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Ernährung
Republik Moldau will den Salzkonsum reduzieren

Die Bewohner der Republik Moldau nehmen doppelt so viel Salz zu sich wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Überdurchschnittlich viele Menschen sterben daraufhin an den Folgen kardiovaskulärer Erkrankungen. Das will die Regierung mit einem Programm ändern.

Von Michael Stang | 13.02.2019
    Wachmänner stehen vor dem Parlament in Chisinau, der Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau. Im Vordergrund ein in Stein gehauener Schriftzug Moldova, der teils von Schnee bedeckt ist.
    Der Salzkonsum der Menschen in der Republik Moldau hat ein kritisches Maß überschritten (dpa/picture-alliance/Dumitru Doru)
    Eine Spezialität in der Republik Moldau sind eingelegte Gurken. Für deren Konservierung im Glas ist viel Salz notwendig. Ihre Landsleute essen aber leider viel zu viel davon, anstatt auf frisches Gemüse oder Obst zurückzugreifen, seufzt Galina Obreja von der Staatlichen Universität für Medizin und Pharmazie in der Hauptstadt Chișinău. Daher habe der Salzkonsum hier mittlerweile ein kritisches Maß überschritten.
    "Wir wussten zwar schon, dass die Menschen in Moldau zu viel Salz essen, aber was heißt eigentlich `zu viel`? Daher haben wir hier 2016 zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation begonnen, den Salzkonsum systematisch zu untersuchen."
    Zu viel Salz in Brot und eingelegtem Gemüse
    Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits 2013 neue Vorgaben hinsichtlich des täglichen Salzkonsums veröffentlicht. Wie hoch dieser in Moldau ist, sollte die Studie klären. Galina Obreja wählte zusammen mit ihren WHO-Kollegen 1950 Freiwillige aus. Die Probanden füllten einen Fragebogen aus, es gab eine Untersuchung, sowie eine 24-Stunden-Urinanalyse. In den beiden Jahren darauf gab es weitere Erhebungen mit einem Teil der Studienteilnehmer. Ende 2018 bestätigten schließlich die Ergebnisse ihre Vermutung.
    "Leider zeigen unsere Daten, dass in Moldau mehr als doppelt so viel Salz konsumiert wird wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. In Zahlen ausgedrückt: der Konsum liegt bei mehr als zehn Gramm Speisesalz pro Tag."
    In der Stadt lag der Konsum durchschnittlich bei 10,0 Gramm täglich, auf dem Land lag die Quote sogar bei 11,3 Gramm. Nur zehn Prozent der moldauischen Bevölkerung konsumierte demnach weniger als fünf Gramm Salz pro Tag, was die empfohlene Maximalmenge für einen gesunden Erwachsenen darstellt. Denn: Ein zu hoher Salzkonsum ist für Bluthochdruck verantwortlich und dieser befördert kardiovaskuläre Erkrankungen, die mittlerweile die Todesursache Nummer eins in Moldau darstellen. Die Daten zeigen auch, dass nicht nur die eingelegten Gurken den Ausschlag geben.
    "In Moldau wird sehr viel Brot gegessen, in allen Bevölkerungsschichten, im Schnitt sind das 300 Gramm täglich. Allein durch das Brot konsumiert hier jeder schon täglich fünf Gramm Salz."
    Maximale Salzmengen für Brote
    Um das zu ändern, haben die Mediziner verschiedene Vorschläge erarbeitet, wie sie die Menschen in Moldau dazu bekommen können, weniger Salz zu sich nehmen. In der Folge hat die Regierung in Chişinău das Ziel ausgegeben, den täglichen Salzkonsum bis 2020 um 30 Prozent auf acht Gramm pro Tag zu reduzieren. Galina Obreja ist davon nicht überzeugt.
    "This target is not real one because very little was done until now."
    Das Ziel sei nicht realistisch, weil die Regierung bisher kaum etwas unternommen hat. Zudem sind acht Gramm pro Tag immer noch zu viel. Erste Überlegungen waren unter anderem ein vorgeschriebenes Etikett auf allen Lebensmitteln, das Auskunft über die Salzmenge geben soll. Um den Salzkonsum jedoch massiv und nachhaltig zu ändern, müssen weitreichende Maßnahmen ergriffen werden. Dazu könnte auch eine vorgeschriebene Maximalmenge beim Backen von Brot gehören.
    "Wir müssen mit der Lebensmittelindustrie zusammenarbeiten, zudem müssen wir die Bevölkerung informieren. Ich vermute aber, dass das Gesundheitsministerium erst nach der Parlamentswahl in zwei Wochen aktiv wird. Wir starten eine Kampagne, in der wir die Leute aufklären wollen, dass zu viel Salz schädlich ist und welche Konsequenzen ein zu hoher Salzkonsum hat."
    Nur, wenn den Menschen in Moldau klar wird, dass der massive Salzkonsum das Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte deutlich erhöht, könnte sich das positiv auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken.