Freitag, 29. März 2024

Archiv

Erforscht, entdeckt, entwickelt
Meldungen aus der Wissenschaft

Auch Frettchen infizieren sich mit dem neuartigen Coronavirus +++ Chirurgische Masken könnten gegen die Übertragung saisonaler Coronaviren helfen +++ Das Gesicht einer Maus verrät, was sie fühlt +++ Der Homo erectus lebte schon vor zwei Millionen Jahren in Südafrika +++ In uraltem Vulkangestein am Meeresgrund tobt das Leben +++ Fossilien in Bernstein geben Einblicke in Millionen Jahre alte Ökosysteme +++ Etwa ein Zehntel aller Menschen sind Linkshänder

Von Lennart Pyritz | 03.04.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft – die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Auch Frettchen infizieren sich mit dem Coronavirus
Das berichtet das Friedrich-Loeffler-Institut nach ersten Auswertungen von Infektionsstudien bei Tieren. Frettchen gelten bereits bei anderen Atemwegs-Infektionen, insbesondere durch Grippeviren, als gutes Modell für den Menschen. Da SARS-CoV-2 sich vor allem im Atmungstrakt vermehrt, könnten die Marderverwandten sich auch als Tiermodell für diese Infektion eignen, um Impfstoffe oder Medikamente zu erproben. Wie das Institut mitteilte, lassen sich Frettchen effizient mit SARS-CoV-2 infizieren und übertragen es auf Artgenossen. Die Tiere vermehrten das Virus hauptsächlich in den oberen Bereichen des Atmungstraktes, zeigten dabei aber keine Krankheitssymptome.
Neben Frettchen zeigten sich auch Flughunde in den Tierversuchen des Instituts für Sars-CoV-2 empfänglich – Hühner und Schweine dagegen nicht. Die Tests legen damit nahe, dass von diesen Nutztieren kein potentielles Risiko für den Menschen ausgeht. Die komplette Auswertung aller Versuchsreihen werde noch einige Zeit dauern. Mit den Endergebnissen sei Anfang Mai zu rechnen.
Eine von chinesischen Forschern auf dem PrePrint-Server bioRxiv veröffentlichte Studie legt nahe, dass auch Katzen im Labor mit Sars-CoV-2 infiziert werden können. Wie unter anderem das Fachblatt Nature berichtet, sei aber unklar, ob die Tiere das Virus auch auf Menschen übertragen können.
Quellen: Friedrich-Loeffler-Institut, bioRxiv, Nature

Chirurgische Masken könnten gegen die Übertragung saisonaler Coronaviren helfen
Ein Forschungsteam der Universität Hongkong kommt nach Experimenten im Fachblatt Nature Medicine zum Schluss: Chirurgische Masken verringern bei symptomatischen Personen den Nachweis von Influenzaviren in Atemwegströpfchen und saisonalen Coronaviren in Aerosolen deutlich. Ob das auch für das verwandte neue Coronavirus Sars-CoV-2 gilt, müssen weitere Studien erst noch zeigen.
Die Wissenschaftler hatten knapp 250 Personen untersucht, etwa die Hälfte davon mit akuter Atemwegserkrankung durch Influenza-, saisonale Corona- oder Rhinoviren. Mit Hilfe einer speziellen Apparatur bestimmten die Forscher die relative Virus-Menge im ausgestoßenen Atem mit und ohne Gesichtsmaske. Bei den Influenza- und Coronaviren zeigten die Masken einen Effekt, bei Rhinoviren allerdings nicht.
Quelle: Nature Medicine

Das Gesicht einer Maus verrät, was sie fühlt
Ein Forschungsteam aus München hat die Gesichtsausdrücke von Mäusen mit Hilfe maschineller Bildverarbeitung analysiert. So konnte es fünf emotionale Zustände der Nager in unterschiedlichen Situationen zuverlässig erkennen. Außerdem rekonstruierten die Forscher die Aktivität spezifischer Nervenzellen im Gehirn der Mäuse, die mit diesen Gesichtsausdrücken einhergingen. Das Modell zeigt, dass es möglich ist, auch Gefühle einer nicht-menschlichen Spezies präzise zu identifizieren – einschließlich der neuronalen Mechanismen dahinter. Die in Science publizierte Studie könne dazu beitragen, eine universellere Definition von Emotionen über Artgrenzen hinweg zu erreichen, so die Autoren.
Den Mäusen in der Studie wurde zum Beispiel eine süße oder salzige Lösung vorgesetzt. Auf Grundlage dieser und weiterer Experimente identifizierten die Forscher bei den Nagern wiederkehrende Gesichtsausdrücke, die mit Freude, Ekel, Übelkeit, Schmerz und Angst zusammen hingen. Auch die Stärke des Reizes beeinflusste den jeweiligen Gesichtsausdruck.
Die Wissenschaftler nutzten die sogenannte 2-Photonen-Mikroskopie, um die Aktivität von Nervenzellen im Gehirn bei einer Stimulation zu messen.
Quelle: Science

