Samstag, 20. April 2024

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Erinnerungen an die Famile Kagel
Deborah Kagel: "Spannung war eigentlich immer da"

Das weltoffene und internationale Künstler- und Familienleben hat Deborah Kagel schon früh geprägt. In ihrem neuen Buch beschreibt sie das Leben der Kagels, Reisen, Engagements - aber auch das schwierige und kontroverse Verhältnis zu ihrem Vater, dem Komponisten Mauricio Kagel.

Deborah Kagel im Gespräch mit Christoph Vratz | 31.05.2021
Der Komponist und Regisseur Mauricio Kagel
Der Komponist und Regisseur Mauricio Kagel (dpa/picture alliance/akg-images/Marion Kalter)
Schon als Kind waren Begegnungnen mit vielen der interessantesten Köpfe der Kunst- und Kulturszene der 60er, 70er und 80er-Jahre für Deborah Kagel selbstverständlich. Die Tochter des Komponisten Mauricio Kagel und der Künstlerin Ursula Burghardt-Kagel wuchs in Köln auf. Heute lebt sie in den USA.
Das Leben in der Familie Kagel war für sie nicht immer leicht, wie sie im Dlf erzählt. Es gab Eheprobleme, Krankheiten und Misserfolge. Kagel hat die Geschichten über ihre Familie aufgeschrieben, "weil ich erkannt habe, dass sie einerseits wahrscheinlich typisch sind für solche Künstlereltern, die Kinder haben, aber sich letztlich auch sehr auf ihre Arbeit konzentrieren wollen. Aber andererseits wusste ich auch, dass sie absurd sind."
Eine Frau lächelt auf einer Porträtaufnahme frontal in die Kamera. Sie hat dunkelbraune Locken, trägt rot-pinken Lippenstift und goldene Ohrringe.
Deborah Kagel (Deborah Kagel/ Melissa Musgrove)

Ein Leben, geprägt von zwei Workaholics

Das Buch gibt einen sehr persönlichen Eindruck in das Familienleben, das von zwei "Workaholics" - wie Kagel ihre Eltern bezeichnet - geprägt war. "Manches war ganz leicht aufzuschreiben und manches war unglaublich schwer". Innerhalb der Familie habe es immer Spannungen gegeben. "Meine Eltern konnten sich einfach beide nicht entspannen. Sie waren beide Workaholics. Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum die Ehe so lange gehalten hat." Auch von den Kindern hätten sie erwartet, dass sie ihre Zeit sinnvoll verbringen. Das habe natürlich nich immer funktioniert.
Ihren Vater beschreibt Kagel als sehr streng, das Verhältnis zu ihm als nicht einfach. Kagel hat den Eindruck, dass ihr Vater eifersüchtig auf ihre Rolle als Tochter gewesen sei. Sie sei die erste Person gewesen, die zwischen ihm und ihrer Mutter gestanden habe. Andererseits habe sie durch ihren Vater aber auch viel gelernt - zum Beispiel, sich nicht dafür zu schämen, anders zu sein. Diese Lektion habe sie unter anderem als Jugendliche bei einer Fahrt in einer Straßenbahn gelernt, als ihr Vater laut anfing zu singen.

Deborah Kagek studierte in Israel, Berlin und arbeitete als Kostüm- und Bühnenbildnerin und lebt heute als Malerin und Psychodynamic Coach in Santa Barbara.
Deborah Kagel: "Mit Kind und Kagel. Der Fadenschein muss gewahrt bleiben"
Lots of Dots Publications, (ausschließlich über die Webseite des Verlags und über den stationären Buchhandel zu beziehen), 264 Seiten, 34,00 Euro