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Meldungen aus der Wissenschaft

Das Corona-Virus hat einen natürlichen Ursprung +++ Der Stoßzahn der Narwale soll Weibchen beeindrucken +++ Anti-Wurm-Mittel gefährden Mistkäfer +++ Ältere Menschen unterschätzen ihre Lebenserwartung +++ Kleinere Fleischfresser gehen den großen in die Falle

Von Lucian Haas | 18.03.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Das Corona-Virus hat einen natürlichen Ursprung
Rund um das Corona-Virus gibt es Verschwörungstheorien, laut denen das Virus möglicherweise gezielt im Labor gezüchtet worden sein soll. Dem widerspricht nun eine Studie eines internationalen Forschungsteams im Fachmagazin Nature Medicine. Das Virus SARS-CoV-2 sei eindeutig ein Ergebnis natürlicher Evolution, heißt es darin. Die Forschenden haben das Erbgut von SARS-CoV-2 und anderen Coronaviren untersucht und verglichen. Dabei achteten sie vor allem auf den genetischen Bauplan für bestimmte Proteine auf der Virushülle. Mit ihnen heftet sich das neuartige Corona-Virus an Rezeptoren menschlicher Zellen. Den Erkenntnissen nach sind die Virusproteine so passgenau, dass sich das nur mit natürlicher Selektion und nicht als ein Produkt von Gentechnik erklären lasse.
Quelle: Nature Medicine

Der Stoßzahn der Narwale soll Weibchen beeindrucken
Männliche Narwale tragen einen einzelnen langen Stoßzahn auf dem Kopf, weshalb sie auch als Einhorn der Meere bezeichnet werden. Die Funktion dieses Stoßzahns ist noch immer rätselhaft. Evolutionsbiologen der Arizona State University legen nun im Fachmagazin Biology Letters Belege vor, dass das seltsame Horngebilde durch sexuelle Selektion entstanden ist. Es dient offenbar dem Imponiergehabe bei der Partnersuche. Für ihre Studie analysierten die Forschenden Körpermaße von mehr als 200 Narwalen. Sie verglichen die Unterschiede in der Stoßzahnlänge mit Unterschieden in der Größe anderer Körperteile wie der Schwanzflosse. Bei den Stoßzähnen gab es enorme Variationen der Größe – zwischen einem halben und zweieinhalb Metern. In der Breite der Schwanzflosse unterschieden sich die untersuchten Exemplare aber nur wenig. Damit zeigten die Stoßzähne klar das Muster eines Merkmals, das einer sexuellen Selektion unterliegt, schreiben die Forscher. Als weiteren Hinweis werten sie vereinzelte Beobachtungen aus freier Natur an, wie Narwalmännchen ihre Stoßzähne kreuzen und aneinander reiben. Das deute ebenfalls darauf hin, dass die Stoßzähne eine Bedeutung bei der Klärung der Rangordnung haben.
Quelle: Biology Letters

Anti-Wurm-Mittel gefährden Mistkäfer
In der Landwirtschaft werden Rinder häufig mit speziellen Insektiziden zur Bekämpfung von Würmern und anderen Parasiten behandelt. Forschende der University of Sussex warnen nun allerdings davor, dass die dabei eingesetzten Wirkstoffe dramatische Auswirkungen auf weitere Insekten haben können. Ihre Studie im Fachmagazin Environmental Toxicology and Chemistry zeigt, dass Rückstände der Anti-Wurm-Mittel in Kuhfladen gelangen. Und dort können sie dafür sorgen, dass die Zahl der Larven von Mistkäfern im Dung stark abnimmt. Letztendlich reduziert sich dadurch auch die Population erwachsener Mistkäfer. Und das kann das Überleben weiterer Tiere gefährden. Denn Mistkäfer stellen eine wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel und Fledermäuse dar.
Quelle: Environmental Toxicology and Chemistry

Ältere Menschen unterschätzen ihre Lebenserwartung
Das gilt besonders für Frauen. Wenn Menschen gefragt werden, wie lange sie wohl noch leben, rechnen sie häufig mit einem früheren Tod als anhand von Bevölkerungsstatistiken zu erwarten wäre. Das berichten Forschende aus Österreich im Fachmagazin PLoS One. Die Wissenschaftler analysierten Daten aus neun europäischen Ländern, die 2004 und 2015 bei Umfragen unter Menschen im Alter zwischen 60 und 90 Jahren erhoben wurden. Dabei zeigte sich für 2015: Frauen schätzten subjektiv ihre Lebenserwartung um drei Jahre zu niedrig ein, Männer hingegen nur um rund vier Monate. Bei den Befragungsdaten aus dem Jahr 2004 lagen die Fehleinschätzungen bei Frauen und Männern noch fast doppelt so hoch. Interessant sind solche Ergebnisse unter anderem, um besser zu verstehen, wie ältere Menschen bestimmte Entscheidungen für die Zukunft treffen: zum Beispiel in puncto finanzielle Rücklagen für das Leben im Alter.
Quelle: PLoS One

Kleinere Fleischfresser gehen den großen in die Falle
Dort wo große natürliche Jäger wie Wölfe und Bären in den Wäldern der USA und Kanada vorkommen, werden die Populationen von Hirschen und Elchen, aber auch von kleineren Fleischfressern wie Coyoten und Füchsen in Schach gehalten. Das mit den Coyoten und Füchsen ist paradox, da sie eigentlich von der Anwesenheit der großen Jäger profitieren könnten. Denn das Aas, das Wölfe und Bären bei ihren Beutezügen zurücklassen, ist für sie eine wichtige, leicht erreichbare Nahrungsquelle. Forschende der University of Washington haben jetzt allerdings herausgefunden: Das Aas-Angebot übt auf die kleineren Fleischfresser eine fatale Anziehungskraft aus. Denn an diesen Futterstellen können sie selbst viel leichter zur Beute von Wolf und Bär werden. Ihre Studie zeige, dass man die Rolle großer Prädatoren für die Populationsdynamik in der Wildnis ganzheitlich betrachten müsse, schreiben die Wissenschaftler im Fachjoural Ecology Letters.
Quelle: Ecology Letters