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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Die Deutschen schätzen Strahlungs-Risiken falsch ein +++ Der Riesenalk fiel den Menschen zum Opfer +++ Schwerelosigkeit macht die Darmwand angreifbar +++ Ein Lichtfilter dunkelt bei Stromfluss ab +++ Ein erstes Medikament gegen die Sichelzellkrankheit kommt auf den Markt

Von Lucian Haas | 27.11.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Die Deutschen schätzen Strahlungs-Risiken falsch ein
Diese Erkenntnis leitet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) aus einer Umfrage ab, deren Ergebnisse heute veröffentlicht wurden. Viele Deutsche wissen demnach nicht, was die wichtigsten Quellen für Strahlung im Alltag sind. Unter anderem würden die Strahlungsrisiken von Kernkraft und Mobilfunk von vielen überschätzt und die von Radon hingegen unterschätzt, so das BfS. Fast drei von vier Befragten gaben an, dass sie das Thema radioaktive Strahlung durch Kernkraftwerke beunruhige. Rund die Hälfte macht sich Sorgen wegen Strahlung von Mobilfunk-Masten und Handys. Hingegen sehen weniger als ein Viertel der Befragten in der Strahlung des Gases Radon, das in manchen Regionen aus der Erde steigt, eine Gefahr. Und das, obwohl Radon die größte Quelle für die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung ist und als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs gilt (nach dem Rauchen).
Quelle: Agenturen

Der Riesenalk fiel den Menschen zum Opfer
Der Riesenalk ist – beziehungsweise besser gesagt war – ein großer, aber flugunfähiger Seevogel, der einst an Felsküsten rund um den Nordatlantik lebte. Seit Mitte des 19. Jahrhundert ist er ausgestorben. Forschende aus Großbritannien und Dänemark haben jetzt nachgewiesen, dass eindeutig der Mensch für das Ende des Riesenalks verantwortlich ist, indem er die Vögel seit dem 16. Jahrhundert immer stärker bejagte. Die Wissenschaftler untersuchten alte DNA, die sie aus Knochen- und Gewebeproben von 41 ausgestopften Riesenalk-Exemplaren aus Museums-Sammlungen extrahierten. Die Ergebnisse, im Fachmagazin eLife publiziert, zeigen: Vor dem 16. Jahrhundert wies die Riesenalk-Population eine große genetische Diversität auf, was gegen ein hohes natürliches Aussterberisiko spricht. Demnach muss die anhaltende Bejagung durch den Menschen das Schicksal des Riesenalks besiegelt haben.
Quelle: eLife

Schwerelosigkeit macht die Darmwand angreifbar
Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze und Viren können über die Nahrung in unseren Darm gelangen. Dort sorgt allerdings normalerweise eine dicht gepackte Schicht von Epithelzellen in der Darmschleimhaut dafür, dass die Mikroben nicht weiter in den Körper vordringen können. Bei Reisen in den Weltraum funktioniert diese Abwehr aber nicht mehr so gut. Forschende aus den USA haben bei Experimenten mit Mikrogravitation festgestellt, dass Darmepithelzellen in der Schwerelosigkeit sich weniger stark aneinander heften. Das führt dazu, dass der Darm durchlässiger wird für Krankheitserreger. Und dieser Zustand kann selbst 14 Tage nach der Rückkehr eines Astronauten zur Erde noch bestehen. Die Studie ist im Fachmagazin Scientific Reports erschienen.
Quelle: Scientific Reports

Ein Lichtfilter dunkelt bei Stromfluss ab
Forscher der Technischen Universität Kaiserslautern haben einen neuartigen Filter für Licht entwickelt. Legt man eine elektrische Spannung daran an, lässt er weniger Licht passieren. Kehrt man die Spannung um, klart der Filter wieder auf. Das Prinzip basiert auf sogenannten elektrochromen Molekülen, die bei einem Stromfluss ihre optischen Eigenschaften verändern. Derartige Filter könnten in Kameras von Smartphones eingesetzt werden, um Überbelichtungen bei starker Sonneneinstrahlung zu verhindern. Der elektrochemische Prozess, der dahinter steht, ist schon länger bekannt, benötigte aber bislang eine gewisse Anlaufzeit. Den Forschern ist es gelungen, eine besonders satte Einfärbung in weniger als einer Sekunde zu erreichen. Das ist ein neuer Rekord für solche Materialien. Die Wissenschaftler präsentieren ihre Entwicklung im Fachjournal Nature Communications.
Quelle: Nature Communications

Ein erstes Medikament gegen die Sichelzellkrankheit kommt auf den Markt
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat in einem beschleunigten Verfahren erstmals ein Medikament zugelassen, das direkt an den Ursachen der sogenannten Sichelzellanämie ansetzen soll. Bei der erblich bedingten Sichelzellanämie kommt es zu einer Veränderung der roten Blutkörperchen, die sich sichelartig verformen, versteifen und dann bei Sauerstoffmangel leicht verklumpen können, wodurch sich kleinere Blutgefäße schmerzhaft verstopfen. Der Wirkstoff Voxelotor bremst diesen Prozess im Blut nachweisbar. Allerdings lieferte eine im Juni veröffentlichte klinische Studie keine eindeutigen Beweise, dass sich die Lebenssituation der Betroffenen dadurch spürbar verbessert. Kritiker werfen der FDA deshalb vor, sie würde mit der voreiligen Zulassung falsche Hoffnungen wecken. Zudem ist das Medikament, das die Firma Global Blood Therapeutics unter dem Markennamen Oxbryta verkaufen will, sehr teuer. Die Behandlungskosten sollen bei über 10.000 US-Dollar pro Monat liegen. Weltweit leiden rund 20 Millionen Menschen an der Sichelzellanämie, vor allem in Afrika. In den USA gibt es nach Angaben der FDA rund 100.000 Betroffene.
Quelle: Science, FDA