"Ich suche das Wort/das mich fände./Jedes Wort ist ein Maß für Distanzen,/ die ich mit Worten nicht überwinde./ Wortlos lerne ich lauschen./Lauschen ist ein Gespräch mit dem Schweigen./Gedichte sind Grade des Schweigens.
Der utopische Fluchtpunkt von Burkarts Dichtung ist ein tönendes Schweigen, das die transzendenten Dimensionen der Welt erklingen lässt und den Menschen mit der verlorenen natürlichen Ganzheit rückverbindet. Aus dieser ganzheitlichen Perspektive ergibt sich auch der zentrale Stellenwert der Liebe in ihrem Werk. In ihrem Roman Die Spiele der Erkenntnis von 1985 kann man die fast sentenziöse Formulierung lesen: "In der Keimzelle einer Liebe verändert sich die Erde von innen heraus." Mit dieser Liebesauffassung steht Burkart in der Tradition der Romantik, mit der sie auch die Wertschätzung der Kindheit als des poetischen Lebensalters teilt. Das Kind lebt gewissermaßen noch innerhalb des Paradieses, innerhalb der 'Rundstube Welt', wie es im Gedicht Als ich ein Kind war heißt, und verfügt noch über eine "vom Gesamten unabgespaltene Seele". In diesem 1964 veröffentlichten Gedicht wird das Erwachsenwerden als die erste Vertreibung gedeutet, der eine zweite mit dem Tod der geliebten Mutter 1972 folgte. Es lässt sich beobachten, dass der Verlust der Mutter das Bewusstsein vom Schöpfungsriss verschärft und kontinuierlich zu einer gewissen Verhärtung des Sprachduktus geführt hat. Der Riss, könnte man sagen, setzt sich zunehmend in der Grammatik fort. Satzsplitter, einzelne Worte, harte Fügungen lösen den Sprachfluss und die melodischen Bögen ab, ohne dass die Gedichte dadurch an Poetizität verlören. Ein Beispiel dafür ist das Gedicht Das Licht im Februar, das die Autorin bei den Lenzburger Lyrik-Lesungen 1998 selbst vorgetragen hat:
"Der Rauch fliegt/durch leere Bäume/Frost und Sterne, bereitet die Narrenschelle dem Frühling vor./Winter um Winter in Wurzeln verbracht unter dem Eisherz bei schlafenden Tieren/Erlkönigs Töchter Weisste der Gipsmond/das nackte Aas./ Morgen, sagte die Quelle,/dreht der Wind,/grünt das Gras./"Bin ich es? Bin ich's nicht?/Blinzelnd glitzern im Wind/Eissplitter. Lachen. Tränen./ Lösende Wärme. Kälte, die glüht./Unter der Winterhaut/tastet das schmerzliche Licht/sich bis ins Geblüt."
Der Blick unter die Winterhaut, hinab zu den Wurzeln ist zugleich Exempel für Burkarts quasi archäologisches Verfahren, das dem Wahrgenommenen auch die unsichtbaren Dimensionen seiner Existenz abgewinnen möchte. Vor allem im Kapitel Die Landschaft in der Zeit ihres zuletzt erschienenen Prosabuchs Grundwasserstrom vollzieht Burkart regelrechte Exerzitien der Beobachtung, die durch eine in ihrer Nuanciertheit fast einmalige Präzision darauf hinwirken, eine 'Anwesenheit' des Beschriebenen zu evozieren. Man könnte diese Betrachtungsweise im strengen Wortsinn eine 'Versenkung' nennen, bei der sowohl die räumliche wie die zeitliche Begrenztheit des Objekts aufgehoben wird. Dieses Objekt ist im Falle Burkarts häufig auch das Subjekt selbst, will heißen, der ins Unbewusste, Traumhafte und Archetypische hinabreichende Erlebnisgrund. In diese Richtung weist der Titel von Burkarts Grundwasserstrom, in dem geradezu eine Mnemotechnik des Einschlafens entwickelt wird, die "den Weg zurück ins bilderlos Kosmische" bahnen soll. Burkarts Reflexionen über das Einschlafen besitzen eine gewisse Verwandtschaft mit der Tiefenpsychologie C. G. Jungs, wenn auf diese Weise 'ein gründlicheres Erinnern' als das subjektgebundene seine Stimme zu erheben vermag. Die Wendung ins Innere des Subjekts entpuppt sich somit als der Königsweg zur Erkenntnis dessen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Man mag an das Wort des Novalis denken: "Nach innen geht der geheimnisvolle Weg."