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Erneuerbare Energien
US-Branche trotz Trump optimistisch

Donald Trump macht keinen Hehl daraus, dass er den Klimawandel und damit die Energiewende für Blödsinn hält. Das könnte das Aus für eine ganze Branche bedeuten oder zumindest erschwerte Bedingungen. Doch die Lobby hinter Sonne und Wind ist groß, Investoren haben viel Geld in saubere Energie gesteckt.

Von Sophie Schimansky | 20.02.2017
    Die Sonne scheint über einem Parabolspiegel eines solarthermischen Parabolrinnenkraftwerks in der Nähe von Las Vegas.
    Sonne über einem Parabolrinnenspiegel in Las Vegas: Unternehmer wie Bill Gates haben viel Geld in die Forschung und Entwicklung solcher alternativer Energiequellen investiert. (picture alliance/dpa/Schott)
    Präsident Donald Trump glaubt nicht an den Klimawandel. Deswegen glaubt er auch nicht an erneuerbare Energien. Daran lässt er keinerlei Zweifel, zum Beispiel im zweiten TV Duell gegen Demokratin Hillary Clinton vergangenen Oktober. Donald Trump:
    "Wir zerstören unsere Energiewirtschaft. Ich finde Solar- und Windenergie toll, aber wir brauchen mehr. Ich werde die Energiekonzerne wieder wettbewerbsfähig machen, sie werden Geld verdienen, aber momentan sind sie nicht handlungsfähig.”

    Natürlich sorgt sich Trump nicht um die gesamte Energiewirtschaft, sondern um Kohle- und Ölkonzerne. Trump will den amerikanischen Clean Power Plan kippen, den Barack Obama und die amerikanische Umweltbehörde EPA in 2014 angestoßen haben. Der zielt vor allem auf die Reduktion von Treibhausgasen ab. Trump will sich ebenfalls vom Pariser Abkommen zum Klimaschutz zurückziehen, das die USA erst in 2016 ratifiziert hatten. Das alles freut die Kohle- und Ölindustrie und bringt Aufruhr in die Branche, die ihr Geld mit erneuerbaren Energien verdient. Daniel Kammen ist Professor für Energie an der Berkeley Universität in Kalifornien.

    "Es bremst die amerikanischen Firmen und damit verlieren sie an Marktanteil. Wir müssen darüber streiten, ob die neue amerikanische Regierung die Unternehmen zu Gewinnern der Energiewende macht oder zu Zuschauern und somit Verlierern, denn die Energiewende wird so oder so stattfinden.”
    150 Milliarden Dollar Investments bis 2025
    Seit Jahren sind immense Summen für Forschung und Entwicklung in alternative Energiequellen geflossen. Das Geld kommt aus einer mächtigen, Milliarden schweren Lobby. Investoren wie die Investmentbank Goldman Sachs werden dafür sorgen, dass ihre Interessen nicht zu kurz kommen. Die Bank hat keinesfalls vor, den Geldhahn zuzudrehen. Bis 2025 will sie insgesamt 150 Milliarden Dollar investiert haben.
    Auch Tech-Milliardär Bill Gates glaubt nach wie vor an die Renditen in erneuerbare Energien. Der Microsoft Chef hat einen eine Milliarde Dollar schweren Fund gegründet, mit 20 hochkarätigen Investoren aus der ganzen Welt, darunter Amazon-Gründer Jeff Bezos und der englische Magnat Richard Branson. Bob Perciasepe ist Vorsitzender des Centers for Climate and Energy Solutions und hat unter Obama für die Umweltbehörde EPA gearbeitet. Auch bei den Unternehmen selbst beobachtet er einen gewissen Optimismus. Bob Perciasepe:

    "Es ist aufschlussreich sich die Energieversorger mal anzusehen. Die meisten verhalten sich so, als ob sie auch in Zukunft noch Emissionen sparen müssten. Die neueste Schätzung von Bloomberg zeigt nun, dass alleine im vergangenen Jahr 5 Prozent an Treibhausgasen weniger ausgestoßen wurden. Damit sind wir 75 Prozent des Weges zu unserem Ziel in 2030 bereits gegangen. Dieser Trend wird nicht einfach aufhören.”
    Moderate Position in Sachen Klimawandel
    Der Optimismus mag auch daher rühren, dass Trumps neuer Außenminister Rex Tillerson sich positiver als sein Chef über die Rolle Amerikas beim Klimaschutz geeinigt hat. Der ehemalige Vorsitzende des Mineralölkonzerns ist sicher kein Umweltschützer, aber seine Position in Sachen Klimawandel ist moderater als die seiner Kabinettskollegen - und könnte Trump vielleicht besänftigen, hofft Perciasepe.

    "Wenn es um das Pariser Abkommen geht, dann haben wir einmal die Aussage des Präsidenten, der sagt, er will offen bleiben. Und wir haben Rex Tillerson, der meint, Amerika sollte einen Sitz am Tisch behalten. Ich denke, das klingt beides schon einmal gut.”

    Doch selbst wenn Trump den Clean Power Plan kippt; 28 der 50 amerikanischen Bundesstaaten haben neben dem Clean Power Plan eigene Bestimmungen zum Klimaschutz erarbeitet, die also auch beim Wegfall desselbens bestehen blieben. Auch der Rest der Welt wird auch weiterhin in Klimaschutz investieren - mit oder ohne Trump. Daniel Kammen:
    "Ich denke es ist klar, dass sich die saubere Energie weiterentwickelt. Es wird weltweit so viel investiert. Alleine China steckt so viel Geld dort hinein, ebenso Europa, und auch die amerikanischen Unternehmen. Die Frage ist nun, ob Trump den Fortschritt auf nationaler Ebene ausbremsen wird und damit die Rolle der USA in Klimaverhandlungen in Frage stellt.”