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Erste Briefmarke der Welt
"Penny Black" reformierte das Postwesen

Bis vor 180 Jahren war Briefeschreiben kostenlos - aber Briefe zu empfangen sehr teuer. Den Briefverkehr erschwinglich machte erst die Penny Black, 1840 die welterste aufklebbare Porto-Quittung oder schlicht: Briefmarke. Erhaltene Exemplare werden heute für Hunderte bis Tausende Euro gehandelt.

Von Andrea Westhoff | 01.05.2020
    One Penny Black, die erste Briefmarke der Welt, erstmals ausgegeben von Vereinigten Königreich im Jahr 1820
    Die Idee zur Penny Black hatte der Londoner Rowland Hill, Schriftführer der "Gesellschaft für die Verbreitung nützlichen Wissens" (picture alliance / CTK / Vaclav Salek)
    Heute ist es ganz selbstverständlich: Wer ein Schriftstück, Päckchen oder Paket versenden will, klebt, quasi als Gebührenbeleg, gut sichtbar eine oder mehrere "Wertmarken" darauf – und ab geht die Post.
    Diese Idee mit der Briefmarke stammt aus dem 19. Jahrhundert, aus Großbritannien, erzählt Andreas Hahn, Leiter der Abteilung Philatelie bei der Museumsstiftung Post- und Telekommunikation:
    "Das Postwesen im Vereinigten Königreich galt bis 1840 als relativ ineffizient und vor allen Dingen teuer. Man muss sich vorstellen, dass bis zu diesem Zeitpunkt es üblich war, dass nicht der Absender eines Briefes die Gebühr dafür bezahlt hat, sondern der Empfänger. Erst wenn der Postbote den Brief auch wirklich zugestellt hatte, hat die Post das Geld dafür einnehmen können."
    Vater der Briefmarke war ein Lehrer aus London
    Weil eine Briefseite schon mehr kostete, als ein durchschnittlicher Arbeiter pro Tag verdiente, versuchten viele Empfänger die Postboten auszutricksen. Zum Beispiel die junge Soldatenbraut, die nach einem kurzen Blick auf die Nachricht ihres Verlobten die Annahme verweigerte:
    "Angeblich hat ein auf dem Brief verstecktes Zeichen ihr schon genug an Nachrichten übermittelt, also: 'Mir geht es gut', sodass sie den eigentlichen Brief dann gar nicht mehr in Anspruch nehmen musste, und die Post ist auf ihren Kosten sitzengeblieben."
    Das Gleiche passierte, wenn die Empfängeradresse ungenau oder falsch war. Es musste etwas geschehen.
    Das dachte sich auch Rowland Hill, ein Londoner Lehrer und Schriftführer der "Gesellschaft für die Verbreitung nützlichen Wissens". Er schlug eine radikale Postreform vor, die die Verantwortlichen der "Royal Mail" tatsächlich umsetzten:
    "Die Idee der Postreform war: Nicht mehr der Empfänger zahlt, sondern der Absender zahlt. Da gibt es kleine Quittungen, Stempel, stamps auf englisch, und diese gedruckten Stempel klebt er auf den Brief, und dann ist klar, er hat das Porto für diesen Brief bezahlt."
    Rowland Hill gilt als "Vater der Briefmarke":
    "Es gab in Sardinien die sogenannten sardischen Pferdchen, das waren Briefbögen, die verkauft wurden, und die einen eingedruckten Stempel hatten, mit einem Botenreiter – Pferdchen –, aber die erste wirkliche Briefmarke, die also getrennt und lose verkauft wurde, das war diese Penny Black, die nach einer großen Postreform das Licht der Welt erblickte."
    Ein Penny - egal, wie weit die Postsendung ging
    Die "Penny Black" wurde in großer Stückzahl gedruckt und erstmals am 1. Mai 1840 ausgegeben.
    "Das ist eine auf den ersten Blick relativ schlichte Briefmarke, die zeigt im Profil den Kopf der sehr jungen Queen Victoria, auf dieser Darstellung ist sie nur 16 Jahre alt, und der Hintergrund dieser Marke besteht aus einem maschinell hergestellten, sehr feinen grafischen Muster."
    Dem einfarbig schwarzen Grundton verdankt sie ihren Namen: "Penny Black".
    Das Wichtigste für Rowland Hill aber war der Preis: Die Briefmarke kostete nur einen Penny – egal, wie weit die Postsendung gehen sollte. Damit allerdings, so befürchteten viele, werde die königliche britische Post endgültig ruiniert.
    "Diesen Gegnern entgegnete Rowland Hill, dass durch das sich drastisch vermehrende Aufkommen von Briefen die Einnahmen wieder steigen werden. Und mittelfristig hat er damit Recht gehabt."
    Die Idee mit der Briefmarke war eine Erfolgsgeschichte, und viele Nationen folgten bald dem britischen Beispiel. Die erste deutsche, der "Schwarze Einser", wurde 1849 vom Königreich Bayern ausgegeben.
    Heute viel teurer als damals
    Briefmarken sind längst nicht nur "Postwertzeichen": Viele der kleinen Bildchen ehren berühmte Persönlichkeiten, erzählen von bedeutenden historischen Ereignissen eines Landes oder sind Miniaturkunstwerke. Und sie sind begehrte Sammelobjekte, natürlich auch die "Penny Black". Erstaunlicherweise aber gehört die erste Briefmarke der Welt nicht zu den wertvollsten.
    "Von der blauen Mauritius sind zwölf Exemplare bekannt, von der roten Mauritius sind 15 Exemplare bekannt, da bewegt man sich im Millionenbereich, während die Penny Black, davon sind Millionen gedruckt worden oder Hunderttausende zumindest, und eine genaue Zahl ist sicherlich nicht bekannt, aber da gibt es noch Tausende von. Aber sie ist natürlich trotzdem so selten oder so teuer, dass sie in einem guten Zustand einige Hundert, vielleicht auch wenige Tausend Euro kosten kann."