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Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Monsanto steht wegen der Finanzierung von zwei Glyphosat-Studien in der Kritik +++ Der Mensch hat sich selbst domestiziert +++ Eine neuartige Verhütungs-Pille muss nur einmal im Monat eingenommen werden +++ Astronomen entdecken erstmals einen Riesenplaneten, der einen Weißen Zwerg umkreist +++ Der Bewegungsdrang von Mäusen hängt von bestimmten Veränderungen des Erbgutes ab +++ Ein längerer Aufenthalt in der Antarktis verändert das Gehirn

Von Magdalena Schmude | 05.12.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Monsanto steht wegen der Finanzierung von zwei Glyphosat-Studien in der Kritik
Das US-Unternehmen, das heute eine Tochterfirma von Bayer ist, hat in den Jahren 2011 und 2015 zwei deutsche Studien zu dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat mitfinanziert, ohne dies kenntlich zu machen. Das geht aus Recherchen der Organisation Lobbycontrol hervor.
Beide Studien wurden an der Universität Gießen am Institut für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft durchgeführt, und bescheinigen Glyphosat eine wichtige wirtschaftliche Rolle für die Landwirtschaft. Ohne das Herbizid drohe in der EU Wohlstandsverlust in Milliardenhöhe.
Bayer hat die finanzielle Unterstützung der Studien durch Monsanto mittlerweile bestätigt. Für die Aussagekraft der Untersuchungen hatte diese nach Ansicht der Firma aber keine Folgen.
Quelle: Lobbycontrol

Der Mensch hat sich selbst domestiziert
Das vermuten Molekularbiologen der Universität Mailand. Denn ähnlich wie bei der Entwicklung vom Wolf zum Hund, bei der sich Aussehen und Verhalten an eine neue Lebensweise angepasst haben, veränderte sich auch der Mensch. Im Vergleich zu Neandertalern und anderen Urzeit-Menschen hat der moderne Mensch einen kleineren Schädel und weniger ausgeprägte Augenbrauenbögen.
Außerdem ist er kooperativer und weniger aggressiv. Wie die Forschenden im Fachmagazin Science Advances schreiben, waren diese Anpassungen ein Vorteil, wenn Menschen in größeren Gruppen eng zusammenlebten.
Die Wissenschaftler konnten außerdem ein Netzwerk von Genen identifizieren, das Einfluss auf die Ausprägung der Gesichtszüge, sowie auf das Sozialverhalten hat. Vergleiche mit dem Erbgut von Neandertalern und Denisova-Menschen legen nahe, dass auch die Mutationen in diesen Genen eine Zeichen für die veränderte Lebensweise des modernen Menschen sind.
Quelle: Science Advances

Eine neuartige Verhütungs-Pille muss nur einmal im Monat eingenommen werden
Die Methode basiert auf einem Wirkstoff-Depot, das in einer Kapsel verpackt ist und so verschluckt werden kann. Im Magen entfaltet sich das Depot und gibt dort über einen längeren Zeitraum kleine Mengen eines Hormons ab, das empfängnisverhütend wirkt. Ihre Entwicklung stellen Forschenden aus den USA im Fachjournal Science Translational Medicine vor.
In Versuchen mit Schweinen konnten die Wissenschaftler über einen Zeitraum von 29 Tagen ausreichende Mengen des Verhütungsmittels im Blut nachweisen. Das Depot selbst zerfällt im Lauf der Zeit und wird ausgeschieden.
Ein solches System könnte besonders dann helfen, wenn eine tägliche Einnahme der Pille schwierig ist.
Quelle: Science Translational Medicine

Astronomen entdecken erstmals einen Riesenplaneten, der einen Weißen Zwerg umkreist
Auf die Fährte des Riesenplaneten kamen die Forscher durch Zufall, wie sie im Fachjournal Nature berichten. Denn sie entdeckten Spuren von Wasserstoff, Sauerstoff und Schwefel in der Nähe des Weißen Zwergs, die nur von einem anderen Himmelskörper stammen konnten. Genauere Untersuchungen zeigten dann, dass ein eisiger Riesenplanet den Zwergstern eng umkreist.
Durch die Nähe zu dem heißen Weißen Zwerg wird die Atmosphäre des Planeten abgesaugt und bildet eine Gasscheibe. Diese Gasscheibe macht den Riesenplaneten erst sichtbar.
Weiße Zwerge sind Überreste von verglühten Sternen wie der Sonne. Die Wissenschaftler schreiben deshalb, dass ihre Entdeckung auch ein Blick in die ferne Zukunft unseres Sonnensystems sein könnte.
Quelle: Nature

Der Bewegungsdrang von Mäusen hängt von bestimmten Veränderungen des Erbgutes ab
Flexible Markierungen im Erbgut, sogenannte DNA-Methylierungen, steuern, welche Gene aktiv sind und welche ruhen. US-amerikanische Forschende konnten jetzt zeigen, dass solche Methylierungen auch darüber entscheiden, ob eine Maus sich gerne bewegt oder nicht. Das berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature Communications.
Schalteten sie in den Nervenzellen von Mäusen ein Enzym aus, das die Methylierungen anbringt, waren die Tiere nur halb so bewegungsfreudig wie Artgenossen mit angeschalteter Methyltransferase. Normale Mäuse liefen in einem Laufrad jede Nacht bis zu sechs Kilometer, die Mäuse ohne das Enzym nur knapp drei Kilometer. Die Tiere waren außerdem leicht übergewichtig, obwohl sie nicht mehr Futter zu sich nahmen als ihre Artgenossen.
Quelle: Nature Communications

Ein längerer Aufenthalt in der Antarktis verändert das Gehirn
Bei neun Forschenden, die für 14 Monate auf der Neumayer-Station in der Antarktis gelebt und gearbeitet haben, hatten sich nach dem Aufenthalt Teile einer Hirnregion verkleinert, die für Gedächtnis und räumliches Denken zuständig ist. Das berichtet ein Team der Berliner Charitè im New England Journal of Medicine.
Außerdem schnitten die Wissenschaftlerinnen in kognitiven Tests schlechter ab. Normalerwiese gibt es dabei einen Lerneffekt. Der fiel bei den Probanden aber geringer aus, je ausgeprägter die Gehirnveränderungen waren.
Was genau diese Veränderungen verursacht hat, ist bisher nicht klar. Mögliche Gründe sind Reizarmut, wenig Sozialkontakte, schlechter Schlaf oder Probleme in der Gruppe. Einen ähnlichen Effekt könnte es auch bei längeren Flügen ins All geben, vermuten die Autoren der Studie.
Quelle: New England Journal of Medicine