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Erste Bewährungsprobe für Ulises Lopez Medina

Nach knapp zwei Monaten Semester steht für Ulises Lopez Medina die erste ernste Bewährungsprobe auf dem Programm. Der Mexikaner macht im brandenburgischen Eberswalde seinen Master in Nachhaltigem Tourismus. Von der Anfangs-Euphorie ist einiges verloren gegangen.

Von Nico Hecht | 04.11.2010
    Nach sieben Wochen Studium will Ulises Lopez Medina heute bereits die erste Prüfung absolvieren. Der Semester-Lehrplan des Studiengangs Nachhaltiger Tourismus in Eberswalde besteht aus sechs Modulen - und zu allen werden die Studenten jeweils mündlich geprüft, erklärt der Mexikaner. Heute nun zum Komplex Tourismus, Umwelt und Gesellschaft.

    "Es gibt da verschiedene Themen. Das ist: der Tourismus und die Kompensation des Treibhauseffektes. Dann haben wir die Auswirkungen davon auf Tiere und pflanzen. Dann gibt es Themen, zum Beispiel Mitigation zu machen von Tourismus. Dann Biodiversität, wie Nachhaltigkeit entwickelt und angefangen hat."

    Der 35-Jährige weiß nicht, was die Prüfer in den 15 Minuten fragen. Deswegen hat er den gesamten Stoff wiederholt, gemeinsam seiner Kommilitonen Luisa Ceron aus Ecuador.

    "Ich bin ganz nervös, muss ich ehrlich sagen. Weil, das ist für mich die erste mündliche Prüfung. Weil ich habe vorher schon die DSH-Prüfung gemacht. Aber das war nur schriftliche Prüfung. Und das war nur Deutsch als Fremdsprache."

    Der DAAD-Stipendiat macht sich weniger Sorgen. Denn die Inhalte des Moduls, wie der Ressourcenverbrauch im Tourismus oder der Zusammenhang von Klimawandel und Tourismus, interessieren ihn besonders.

    "Wahrscheinlich ich bin ein bisschen nervös. Aber das ist auch - glaube ich - gut. Mir gefällt die Vorlesung. Und ich glaube, das ist ein großer Vorteil."

    Sie sind die einzigen Lateinamerikaner in ihrem Studiengang in Eberswalde. Na klar lernt man sich da schnell kennen, sagen sie. Ihre gemeinsame Muttersprache ist Spanisch. Aber sie haben vereinbart immer auf Deutsch miteinander zu reden. Wirklich immer?

    "Naja, heute habe ich gedacht: einen bisschen auf Spanisch. Vielleicht was er verstanden hat oder was ich besser verstanden habe. Und deswegen habe ich ihn auch eingeladen. Weil ich gedacht habe, ok, er ist auch ganz schlau."

    Freunde haben sie aber auch schon unter den deutschen Studenten gefunden. Das hilft nicht nur ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.

    "In unserer Gruppe sind die Leute auch aufgeschlossen. Also wir kriegen auch Hilfe von ihnen. Also ich habe mich mit drei deutschen Kommilitonen getroffen. Sie haben mich gefragt, willst Du mit uns lernen. Und ich habe gesagt, also sehr gerne. Wir haben so manche Sachen diskutiert, ganze Vorlesungen, die ich vielleicht nicht so ganz verstanden habe."

    Das viele Lernen lenkt den Mexikaner ein wenig ab, vom grauen deutschen Herbst. Der Wetterbericht hat für seine mexikanische Heimatstadt Mazatlan am Pazifik heute 27 Grad bei wolkenlosem Himmel vorhergesagt.

    "Manchmal, ich bin ein bisschen traurig. Vermisse einen bisschen meine Freunde oder mein Land in Mexiko, mein Leben dort. Und Leute ist ganz wichtig, das Wetter. Auch ist es nicht so kalt wie hier, wo ich wohne."

    Und dann muss er auch noch lästige Ämtergänge erledigen. Die deutsche Botschaft in Mexiko-City hatte ihm nur ein Touristenvisum ausgestellt. Deswegen musste die Ausländerbehörde die Aufenthaltsgenehmigung noch einmal verlängern.

    "Finde ich komisch, dass sie geben nur diese Visum für drei Monate. Und man muss hier in Deutschland wieder zur Ausländerbehörde gehen. Und dann sie wollten die Versicherung, Reisepass und dann die DAAD-Stipendium gucken und die Anmeldung natürlich. Aber viele Leute waren dort, viele Studenten."

    Über soviel Bürokratie können die beiden Lateinamerikaner nur den Kopf schütteln. Deutschland ist ihnen manchmal fremd - trotzdem sind sie froh, sich für ein Studium hier entschieden zu haben.

    "Ich bin zufrieden, dass ich hier bin. Das ist eine große Chance, dass wir mehr lernen können. Und am Ende: Wir sind zufrieden - Estamos Contentos."

    "Welcome to Germany" Neue Sendereihe über ausländische Studierende