Der Homo erectus lebte schon vor zwei Millionen Jahren in Südafrika
Und das zeitgleich mit Australopithecus und Paranthropus – zwei weiteren ausgestorbenen Gattungen von Menschenartigen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam im Fachmagazin Science. Dabei beruft es sich auf Entdeckungen in der pleistozänen Fossilien-Fundstelle Drimolen in der südafrikanischen Provinz Gauteng. Der Studie zufolge spiegeln die Funde eine Übergangsphase wider: Damals starben die Vertreter der dort lebenden Art Australopithecus sediba aus, während solche der Gattungen Homo und Paranthropus einwanderten.
Bei ihrer Analyse datierten die Wissenschaftler zwei Schädelfossilien von Homo erectus und Paranthropus robustus auf ein Alter von 2,04 bis 1,95 Millionen Jahre. Das sind die bislang ältesten Nachweise für beide Arten. Die Studie legt damit nahe, dass Homo erectus bereits 150.000 bis 200.000 Jahre früher existierte als bislang angenommen. Der Befund spreche zudem gegen eine vermutete asiatische Herkunft von Homo erectus, so die Autoren.
Quelle: Science

In uraltem Vulkangestein am Meeresgrund tobt das Leben
Mehr als 100 Meter unter der Meeresoberfläche leben dichte Ansammlungen von Mikroorganismen in Lavagestein. Das berichtet ein japanisches Forschungsteam im Fachblatt Communications Biology. Die Wissenschaftler hatten 33 bis 104 Millionen Jahre alte Basaltlava-Proben aus der ozeanischen Erdkruste untersucht. In eisenreichen Tonadern der Proben entdeckten sie dabei mehr als zehn Milliarden Bakterienzellen pro Kubikzentimeter – eine Dichte, die mit der im menschlichen Darm vergleichbar ist. Das hohe Aufkommen wird offenbar durch organische Substanzen im Ton ermöglicht, die die Mikroben als Energiequelle nutzen.
Die Gesteinsproben waren 2010 bei Forschungsbohrungen genommen worden. Die Autoren der aktuellen Studie haben dünne Schichten aus dem Gestein geschnitten und anschließend mit einem Farbstoff behandelt, der die Bakterien-DNA in den Proben anfärbt.
Die Studie weise darauf hin, dass mikrobielles Leben auch unter ähnlichen Bedingungen auf anderen Planeten existieren könnte – zum Beispiel auf dem Mars, wo es auch Basaltlava gibt.
Quellen: Communications Biology, Universität Tokio

Fossilien in Bernstein geben Einblicke in Millionen Jahre alte Ökosysteme
Die Funde stammen aus der Zeit zwischen später Trias und mittlerem Paläogen – sind also zwischen 230 und 40 Millionen Jahre alt. Geborgen wurden sie in Neuseeland, Tasmanien und Australien. Über die Analyse der Proben berichtet ein Forschungsteam unter Federführung der australischen Monash University im Fachblatt Scientific Reports. Die Wissenschaftler fanden zum Beispiel zwei langbeinige Fliegen, die während der Paarung von Harz umschlossen wurden. Die Forscher beschreiben auch eine Gruppe junger Spinnen, Gnitzen und zwei Moosarten. Außerdem entdeckten sie die ältesten bekannten fossilen Ameisen aus Süd-Gondwana in den Bernsteinproben.
Gondwana ist der Großkontinent, durch dessen Auseinanderbrechen vor etwa 130 Millionen Jahren Südamerika, Afrika, Madagaskar, Indien, die Antarktis und Australien entstanden sind.
Quelle: Scientific Reports

Etwa ein Zehntel aller Menschen sind Linkshänder
Das ist das Ergebnis einer Meta-Studie, die im Psychological Bulletin publiziert wurde. Die Autoren hatten Daten zur Händigkeit von mehr als 2,3 Millionen Menschen zusammengeführt, die in Studien verschiedene manuelle Aufgaben durchgeführt hatten. Je nachdem, wie streng die Definition dabei gefasst wurde, lag der Anteil von Linkshändern zwischen 9,3 und 18,1 Prozent. Die beste Gesamtschätzung ist den Wissenschaftlern zufolge 10,6 Prozent.
Das Phänomen im Detail zu verstehen, eröffnet dem Forschungsteam zufolge auch neue Einsichten in die Evolution und die kulturellen Einflussfaktoren der Händigkeit.
Quelle: Psychological Bulletin