vermuten, dass die Schifffahrt unbeabsichtigt dazu beigetragen hat, krebskranke Muscheln zu verschleppen.
Quelle: eLife